STEAKKNIFE

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Men bikes have died for

Pferde sind scheiße. Das wissen wir, seit jemand, der hier nicht näher benannt werden soll, gesagt hat: „John Wayne? Nazi!“. Deshalb sei mir verziehen, dass ich dieses Tier hier anführe und auch noch von hinten aufzäume. Aber dann schreibt mir doch dieser Lorenzo, seines Zeichens Schlagzeuger von STEAKKNIFE in einer von diversen E-Mails, dass der Name STEAKKNIFE eine Hommage an die ANGRY SAMOANS sei. Als wüsste man das nicht, als Fan. Als wüsste man nicht, dass STEAKKNIFE zum größten Teil auch mal als 2BAD durch die Lande gereist sind, um verkopfte, kranke Noise-Musik zu spielen, wie man sie hierzulande nur von BARKMARKET oder JESUS LIZARD kennt. Als wüsste man nicht mal, dass dieser Haufen gutaussehender Snobs früher unter dem Namen ANKRY SIMONS als ANGRY SAMOANS-Coverband von sich reden gemacht hat. Und dass der Name STEAKKNIFE, der noch von einem Songtitel der ANGRY SAMOANS entliehen ist, die Verbindung zu den großen Vorbildern der frühen Tage immer noch aufrechterhalten sollte, sich aber gleichzeitig genügend davon löst (im Gegensatz zu ANKRY SIMONS), um sich musikalisch nicht allzu sehr zu binden und anderen Einflüssen Tür und Tor zu öffnen. Also wirklich, geschätzter Lorenzo Stiletti, das weiß man doch, verdammt!

Es kann ja nicht jeder das alles schon wissen!“, hat er sich wohl gedacht, der gute Lorenzo. Stimmt. Denn es ist mir auch sehr wichtig, es den paar Menschlein da draußen, die es noch nicht wussten, zu vermitteln, wie wichtig diese gottverdammte Band ist. Außerdem ist „Hommage“ ein solch wundervolles Wort und Understatement eine solch sexy Angewohnheit, dass es ihm hiermit verziehen sei. Außerdem ist Lorenzo Radrennfahrer und Untertitelredakteur für Arte-TV. Wenn das mal nicht cool ist und Lust auf Fernsehen und die Tour de France macht ... Auf jeden Fall aber gibt es, Chuck Berry sei Dank, Neues aus dem Hause STEAKKNIFE zu vermelden. Deshalb, nur deshalb lest diesen Text. Praise the SteaKK, was auch immer da jetzt an Fakten und Fiktion auf euch eintrommelt!

Ich fragte Lorenzo via E-Mail, weshalb im Januar über Nois-O-Lution Records das Best of/Outtakes/Live-Release von STEAKKNIFE mit dem Titel „STUFF - 1991 bis 2004“ erscheint, wo ich doch jetzt seit fast vier Jahren auf die neue Platte warte? Verträge? Geldmangel? Was zur Hölle ...?! „Die Idee kam von Arne von Nois-O-Lution“, meint Lorenzo dazu, „weil er wollte, dass in diesem Jahr noch was von uns erscheint, wir aber durch meine Diplomarbeit Ende 2003 und Marcs Schulterauskugeln im Frühjahr 2004 ein gutes Jahr zurückgeworfen wurden. Außerdem, weil unsere ersten Releases nicht mehr erhältlich sind. Die ‚God Pill‘ nachzupressen, wäre kein Problem gewesen, weil das Verhältnis zu X-Mist ja ungetrübt ist, aber das Material von ‚Songs Men Have Died For‘ ist beim Konkurs von Semaphore verschütt gegangen, außer den Pressmustern für die LP, weil die ja auf Steakhouse Rec. rauskam. Wenn wir also mal viel Geld übrig haben ... Außerdem fühlten wir uns sehr geehrt und endlich wieder extrem wichtig, also haben wir Arne gerne zugesagt.“

1991 bis 2004. Und jetzt, im 14. Jahr nach der Bandgründung gibt es also endlich einen von Marc Mondial (der spielt diese Hammer-Gitarre) höchst liebevoll gestalteten Appetizer im Digi-Pack, um einem das Warten auf das vielleicht sogar die „Plugged into the amp of god“ übertreffende, hoffentlich bereits Ende 2005 die Welt rettende, neue STEAKKNIFE-Album zu erleichtern. Wenn es hält, was die dargebotenen neuen Songs live versprechen, werde ich vielleicht sogar ein wenig weinen, vor Glück ... Die Redaktion bat vor längerer Zeit darum, im Vorwort nicht explizit zu erwähnen, wie betrunken man war und weshalb das vom Schreiber gerne so betitelte „Interview“ alkoholbedingt so scheiße geworden ist. Rücksichtsvoll wie ich nun mal bin, werde ich dies deswegen auch an dieser Stelle unterlassen. Ich springe also in der Zeit zurück, swoooosh! Und schon sitze ich, warum auch immer, leicht angetrunken im Auto in Richtung Dortmund wo STEAKKNIFE im FZW diesen kalten Dezemberabend in einen watteweichen Wohlfühl-Event zu verwandeln wissen werden.

