SNAKES IN THE PIT

Foto© by Emma Paetz

Harte Riffs und Humor

SNAKES IN THE PIT machen mit dem programmatischen Titel ihres Albums direkt klar, wer sie sind und woher sie kommen: „Hamburg City Hardcore“. Und das mit deutschen Texten. Die musikalischen Trademarks sind eindeutig New Yorker Provenienz, die Themen aber – siehe auch das exzellente Wimmelbild-Cover – der lokalen Szene entnommen. Hier gibt’s die Erklärung, warum das alles so kam und ist.

Gebt uns bitte mal die Basics: Wer, wie, wann, was, wo, warum?

Colin: Wir sind SNAKES IN THE PIT aus Hamburg und machen seit 2018 Melodic-Hardcore-Punk. Die Band besteht aus mir am Gesang und meinem Bruder Clint an den Drums, dann sind da noch Robin „Locksley“ und Robin „Sylt“, die beide Gitarre spielen, sowie Denis am Bass. Clint, ich und Locksley haben schon seit Kindheitstagen in verschiedenen Punk- und Metalbands gespielt, sind aber nach der Schule in unterschiedlichen Städten gelandet. Der Plan war aber immer, zurück nach Hamburg zu kommen und hier wieder richtig loszulegen, 2018 war es endlich soweit.

Auf dem Foto auf dem Textblatt seid ihr zu viert, daneben stehen vier Namen, ebenso im Presseinfo. Auf dem Foto hier im Heft seid ihr aber eindeutig zu fünft ... Hä?
Sylt: Jo, das liegt daran, dass ich als Neuzugang dabei bin. Bin relativ frisch nach Hamburg gezogen und seit unserer Album-Release-Show offizieller Teil der Snakes-Truppe. Ich habe richtig Bock auf künftige Gigs und Projekte und bin froh, am Start zu sein.

Ihr habt euch für die etwas ungewöhnliche, aber gute Kombination von eher klassischem US-Hardcore mit deutschen Texten entschieden. Woher kommt das?
Colin: Wir sind mit dem US-Punk von GREEN DAY sowie dem Deutschpunk von ZSK aufgewachsen. Gleichzeitig haben wir immer viele Metalbands wie SLIPKNOT oder AVENGED SEVENFOLD gehört. Durch DEEZ NUTS, H2O und COMEBACK KID haben wir etwas später die Hardcore-Szene entdeckt und als die perfekte Mischung zwischen punkigen Hooks, aber auch mächtigen Breakdowns gefeiert. Musikalisch geht es uns auch genau darum, melodiös zu sein, aber mehr nach vorn zu brettern als im Punk üblich – beispielsweise mit ordentlich Doublebass. So was gibt es auf Deutsch bisher nicht wirklich, daher dachten wir, das ist unsere Chance!
Locksley: Unsere Mischung aus US-Hardcore und deutschsprachigem Punkrock gefällt uns deshalb so gut, weil wir diese Kombination in der Musikwelt etwas vermissen! Wir haben zwar harte Riffs, setzen aber nicht wie andere auf Wut und Aggression, sondern lieber auf etwas Humor und Spaß an der Sache. Wir wollen uns so von der Masse abheben und Musik machen, die weniger klischeebehaftet ist.

Lasst uns über Neozoen reden: Man liest von Schnappschildkröten in Baggerseen, Waschbären auf Dachböden und asiatischen Krabben in Kanälen. Aber Schlangen vor der Bühne ... ?
Colin: Haha, uns geht es live vor allem um die Energie, die von Publikum und Band ausgeht und beide zu einem werden lässt. Der Pit ist dabei das Epizentrum, hier geht’s zur Sache. Stell dir vor, du bist im Pit und triffst auf ein paar Schlangen, dann ist sicher noch mehr Schärfe im Spiel! Für unseren Bandnamen wollten wir etwas, das zwar nach ordentlich Alarm klingt, aber eben mit Augenzwinkern.

