Die SLOPPY SECONDS aus Indianapolis sind schon seit über 15 Jahren eine meiner absoluten Lieblingsbands, wenn es um guten, spaßigen Punkrock geht. Ich hatte in den 90ern das Vergnügen, sie mit meiner alten Band LA CRY bei Deutschland- und USA-Konzerten zu supporten. Daraus entstand eine langjährige Freundschaft, und umso mehr habe ich mich gefreut, sie dann auf dem Rock My Ass-Festival in Lichtenfels wieder zu sehen, mit ihnen zu feiern und sie zu interviewen. Auf meine Fragen antworteten Sänger B.A., Bassist Bo’Ba Jam und Gitarrist Ace Hardware.
Schön, dass ihr Deutschland mal wieder einen Besuch abgestattet habt. Aber warum nur für eine Show? Wie war die kurze Zeit in Deutschland und hat euch das Konzert gefallen?
B.A.: Wir wurden bereits im März, also noch lange vor dem Release des neuen Albums, gefragt, beim Rock My Ass zu spielen. Eigentlich wollten wir erst im Frühling 2009 wieder nach Deutschland kommen, da wir aber mit den Aufnahmen fertig waren, Zeit hatten und das Angebot gut war, haben wir es gemacht. Wir hatten viel Spaß und es war schön, alte Freunde wieder zu sehen und vor Leuten zu spielen, die uns vorher wohl noch nie live gesehen haben. Aber die An- und Abreise sowie der Flugplan waren schon schrecklich und stressig. Für eine Show würden wir wohl nicht noch einmal über den Teich fliegen.
Soeben wurde das neue Album „Endless Bummer“ veröffentlicht. Hat ja ganz schön lang gedauert ...
B.A.: Die Songs waren bereits 2002 fertig geschrieben, 2005 haben wir dann das Album aufgenommen. Wir hatten zwar Kontakt zu etlichen Labels, aber letztendlich hat Dave Parasites Kid Tested-Label das Rennen gemacht. Er arbeitet auch mit Go Kart Records zusammen.
Ich finde „Endless Bummer“ super. Die Songs kommen mir zum Teil etwas melancholischer und reifer vor. Worin seht ihr den Unterschied zu den Vorgängeralben?
B.A.: Ich sehe da keinen großen Unterschied. Einige Songs auf „Knock Yer Block Off“ klingen altmodischer und melancholischer als die neuen Songs. Wir sind alle sehr zufrieden mit dem Sound. Er ist noch etwas voller als bei den alten Scheiben und die Gitarren klingen besser. Aber ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Mehr Songs über Sex, Saufen, Comics, Rock’n’Roll, Girls, Horrorfilme und Superhelden.
Bo: „Endless Bummer“ ist unser viertes Album und es kann gut sein, dass es Unterschiede oder Ähnlichkeiten zu unseren alten Songs gibt. Das ist ein natürlicher Prozess. Wir sind alle sehr stolz auf das Resultat. Wir schreiben die Songs nur für uns und denken dabei nicht daran, ob sie anderen gefallen. Wenn es dann so ist, ist es super!
Was gibt es zu den Texten zu sagen?
B.A.: Für uns war es sehr wichtig, endlich „You can’t kill Joey Ramone“ zu veröffentlichen. Der Song wurde in dem Jahr geschrieben, in dem Joey gestorben ist. Seitdem wir das Lied live spielen, hören wir immer wieder, wie sehr es gemocht wird. Nach all den Jahren ist man immer noch sehr traurig über Joeys Tod. Ebenso verhält es sich mit Dee Dee und Johnny. Wir hoffen, das auch wieder textlich was für jeden dabei ist.
Bo: Die Texte sind meistens aus dem Leben gegriffen und so, wie wir sind, denken und fühlen – definitiv echt! Wir sind Working Class Junkrocker und keine „American Idol“-Scheiße!
Noch bevor ich den Song gehört habe, dachte ich dass „Everybody hates the USA“ ein politischer Song ist, aber er ist es doch nicht so richtig ... Wie denkt ihr denn über die politische Position der USA und ihre Rolle in der Welt und was sollten die USA dafür tun, vom Ausland mehr geliebt zu werden?