Ich betrete die Lokalität und augenblicklich fällt mir die gutaussehende Merchandise-Maschinerie der Messer ins Auge: Garbagepit Pete – der fleischgewordene Traum einer jeden Newcomerband! Kaufmännisch geschult und durch den reinen Einsatz seines John Belushi-Dackelblickes finanziell bessergestellten Frauen zum Kauf der feilgebotenen Devotionalien verführend, bereitet er wie selbstverständlich seinem Freund Hell-G, Bassmann der Messer, einen Espresso, der sich in gewohnt feinem Zwirn am Merch-Stand lehnend einen Überblick über das zu verzaubernde Publikum verschafft. Eigene Röstung, klar. Dieser dankt artig, schlürft einmal heftig und begrüßt Linda und mich sodann mit seiner mit Herzlichkeit gespickten Contenance - wie immer unvergleichlich! Wir sind beeindruckt.

Ich werde dann gebeten, dem Dressman und Espresso-Fan Hell-G in die hinteren Räumlichkeiten zu folgen, wo der Rest der Essenz des Punkrocks der 80er und 90er anzutreffen wäre. Dies tue ich ohne Widerworte, da das nicht mein erstes Interview ist und ich deshalb hoffe, dass ich dort wie so oft auch heute Bier und freie Mahlzeiten vorfinden werde. Als ich den Raum betrete, gönnen sich STEAKKNIFE gerade einige Folgen „Ren & Stimpy“. Über den bandeigenen Videobeamer versteht sich. Außer Lorenzo, der sitzt einfach da und macht Origami. Kein Scheiß. Ein wilder, stilsicherer Haufen, die Saarländer ... Die anderen sind sicherlich nicht sonderlich erbaut, dass ich ihr „Date“ mit meinen beiden Seelenverwandten nun störe, denen auch stets der Sinn nach „Free Foood!“ steht. Aber dennoch: Überaus freundlich, wie immer gut gekleidet und geübt ihre Longdrinks zum Gruße hebend, realisiert man ohne große Umschweife mein Eintreffen. STEAKKNIFE eben. „Ego macht den Meister.“

Weiter oben erwähnter Gitarrist Marc Mondial ist nicht nur mit künstlerischem Talent im Bereich Grafik/Design gesegnet, was ihm schlussendlich auch bei seinem Kunst- und Designstudium enorm entgegenkommt, sondern auch noch ein digitaler Schlaufuchs. Von Computern und mit deren Hilfe erzeugter Musik kann der euch was erzählen! Siehe z.B. die auf der „Stuff 1991-2004“-CD vertretene E-Dub-Version von „2Dollar Haircut“. Sagenhaft! Bestätigt wird meine Einschätzung bezüglich seiner Digital-Affinität, als ich nach dem selbstverständlich großartigen Konzert der Band lediglich das popelige Olympus-Diktiergerät auf den Tisch stelle, um ein paar Stimmungen einzufangen ...

Marc: „Das ist ja analog!“
Lee: „No man ... It’s called: oldschool. Or maybe: JörKK is a poor bastard.“
Ich weigere mich vorerst, irgendwelche konkreten Fragen zu stellen, da ich, wenn ich mein Vater wäre, jetzt gerade mit den BEATLES zusammensitzen würde, und ernte den Dank für meine Ehrfurcht.
Hell-G: „Noch jemand ein Bier?“
Bezaubernder Mensch.
Lee: „Möchtest du vielleicht gerne meinen Gesichtsausdruck beschreiben, JörKK?“
Ich möchte. Nur um für diesen kurzen Moment ein Teil seines Lebens zu sein. Es gelingt mir bloß nicht. Ich hätte ja auch nicht zu John Lennon gesagt, er sehe recht abgekämpft und bekifft aus. Erst recht dann nicht, wenn es der Wahrheit entsprochen hätte. Also lächele ich ihn einfach an, was das Zeug hält.
Lee: „Möchtest du nicht vielleicht etwas über das neue Album fragen?“
Ich glaube nicht. Lorenzo grinst. Marc jetzt auch.
Marc: „Willst du mal ziehen?“
Oh ja, danke!
Marc: „Ist das jetzt avantgardistisch, das Interview?“
Nein, analog. Hast du doch eben selber gesagt!
Marc: „Ach so, ja, stimmt ... Da bin ich ja mal gespannt, wie das klingt.“

