STREETWALKIN' CHEETAHS

The Kramer Youth

Kalifornien ist nun wirklich nicht arm an guten Bands, und doch gibt es immer wieder mal eine, die aus dem – guten! – Durchschnitt herausragt. Die STREETWALKIN’ CHEETAHS sind so eine Band, das war mir schon klar, als ich sie vor Jahren mal in den USA als Backing-Band von Wayne Kramer live erleben durfte, doch es verging sträflicherweise noch das eine oder andere Jahr, bis es mal mit einem Interview klappte. Interviewt wurde Gründungsmitglied, Frontmann und Gitarrist Frank Meyer.

Wie kommt es eigentlich, dass du so einen typisch deutschen Namen hast?


Hab ich das?! Ich schätze mal, in unserer Familie gibt es deutsche Vorfahren, oder meine Eltern hatten einen einen seltsamen Sinn für Humor...

Euer Bandname bezieht sich ja auf eine bestimmte, recht bekannte Band. Wie wichtig sind/waren die für euch?

Wir sind alle ziemliche Fans der STOOGES bzw. von Iggy Pop, und die sind sicherlich neben MC5, CHEAP TRICK, den STONES, den NEW YORK DOLLS oder den RAMONES unser größter Einfluss. Unser Bandname stammt aus der ersten Textzeile von ‚Search & Destroy‘, weil das einer der ersten Songs war, die wir gespielt haben. Der andere war ‚Cherry Bomb‘ von den RUNAWAYS, aber es gab bereits eine Band, die sich THE CHERRY BOMBZ nannte. Wir haben als ein paar Typen begonnen, die einfach ein paar Bier trinken wollten und dazu unsere Lieblings-Punksongs spielten, daraus entwickelte sich dann eine richtig klassische, arschtretende Rock’n’Roll-Band.

Ihr seid jetzt bereits sechs Jahre in der Punk’n’Roll-Underground-Szene unterwegs. Wie steht es momentan um den Rock’n’Roll?

Momentan ist eine seltsame Phase für Rock’n’Roll in den Staaten. Es gibt Unmengen an großartigen Bands, meine Favoriten sind die HANGMEN, B MOVIE RATS, THE FORTY FIVES oder SUPERBEES. Aber die Major-Label verkaufen kaum noch Rock-Platten, die machen ihr Geld überwiegend mit Hip-Hop oder diesen Rap-Metal-Bands. Also fliegen die anderen Bands raus und machen auf einem kleinen Indie-Label weiter wie NASHVILLE PUSSY, THE SUPERSUCKERS, THE TOILET BOYS, BAD RELIGION oder FISHBONE.

Euer Debütalbum „Live on KXLU“ war 1999 auf Triple X erschienen, seid ihr mit dieser Platte restlos zufrieden gewesen?

Eigentlich hatten wir schon vorher zwei Platten auf Bomp/Alive Records veröffentlicht. Die erste EP hieß ‚Heart Full of Napalm‘, wo Wayner Kramer von MC5 bei einigen Songs Gitarre gespielt hat. Dann gab es noch ein komplettes Album mit dem Titel ‚Overdrive‘. Bei diesen Platten habe ich eher gemischte Gefühle, da sie nicht die tatsächliche Energie der Band widerspiegeln. Aber ‚Live on KXLU‘ ist ein tolles Album und dokumentiert perfekt, was die Band zur Zeit ausmacht. Sie ist ziemlich rauh und komplett live eingespielt, wodurch sie den Charme dieser alten Punk-Scheiben aus den 70ern besitzt etwa wie bei ‚Funhouse‘ von den STOOGES oder ‚Kick Out The Jams‘ von MC5.

Apropos Wayne Kramer: Ihr wart sogar mal seine Backing-Band. Wie seid ihr an den Job gekommen und wie ist es, mit so einer „lebenden Legende“ zu spielen?

Wir kennen Wayne ja seit wir 1995 die Band gründeten. Nachdem er ein paar Songs für uns produziert hatte, fragte er uns, ob wir mit ihm auf Tour gehen wollen. Natürlich wollten wir und hatten eine großartige Zeit. Er ist ein fantastischer Gitarrist und wir sind gut miteinander ausgekommen. Es macht immer Spaß, mit deinen Idolen spielen zu können. Wir haben auch schon mit Sylvain Sylvain von den NEW YORK DOLLS, Cherie Currie von den RUNAWAYS, Deniz Tek von RADIO BIRDMAN, Scott Morgan von den RATIONALS und Jimmy Zero von den DEAD BOYS gespielt. Schon deswegen hat es sich gelohnt, in dieser Band zu sein.