B.A.: Wir sind alle der Meinung, das George W. Bush ein furchtbarer Präsident ist. Einer der schlimmsten in der US-Geschichte. Die USA wurden 2001 von Terroristen und nicht von einem Land angegriffen. Bush nutzte das, um in Afghanistan und dem Irak einzufallen. Als Nächstes würde er gern im Iran einmarschieren. Wir werden für Barack Obama stimmen. Er ist der Einzige im Kongress, der immer gegen diese Kriege war und unsere Truppen schnellstmöglich nach Hause holen möchte. John McCain schwört, die Truppen so lange dort zu lassen, wie es notwendig ist.
Bo: „Everybody hates the USA“ ist einer meiner Lieblingssongs vom neuen Album. Der Song wurde bereits vor 9/11 geschrieben. Meiner Meinung nach brauchen die USA und die Welt eine Vision. Die Weltwirtschaft geht den Bach runter und vieles läuft schief. Aber ich habe noch Hoffnung. Wir leben in einer aufregenden Zeit für Kunst, Musik, Literatur und Politik. Ich nenne es Widerstandsbewegung. Das ist Zeit für die Weltbevölkerung zu erkennen, was wirklich wichtig im Leben ist. Noch kann man was ändern!
Die Band existiert nun seit mehr als 20 Jahren. Was treibt euch dazu an, immer weiterzumachen?
B.A.: Wie du weißt, sind wir keine Fremden, die dazu verdammt sind, miteinander Musik zu machen. Wir sind bereits ein Leben lang Freunde. Als Ace bei uns eingestiegen ist, haben wir ihn nicht nur ausgewählt, weil er ein ausgezeichneter Musiker ist. Wir wussten, dass er uns auch ein guter Freund wird. Wir werden so lange spielen, wie wir Spaß daran haben. Ich weiß nicht, wann die Zeit kommen wird, aber die Band wird es sicherlich noch sehr lange geben. Es macht immer noch Spaß, zusammen Konzerte zu spielen, Platten aufzunehmen und miteinander abzuhängen.
Bo: Warum wir immer noch Platten rausbringen und touren, ist ganz einfach: Wir machen das, weil wir gern unsere eigene Musik hören! Außerdem ist es immer wieder etwas Besonderes, Konzerte zu spielen. Schon als ich als kleiner Junge zu Konzerten gegangen bin.
Was war die beste Show, die ihr jemals gespielt habt? Mit welcher Band möchtet ihr gerne mal zusammen spielen?
B.A.: SLOPPY SECONDS-Shows in Texas sind immer gut! Das RAMONES-Tributefestival 1994 in Düsseldorf war super. Ebenso das Holidays In The Sun Festival 1999. Die „Sloppypalooza“-Shows sind auch immer klasse. Sie finden jährlich in Indianapolis statt. Dort spielen immer coole Bands, mit denen wir schon mal zusammen gespielt haben, oder die wir besonders mögen. Zum Beispiel DESCENDENTS, D.O.A., FEAR, die VIBRATORS, DICKIES, QUEERS, VANDALS ... Wir hatten auch viel Spaß auf der Tour mit Marky Ramone. Ich würde gerne mal mit ANTI-NOWHERE LEAGUE, den ANGRY SAMOANS und REDD KROSS spielen.
Wer oder was ist das „SLOPPY SECONDS Street Team“? So etwas wie die neue Turbojugend?
B.A.: Ein alter Freund von uns, der in London lebt, rief das U.K. SLOPPY SECONDS-Street Team ins Leben. Mittlerweile gibt es das auch in Italien. Demnächst auch in Turkmenistan! Es kann doch nicht genug „Turbojugends“ geben, oder!?
Bo: Das SLOPPY SECONDS-Street Team seid ihr! Wenn ihr wirklich auf Junkrock steht, verbreitet unsere Message und gründet Bands, macht Fanzines, organisiert Konzerte, seid aktiv ...
Bubi Wursteder
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