SKAOS

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Do the Ska!

Seit Mitte derAchtziger sind SKAOS eine der wichtigsten deutschen Ska-Bands. Aus Anlass des neuen Albums „More Fire“ baten wir Sänger Mad Wolley, all ihre Platten mal Revue passieren zu lassen und aufzuschreiben, was ihm rückblickend zu diesen einfällt.

Beware (1988)

Als SKAOS 1987 ihre erste Platte, die EP „Inside“, auf dem Münchner Label New Tone veröffentlichen, dachte keiner der Jungs auch nur im Traum daran, dass ein Jahr später aus London ein Brief von Unicorn Records eintrudeln könnte, in dem die Veröffentlichung eines kompletten SKAOS-Albums angeboten wurde. Voller Enthusiasmus wurden im Sommer 1988 in den Münchner Marilyn Studios zehn Songs eingespielt und abgemischt, unter anderem eine Coverversion der Titelmelodie der Kult-TV-Serie „The Munsters“. Die Produktion dieses Albums stand unter der Federführung von Studiomitinhaber Peter La Bonté. Dieser ist in Ska-Kreisen kein Unbekannter, er war der Sänger der Münchner Ska-Band THE NIGHTHAWKS (1978-1982) und landete solo 1982 als ZaZa mit „Zauberstab“ einen NDW-Chart-Hit. Noch im Dezember 1988 starteten SKAOS zu ihrer ersten Englandtour, mit einem Auftritt auf dem ersten International Ska Festival in London. SKAOS trafen dort den unvergesslichen Prince Buster und konnten einige ihrer 2Tone-Idole persönlich kennen lernen (unter anderem Fatty Butter Bloodvessel). Damals wurde noch eine weitere deutsche Band für Shows nach England eingeladen: THE BRACES. Sie veröffentlichten ebenfalls ihr erstes Album auf Unicorn

Catch This Beat (1989)

„Do the ska“, „Oh Sally“, „Straight to your heart“, „Better beware“, „Bonehead“ – diese Songs sind bis heute für viele Ska-Fans unvergessliche Ohrwürmer aus einer hochproduktiven Phase der Band. Als SKAOS im November 1989 ihren zweiten Longplayer veröffentlichten, war seit dem ersten Album gerade mal etwas mehr als ein Jahr vergangen. SKAOS schlossen dabei eine musikalische Partnerschaft mit dem damals frisch gegründeten Berliner Label Pork Pie unter der Leitung von Matthias „Matzge“ Bröckel. Dieser gründete Pork Pie als Ska-Tochter des damals etablierten Labels Vielklang und erkor (nicht ohne Grund) SKAOS für seine erste Veröffentlichung aus. Geprägt wurde diese Zeit unter anderem durch zahlreiche Gigs in West-Berlin, das damals noch mitten in der DDR lag. Es war für die Band unheimlich spannend, im damals noch geteilten Deutschland via Transit nach Berlin zu Studioaufnahmen und auf Gigs zu reisen und die dortige Szene hautnah mitzuerleben. So etwas hatte bisher keiner in der Band erlebt. In dieser Zeit wurden SKAOS international wahrgenommen und konnte sich eine respektable Position in der internationalen Ska-Szene erarbeiten.

