SPEEDMOBILE

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Kreuzkontamination

Was machen eigentlich ... BATMOBILE? Die niederländischen Psychobilly-Pioniere sind sehr wohl noch aktiv, aber Frontmann Jeroen hat durchaus noch zeitliche Reserven. Und das überschnitt sich mit dem Kalender von „Tall Bart“ Geever – hier Bart G abgekürzt – sowie Bart Nederhand (Bart N) von PETER PAN SPEEDROCK. Die hatten ihre Band ja 2016 auf Eis gelegt, aber welche Entscheidung ist schon für immer? Mittlerweile sind die Speedrocker wieder aktiv, allerdings auf Sparflamme. Und so hatten alle drei Zeit für ein gemeinsames Projekt, das schon namentlich auf beide Bands Bezug nimmt: SPEEDMOBILE! Die beiden Barts und Jereon beantworteten meine Fragen anlässlich des Albums „Supersonic Beat Commando“.

Könnt ihr euch erinnern, wann und wie ihr euch zum ersten Mal getroffen habt und wie ihr auf die Band des anderen aufmerksam geworden seid?

Bart G: Nun, ich weiß es nicht mehr genau, aber es muss irgendein Psychobilly-Gig oder -Festival in den späten Achtzigern gewesen sein, bei dem BATMOBILE und/oder meine erste Band BANG BANG BAZOOKA auftraten. Ich hatte BATMOBILE schon eine Weile gehört. Ihre erste Platte war eine der ersten, die ich kaufte, als ich mich für Rockabilly und Psychobilly begeisterte, und ich hörte sie ständig auf dem Walkman während meiner morgendlichen Zeitungsausträgerrunde.
Bart N: Ich lernte BATMOBILE kennen, als Bart G bei PETER PAN SPEEDROCK einstieg und wir ein paar Mal zusammen spielten. Als wir die Chance bekamen, zusammen bei einem MOTÖRHEAD-Tribute mitzumachen, sagten wir sofort zu. Von der ersten Bandprobe an war es großartig.
Jeroen: Tall Bart war in den Achtziger Jahren Mitglied bei LOVESTEAKS und bei BANG BANG BAZOOKA, wir kennen uns also schon ewig. PETER PAN SPEEDROCK und wir haben, glaube ich, im Jahr 2000 zum ersten Mal zusammen gespielt. 2008 haben wir ein Split-Album aufgenommen, „Cross Contamination“, damit war die gegenseitige Liebe ein für alle Mal amtlich.

Also hat euch auch die gemeinsame Liebe zu Lemmy und MOTÖRHEAD zusammengebracht. Was faszinierte euch an Lemmy?
Bart G: Ein Freund von uns hat uns drei zu einem Lemmy-Gedenkabend eingeladen, bei dem wir MOTÖRHEAD-Songs gespielt haben. Eigentlich gibt es keine bestimmte Sache, die ich an Lemmy am meisten mochte. Es war das „Gesamtpaket“. Er stand für alles, was mit Rock’n’Roll zu tun hat. Er war ein kluger Kopf mit gutem Geschmack, tollem Sound und einer großen Offenheit für Musik und vieles andere und hat das bis zum Ende durchgehalten. Was gibt es da nicht zu mögen?
Bart N: Ich mochte MOTÖRHEAD schon immer und habe die Platten tausendmal gehört. Wir haben auch ein paar Mal zusammen gespielt, was etwas ganz Besonderes war.
Jereoen: Für mich waren es der Mangel an Bullshit und das Übermaß an Rock’n’Roll, was diesen Mann ausmachte.

Während es mit PETER PAN SPEEDROCK ab 2016 erst mal vorbei war, gibt es BATMOBILE schon seit vierzig Jahren. Jeroen, woher kommt diese Langlebigkeit?
Jereoen: Wir sind eine Familie und eine Familie hält zusammen, egal was passiert. Wir hatten unsere Differenzen, aber das Interesse an der Band stand immer an erster Stelle. Ich denke, das passiert, wenn man musikalisch zusammen aufwächst. Und die Tatsache, dass wir immer noch versuchen, uns als Band weiterzuentwickeln, hilft auch, selbst nach vierzig Jahren.

Und Bart N und Bart G, warum habt ihr bei PETER PAN SPEEDROCK, die bis zum Schluss erfolgreich waren, damals den Stecker gezogen?
Bart G: Es mag wie ein Klischee klingen, aber sogenannte „musikalische Differenzen“ waren wohl das Hauptproblem. Die Arbeit an neuen Songs endete meist damit, dass wir uns ein Brüllduell geliefert haben. Ein neues Album zu entwickeln, erschien wie ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest für mich war es so. Wir arbeiteten sogar eine Zeit lang an einem anderen Projekt, FOUR HEADED DOG, mit Dr. No von Dr. No Effects an der Gitarre, um etwas musikalischen Freiraum zu bekommen. Und es fing verdammt gut an, aber irgendwann, oder eigentlich schon ziemlich bald, stießen wir auf die gleiche Mauer.
Bart N: Ich denke, wir hätten öfter mal eine Pause einlegen sollen oder auch ein Jahr aussetzen, aber wir haben es einfach über zwanzig Jahre durchgezogen. Das war ein Fehler. Ich glaube, wenn wir uns damals mal eine Auszeit gegönnt und etwas weniger live gespielt hätten, hätten wir nie aufgehört. Aber 2022 haben wir nach fünf Jahren wieder angefangen, mit PETER PAN SPEEDROCK zu spielen, und es fühlt sich toll an. Nicht zu viel, nur ein paar Shows im Jahr.