Mit „4 Life“ feiert ihr die Hardcore-Szene generell. Warum war euch das ein Bedürfnis?
Colin: Wir haben am Hardcore immer gefeiert, wie offen alle sind und dass jede:r willkommen ist. Während andere Szenen oft ziemlich engstirnig sind, ist das hier einfach entspannter, weil wir durch die Musik verbunden sind.
Locksley: Die Szene ist ja schon eher etwas kleiner und familiärer. Zudem sind der Zusammenhalt und der DIY-Spirit Dinge, die wir richtig stark finden. Mit dem Song wollen wir das Hardcore-Genre aber nicht über andere Musikrichtungen stellen, der Text ist eher etwas ironisch gemeint und soll einfach unsere Begeisterung für die Sache ausdrücken.

Ihr habt als Artwork für das Album ein wundervolles Wimmelbild. Wer hat das gezeichnet, was ist die Idee dahinter?
Locksley: Vielen Dank, wir feiern das Artwork auch extrem! Dem guten Phillip Wahl – für uns der Mann des Jahres – haben wir dieses Meisterwerk zu verdanken. Die Idee hinter dem Wimmelbild war zum einen das „Dookie“-Artwork von GREEN DAY, in dem man stundenlang neue Details entdecken kann. Zum anderen fanden wir den Gedanken spannend, sämtliche Inhalte unserer Texte in einem großen Bild unterzukriegen. Man muss hier nur ein bisschen suchen und hineininterpretieren.

Lasst uns mal ins Detail gehen ... Da ist eine Kaffeetasse mit „HHxHC“-Aufdruck ...
Colin: „HHxHC“ steht für „Hamburg City Hardcore“. Ein Freund von uns schickt uns immer nach Rock am Ring ein Bild mit der Kaffeetasse von seinem Balkon – während wir noch in Trümmern in der Eifel liegen. Daher die Idee für diese Perspektive.

Der Tag „1312“ an einer Hauswand ...
Clint: Ach krass, das hatte ich noch gar nicht gesehen! Das Gebäude sieht verdächtig nach dem Bunker aus, in dem wir proben!
Colin: Das bekannte „ACAB“-Kürzel. Wir sind nicht generell gegen Cops, leider gibt es aber doch verhältnismäßig oft schwarze Schafe.

In Spiegelschrift geschriebener Satz „Mirrors are more fun than TV“ ...
Clint: Eine Anspielung auf unseren Song „Blau oder Rot?“. Ein Beispiel dafür, dass man auch ohne Bildschirm Spaß haben kann! Noch besser finde ich in dem Zusammenhang den Binärcode da drüber. Versuch mal, den zu entziffern.

Eine Regenbogenfahne ...
Colin: Wir supporten natürlich die LGTBQ+-Bewegung. Ich hatte vorhin erwähnt, wie wichtig uns die Offenheit in der Szene ist – hierzu gehört natürlich auch, dass jede:r jede:n lieben können soll.
Locksley: Kein Mensch ist illegal und alle sollten ihre Sexualität so ausleben dürfen, wie sie mögen!

Trinkspiel mit Trichter und der Satz „Beer 4 all“ auf einem Zelt ...
Colin: Die Flunkyball/Trichter-Szene ist unserem Festival-Song „Rock’n’Roll Holiday“ gewidmet. Wir lieben Festivals aufgrund der Musik, aber natürlich ist auch der Spaß auf dem Zeltplatz ein wichtiges Element.
Locklsey: Das Schöne an so einem Festival ist ja auch, wie kreativ die Leute werden, wenn es um Bier geht, haha.

Fridays for Future und SUV-Fahrer ...
Colin: Der Protagonist Manni im gleichnamigen Song setzt sich zum Ziel, die Umwelt- und Klimazerstörung aufzuhalten, und stößt dabei auf gleichgültige Widersacher. Der Song geht über in „Zeit sich aufzulehnen“, in dem diese näher beleuchtet werden, unter anderem SUV-Fahrer. Die Frage ist: Wissen die Leute es nicht besser oder sind sie einfach ignorant und ihnen ist alles außer ihnen selbst egal?
Locksley: Die beiden Songs sind etwas tiefgründiger als die anderen. Viele engagieren sich, um der Welt eine bessere Zukunft zu ermöglichen, werden aber nur verspottet und ignoriert.