Ihr habt auch schon mit jeder Menge anderer hervorragender Live-Bands wie den SUPERSUCKERS, ZEKE oder CHIXDIGGIT zusammengespielt. Wie seid ihr mit denen ausgekommen?

Wir kommen eigentlich mit jeder Band gut aus, mit der wir auf Tour sind. Wir haben da regelmäßig unseren Spaß. Wir machen gerne Party und versuchen eine gute Zeit zu haben, aber wir haben auch viel Respekt vor unseren Fans und den Clubs und fühlen uns denen gegenüber verantwortlich. Jedes Mal, wenn du mit einer guten Band unterwegs bist, lernst du was und eignest dir irgendwelche Dinge an. Vor allem die SUPERSUCKERS können zwischen den Songs ziemlich gut mit dem Publikum umgehen. Eddie Spaghetti ist in dieser Hinsicht extrem unterhaltsam.

Unterscheidet sich euer Live-Sound sehr von euren Studioaufnahmen, seid ihr live energetischer?

Live sind wir völlig außer Kontrolle. Wir sind bekannt für unseren energetischen Live-Sound und tun alles, um die Halle zum Kochen zu bringen. Außerdem sind wir dafür berüchtigt, dass bei uns so einiges zu Bruch geht. Überraschenderweise bleibt unser Publikum immer ungeschoren. Es hat aber mehr mit echter Energie als blinder Zerstörungswut zu tun. Wir wollen, dass das Publikum Spaß hat und Party machen kann. Wir hassen diese Typen, die nur angeödet auf der Bühne rumstehen, denn wir arbeiten uns den Arsch ab, um die Leute zu unterhalten und live so gut wie möglich zu sein.

Euer aktuelles Album heißt „Waiting For The Death Of My Generation“. Stimmt es, dass ihr die Platte in zwei Wochen aufgenommen habt?

Wir haben „Overdrive“ in zwei Nächten aufgenommen, ‚...KXLU‘ in einer Stunde und ‚...Generation‘ innerhalb einer Woche. Wir sind extrem schnell und rocken umso härter.

Ist sie so geworden, wie ihr euch das vorgestellt habt?

Ich bin ziemlich zufrieden mit der Platte. Sie hat einen schön unterproduzierten, rauhen Sound, der aber dennoch sehr dicht ist. Wir haben teilweise Bläser benutzt und Piano, aber insgesamt ist es eine klassische Rock-Platte. Wir wollten einen schweren Rocksound, der anstelle der üblichen Punkelemente Einflüsse von Pop und New Wave besitzt. Die Platte sollte mehr an CHEAP TRICK oder die ROLLING STONES als an MC5 erinnern.

Brian Kehew, der auch schon mit AIR, Alice Cooper oder den DICKIES zusammengearbeitet hat, war maßgeblich an der Platte beteiligt. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?

Brian ist ein guter Freund. Er ist ziemlich witzig, deshalb hatten wir viel Spaß. Wir saßen zusammen und schauten uns STYX-Videos und Comedy-Kassetten an, während wir das Album aufgenommen haben. Es herrschte eine ziemlich gute Stimmung. Wir haben viel gelacht und viel getrunken.

Eure Musik wird oft als Punk’n’Roll mit Powerpop-Elementen beschrieben. Stimmst du dem zu?

Voll und ganz. Wir haben immer versucht, Punkrock mit Powerpop, New Wave oder klassischem Rock zu mischen. Wir lieben Bands wie die CARS, ELO und CHEAP TRICK, genauso wie die DEAD BOYS oder die STOOGES. Wir haben auch nichts gegen THIN LIZZY, AC/DC, THE ROLLING STONES, AEROSMITH und ALICE COOPER einzuwenden.

Wie kam es zu dieser brillanten Cover-Version von „Know Your Product“ der SAINTS?

Das hatten wir schon ewig geplant, aber es erst jetzt verwirklicht. Aber die Bedingung war, dass der Song Bläser haben muss, denn das macht den Charme des Songs aus. Dafür verpflichteten wir unsere Kumpel von FISHBONE und CLAWHAMMER. Es klingt meiner Meinung nach wirklich perfekt. Wir haben eigentlich immer mindestens eine Coverversion am Start, um den Leuten zu zeigen, wo unsere Einflüsse sind. Für ‚Waiting For The Death Of My Generation‘ stand auch noch ‚God Is A Bullet‘ von CONCRETE BLONDE zur Auswahl, ein Song, den wir schon lange mal covern wollten.