Zwischen 1991 und 1995 gab es dann einen Break, weil ein Teil der Band noch intensiver Musik machen wollte und der andere Teil nicht. Das führte erst zu Auseinandersetzungen und dann zur Auflösung. Das Ergebnis war, dass SKAOS bis 1995 keine öffentlichen Gigs mehr spielten. Ein Teil der Band formierte sich als FUN REPUBLIC neu und machte mit Ska-Reggae-Nummern weiter, der andere Teil der Band machte mit einigen anderen Jungs eher rock-, punklastige Partysessions unter dem Namen FUCKING FAMILY FROM L.A. Ich war damals bei FUN REPUBLIC und wir hatten schon Ambitionen, an das Niveau von SKAOS anzuknüpfen, machten ein Album und hatten Gigs, unter anderem auch in der Schweiz und Österreich. Bei den Konzerten wurden wir zum Teil als „ex-SKAOS“ angekündigt, was ich aber irgendwie als unbefriedigend empfand, weil es schon etwas anderes war. Auf einem Gig in Berlin, im SO36, fragte mich ein Typ aus dem Publikum, ob ich das wirklich gut fände, was ich da mache, SKAOS wären doch viel geiler. Ich kann für mich sagen, dass ich voll zu dem damaligem Sound stand, aber das Live-Feeling und die Energie, die ich mit SKAOS bei jedem Gig gespürt habe und nach wie vor spüre, waren bei FUN REPUBLIC nicht in diesem Maße vorhanden. In der alten SKAOS-Besetzung spielten wir weiterhin auch manchmal, jedoch nur auf Privatfesten. Neue Stücke entstanden in dieser Zeit nicht. Glücklicherweise fanden wir ja trotzdem wieder zusammen!

Ham & Eggs (1997)

Nach fünf Jahren SKAOS-Pause veröffentlichte die Band 1995 zuerst das Live-Album „Back To Live“ mit Konzertmitschnitten von 1989 und ging zum Jahreswechsel zusammen mit der australischen Ska-Band THE POKERS auf eine Reunion-Deutschlandtournee. Den Skaoten ist unvergesslich, wie die POKERS-Jungs in Frankfurt ihren ersten Schneefall erlebten. Auf dem Parkplatz vor der legendären Batschkapp liefen die Australier mit herausgestreckten Zungen blöde gackernd und jauchzend umher, ihre Hälse gen Himmel gereckt, um die herabschwebenden Schneeflocken abzufangen. Ein Jahr später kam dann das Album „Ham & Eggs“. Auszug aus einer damaligen Plattenkritik: „Wenn der Begriff nicht so negativ besetzt wäre, dann müsste man glatterweise ausrufen ,Back with a bang‘. Nach der Live-CD endlich wieder neues Material, und im Gegensatz zu den alten Studioalben mit ähnlich viel Power, wie man es von SKAOS auf der Bühne gewohnt ist. Wie heißt es so treffend im Label-Info? ,Ham & Eggs‘ wird alte SKAOS-Fans begeistern (jau, tut es) und für viele neue sorgen.“ Zur Wiedervereinigung gab es auch Besetzungswechsel: Für Drummer „Baby“ Steff Drumsticker kam Christian „Bobi“ Bobinger, für den damaligen Bassisten Master Schussel kam Tom „Ice“ Scholl, der bis heute dabei ist. Der Sound der Band erlebte eine Wandlung hin zu mehr Punk-Einflüssen, war aber auch durchsetzt mit Stilelementen aus der lateinamerikanischen Indie-Szene. Die neuen SKAOS-Songs waren sicherlich geprägt durch den langen Brasilienaufenthalt des damaligen Gitarristen Prince Elli. Als er zusammen mit seiner brasilianischen Frau wieder nach Deutschland kam, hatte er auch viel brasilianische Independent-Musik im Gepäck. Diese Musik war stark vom Reggae und Ska beeinflusst und fand bei den Skaoten großen Anklang. Anspieltips: Es gibt den trashigen Spion-Song „I spy“, den Highspeed-Dampfhammer „Big talk“ (ist nach wie vor im Live-Programm der Band), den poppigen latinstyligen Song „Shout“ und den Punk-Song, „Pass it over“.