Marc fängt an, einen spontan erdachten Song auf das lauschende Diktiergerät zu bannen. Mit Flaschen, Feuerzeugen, Kronkorken, Salzstangen und anderen unbarmherzig umherliegenden Verrücktheiten. Okay, last try: Hier die Geheimwaffe ... Arne von Nois-O-Lution hatte die folgende Idee, die ich auch sehr gut fand. Ich könne ja Bezug nehmen auf besondere Ereignisse des Gründungsjahres 1991. Das tat ich dann auch. Ganz fürchterlich sogar.
Wisst ihr eigentlich noch, was 1991 alles passiert ist?
Lucky Demon: „Ich glaube, ich hatte Geburtstag!“
Lee: „Ich weiß nicht genau ... Äh, nein, falsch: Ich weiß ganz sicher nicht mehr, was da war! Drugs ... Damn it!“
Zum Beispiel ist Michael Landon 1991 gestorben!
Hell-G: „Ach ja, das war ‚Der Mann, der aus dem Meer kam‘! Oder?“
Pete: „Neeee! Das heißt ‚Der Mann aus Atlantis‘!“
Hell-G: „Aber der kam doch auch aus dem Meer!“
Stoffel: „Das war aber Patrick Duffy!“
Lee (sichtlich schockiert): „He died as well?“
Pete: „Neiiin! Keine Ahnung! Aber Patrick Duffy war ‚Der Mann aus Atlantis‘. Michael Landon war Little Joe Cartwright! Bonanza! Alles klar?“
Lee (verärgert): „Little Joe is dead?! Fuck off ...“
Hell-G: „Und was hat Patrick Duffy jetzt mit Bonanza zu tun?“
Alle: „Nichts! Gaaar nichts!“
Lee: „Okay, okay, next dumb question please! I wanna piss into the hotel pool before I went too drunk to do it!“
Lorenzo: „Nix da! Ich hab dieses Mal extra meine Badehose eingepackt!“
Marc: „Yeah! Ich auch. Hab mich letztes Mal voll geärgert, war ein cooles Schwimmbad!“

Ich überfliege hastig meinen schlauen Zettel mit den Ergebnissen der „Was passierte alles 1991“-Recherche, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist, da die Stimmung doch arg ausgelassen ist. Da! 1991 hat man In den Tiroler Alpen den Ötzi gefunden!
Hell-G: „McDonalds, McDonalds, Kentucky Fried Chicken and the Pizza Hut!“
Lee: „Oh man, is it out of Control?“
Hell-G? Ich weiß nicht ...
Lee: „No! Dude! The interview!“
Pete: „Warum? Neiiin, wir lachen doch viel ...“
Reicht das?
Alle: „Mmmh ... Schreib einfach, die neue Platte wird auf jeden Fall suuuper!“
Hätte ich eh gemacht!
Hell-G: „Warum sitzen wir dann noch hier? Da unten ist Disco!“
Lorenzo: „Pool! Pool! Pool!“
Lee: „I need some snacks or something ... And JörKK, you try your best with this, right?!“

Werd ich, werd ich! Kommt gut nach Hause und vielen Dank! So kann’s gehen ... Aber denkt dran: Nicht nur (dank Marc) hübsch anzusehen, ist der mit jeder Menge CD-Rom-Gimmicks (Video, Buttonvorlage, Fotos usw.) daher kommende „neue“ Tonträger „STUFF - 1991 bis 2004“. Nein, nein, er wartet auch noch mit der unveröffentlichten Hymne „Anthem“ von der „Songs Men Have Died For“-Studio-Session auf, den beiden sagenhaften ANKRY SIMONS-Songs „Lazy Aliens“ und „Mothers Make up“, diverse, coole live-Cuts sind zu bestaunen und natürlich die subjektiv größten Smasher (die Fans durften auf der Homepage wählen!) der drei Longplayer und einige längst vergriffene Singles. Der erste Nachlass, für den nicht erst gestorben werden musste! So macht erben Spaß. Und jetzt bitte alle schnell schnell das Teil besorgen, um sich die Wartezeit auf das neue Album zu versüßen!