Was für Bands gefallen euch sonst so?

Amüsanterweise höre ich mir viel Hip-Hop oder Rap an. Aber dieser Rap-Metal kann mir wirklich gestohlen bleiben. WU TANG CLAN, KOOLG RAP oder PUBLIC ENEMY kann ich mir jederzeit anhören, aber mit LIMP BIZKIT und CRAZYTOWN kannst du mich jagen.

Wie sieht es mit deiner sonstigen Lebenseinstellung aus, ist Rock’n’Roll nur ein „Lifestyle“ oder ein „Way of life“?

Rock’n’Roll hat man einfach im Blut. Man wird bereits so geboren. Wenn du Rock’n’Roller bist, bestimmt das deinen weiteren Lebensweg. Du hängst mit Bands rum, spielst in einer Band oder arbeitest in irgendeiner anderen Form mit Bands. Du bist da, wo auch die Musik ist. Ich werde das machen, bis ich den Löffel abgeben muss. Ich spiele schon in Bands seit ich 14 bin. Das heißt aber nicht, dass man ein kompletter Vollidiot ist, ich kann auch ohne Rock’n’Roll durchaus meinen Spaß haben.

Ihr scheint gerade auf drei Labels gleichzeitig zu sein. Mit welchem werdet ihr in der Zukunft fest zusammenarbeiten?

Ursprünglich hatten wir 1997 bis 1999 einen Vertrag mit Bomp!. Dann haben wir bei Triple X unterschrieben, in Europa wurde unser US-Album dann von Munster lizensiert. Aber in jedem unserer Verträge steht, dass wir jederzeit auf einem anderen Label Sachen rausbringen können – bis zu 10 Releases gleichzeitig. Wir wären gerne wie KISS oder die BEATLES, die zwei oder drei Platten im Jahr rausgebracht haben.

Euer Song „Why You Gotta Come First“ von „Waiting For The Death Of My Generation“ wurde für einen Honda-Werbespot verwendet. Wie kam das zustande?

Triple X hatten einen Agenten angeheuert, der versuchte, Songs einiger Bands in Werbespots unterzubringen. Überraschenderweise wählten sie unseren Song für Honda aus. Für uns eine sehr coole Sache, zumal es auch gut bezahlt wurde. Komisch, dass sie ausgerechnet unseren schnellsten und punkigsten Song für den Werbespot aussuchten, auch wenn der Songs nur kurz zu hören ist. Für mich ist das kein Ausverkauf, wir haben schließlich nicht extra einen Songs für sie geschrieben. Außerdem wollen wir, dass unsere Sachen von möglichst vielen Leuten gehört werden.

Wie würdest du reagieren, wenn euch ein Major unter Vertrag nehmen wollte?

Ich würde erst mal eine Flasche Schampus köpfen, einen Joint anzünden und eine wilde Party feiern.

Was habt ihr im Moment geplant?

Wir planen gerade eine Tour zusammen mit REVEREND HORTON HEAT und NASHVILLE PUSSY in den Staaten. Dann werden wir bis Juli in Europa touren. Das erste Mal überhaupt, insofern hoffen wir, dass es ein Erfolg wird. Die aktuellen Daten könnt ihr auf unserer Website checken. Ich kann dir aber schon jetzt garantieren, dass es eine laute und schweißtreibende Tour wird – wir werden jeden Club in Schutt und Asche rocken. Auf Triple X ist gerade eine Platte namens ‚Guitars, Guns and Gold‘ mit raren Sachen von uns erschienen. Außerdem spielen wir gerade Demos für ein neues Album ein. Es wird ‚Gainesville‘ heißen und soll voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen. Das Album wird unsere Tourerfahrungen dokumentieren und in Sachen Dynamik und Abwechslungsreichtum ein echter Fortschritt sein. Ganz in der Tradition von Klassikern wie ‚Rocks‘ von AEROSMITH und ‚Sticky Fingers‘ von den STONES – rauh, dreckig und wild.

In Anlehung an den bekannten DICTATORS-Song die abschließende Frage: Wer rettet den Rock’n’Roll?

Die STREETWALKIN’ CHEETAHS natürlich!