Porno 75 (2000)

Mit ihrem im Jahr 2000 erschienenen Album „Porno 75“ legten SKAOS die Messlatte erneut hoch. Neben dem genialen Neuarrangements des SKAOS-Klassikers „South African struggle“ und einer lustigen Coverversion des Louis Prima-Ohrwurms „My cucuzza“ wurden 15 Songs mit groovigen Ska-Leckerbissen unter anderem auf Vinyl veröffentlicht. Der Song „Ride on“ ist ebenfalls auf dem gleichnamigen Surfer-Film von Didi Wallauer zu hören. Übrigens ist es das letzte Studioalbum mit dem Drummer Specki T.D., dem derzeitigen Schlagzeuger von IN EXTREMO. Gitarrist Prince Elli verließ die Band 1999, an seine Stelle trat Peter „Enzo“ Henzler (bis 2002), der dann vom aktuellen Gitarristen Eddie Wiest abgelöst wurde. Getourt wurde nach diesem Album ausgiebig durch Spanien, Frankreich, Italien, Slowenien, Tschechien, Polen und die Schweiz – nachzuhören auf dem Live-Album „Breaking The Curfew“, das im Jahr 2002 veröffentlicht wurde. Noch heute erzählen sich die Jungs gerne die Tour-Anekdote vom damals frisch dazugestoßenen Gitarristen Eddie, der morgens um fünf Uhr ohne Handy und Geld auf einer spanischen Autobahnraststätte vergessen wurde. Dies blieb eine Stunde lang unbemerkt, bis ein Anruf von Eddies Freundin aus Deutschland kam und diese auf das Missgeschick hinwies. Der Busfahrer des Nightliners, Marco, verwünschte die ganze Band, als er wenden musste, um wieder die ganze Strecke zur Raste zurückzufahren. Eddie hatte sich in seiner Not Geld von Fremden leihen müssen und von einer Telefonzelle aus seine Freundin verständigt. Das war die einzige brauchbare Nummer, die er im Kopf hatte.

Pocomania (2005)

SKAOS hat mit „Pocomania“ im Jahr 2005 den inzwischen zehnten Tonträger abgeliefert. Die 16 Tracks der CD glänzen mit beeindruckender stilistischer Spannweite. Auf „Pocomania“ sind rockige Dancehall-Anleihen genauso vertreten wie gedubte Samples, groovende Swing-Einlagen werden mit dreckigem Punk kombiniert. Gemeinsamer Nenner sind die durchweg hervorragenden Bläserarrangements, der satte Sound und die (zum Teil sogar poppige) Eingängigkeit der Stücke. Als Songs mit Hitpotenzial wären hier „One day“ und „Estrella fugaz“ zu nennen. Zum ersten Mal zu hören auf diesem Longplayer sind die neuen Bandmitglieder Frank „Äschie“ Holderied an den Drums und Daniel „Freizig“ Friedrich am Sax. Nahezu zeitgleich veröffentlichten die sieben Skaoten ihre Coverversion von „My Sharona“ von THE KNACK und reisten noch im selben Jahr mit frischem Material im Gepäck nach Japan. Der enthusiastische Empfang der japanischen Fans ist allen bis heute in guter Erinnerung geblieben. Keiner der Jungs hätte erwartet, dass ihnen in einem Land, in dem sie noch nie zuvor eine Show gespielt hatten, solch eine Resonanz entgegenschlägt.

More Fire (2014)

Über das neue Album „More Fire“ kann ich sagen, dass wir (wieder einmal) versucht haben, ein Studioalbum mit möglichst viel Live-Feeling zu produzieren – lebendig und zu 100% tanzbar. Inwiefern es sich von unseren bisherigen Alben unterscheidet, muss jeder selbst herausfinden. Wir haben diesmal extrem viel Zeit in die Vorproduktion investiert, um ein möglichst ausgereiftes Ergebnis zu erzielen. Das ist uns, meiner Meinung nach, auch ziemlich gut gelungen. Also zieht es euch rein und kommt zum Abskanken auf unsere Gigs auf der „More Fire“-Tour! Es ist auf jeden Fall solider, charakteristischer SKAOS-Sound, gespickt mit so allerhand Gewürzen und Zutaten. Besitzt der Titel „More Fire“ eine tiefere Bedeutung? Ich denke schon, dass es im Sinn von „Lebenszeichen“ verstanden werden kann. Wir ruhen uns nicht aus, wir sind noch da und haben Spaß an der Musik und am „Skaos“. Wir wollen mehr und unsere Fans hoffentlich auch, eben „More Fire“!