Bart N und Bart G, was habt ihr zwischenzeitlich gemacht, musikalisch und sonst?
Bart G: Neben SPEEDMOBILE hatte ich in den letzten Jahren einen „normalen“ Job, was auch seine Vorteile hat. Aber nachdem ich eine Weile nicht mehr mit der Band unterwegs war, habe ich gemerkt, dass ich kaum noch mit den Leuten zusammen war, mit denen ich wirklich gerne abgehangen habe, deshalb bin ich froh, dass das jetzt wieder der Fall ist. Irgendwie fühlt es sich an wie nach Hause kommen.
Bart N: Wir können es einfach nicht lassen, Rock’n’Roll zu spielen. Ich hatte ein halbes Jahre lang eine Pause von Musik, dann habe ich angefangen, mit ein paar Freunden in einer Band namens POWERNAP crustigen Hardcore zu spielen. Und dann kamen SPEEDMOBILE.

Wie habt ihr die Songs geschrieben und aufgenommen? 15 Songs sind eine ganze Menge für ein Debütalbum, und wie habt ihr die Einflüsse beider Bands unter einen Hut gebracht?
Bart G: Nun, wir hatten ein bisschen Zeit, wegen all dem Mist, der gerade passiert. Im Grunde haben wir alle drei Songs geschrieben, und dann hat Jeroen noch ein paar geschrieben, und dann haben wir einfach die besten herausgesucht. Wir hatten ein ziemliches Luxusproblem: Wir hätten locker zwei Platten füllen können. Wir haben einfach die besten Songs herausgesucht.
Bart N: Wir schreiben alle Songs für SPEEDMOBILE zu Hause und nehmen sie mit in den Proberaum. Sobald wir anfangen zu spielen, verwandelt sich alles automatisch in SPEEDMOBILE. Wir nehmen das auf und wenn es uns dreien gefällt, ist es gut genug. Wir haben angefangen, neue Sachen zu schreiben, als Corona losging ... Viel freie Zeit, die wir nutzen, um wieder in den Proberaum zu gehen.
Jereoen: Für mich ist SPEEDMOBILE einfach ideal. Ich schreibe Songs in den verschiedensten Stilen, und jetzt habe ich diese fabelhaft laute Band, der ich meine dreckigsten Nummern präsentieren kann. Mit diesen Jungs zu spielen, hat mein Songwriting sehr beflügelt, so dass es ziemlich einfach war, passende Songs zu schreiben. Und natürlich nimmst du ein paar Jahrzehnte Erfahrung mit. Aber SPEEDMOBILE fühlt sich für mich so frisch an wie BATMOBILE im Jahr 1983.

In Zeiten, in denen es viele Diskussionen über Diversity, mehr Frauen auf Festivalbühnen und dergleichen gibt, bin ich irgendwie zusammengezuckt, als ich den Songtitel „Drink, fight, fuck all night“ gelesen habe ...
Bart N: Jeroen hat das Lied geschrieben, vielleicht fragst du ihn ...

Jereoen: Privat bin ich ein verantwortungsvoller Mensch, Ehemann und Vater. Wenn ich mir meine Gitarre umhänge, ziehe ich die Samthandschuhe aus und singe über Schnaps, Sex und Schlägereien. Unser Publikum weiß das auch zu schätzen. Live liefern SPEEDMOBILE eine Stunde voller Energie, Spaß und Spannung. Nicht mehr und nicht weniger. Wir sind keine politische Band, wir spielen Rock’n’Roll.
Bart G: Meiner Meinung nach sollte jeder, der das Bedürfnis hat, Musik zu machen, diese auch jedem vorspielen können, der zuhören will, und die guten Sachen werden sich irgendwann durchsetzen. Musik ist, wie viele andere Dinge auch, nichts, was einer Quote unterworfen sein sollte, wenn du mich fragst. Gute Musik wird immer ein Publikum finden. Egal, was passiert.

Wie sieht es mit Shows, Touren, Festivals aus?
Jereoen: Ja, eine Menge bitte!
Bart G: Ja!
Bart N: Wir werden bis zum Frühjahr eine Clubtour machen und dann mit Festivals anfangen ... Ich kann es kaum erwarten!