Nach dem Ende von WATCH THEM FADE hat sich der Würzburger Multi-Instrumentalist Marc einem neuem Projekt zugewandt. Bei SIX DAYS OF CALM ist er alleinverantwortlich für alle Instrumente und hat nun mit „The Ocean’s Lullaby“ sein erstes Album vorgestellt.
Erzähl uns was zur Idee von SIX DAYS OF CALM. Wie kam es dazu, dass du, der ja von einer Metalcore-Band kommt, jetzt diesen – von außen betrachtet – harten Stilbruch hinlegst?
Das war letztendlich eine Entwicklung, die über viele Jahre stattgefunden hat. Meine große Leidenschaft ist schon immer das Post-Rock-Genre mit all seinen Ablegern wie Ambient, Neo-Klassik, Postcore, Downtempo, Atmospheric Post-Black, wenn auch lange ausschließlich nur als Hörer. Tatsächlich habe ich auch schon zu Zeiten von WATCH THEM FADE überwiegend diese doch weitgehend sehr ruhige Musik gehört, das ist etwas, das mich auch schon immer extrem fesselt und bewegt. Natürlich mochte und mag ich auch nach wie vor härtere Musikgenres und somit gab es auch damals schon die Verbindung zum Metalcore. Letztlich ist so auch die Idee zu WATCH THEM FADE entstanden. Da ich größtenteils auch da für das Songwriting zuständig war, merkte man aber immer mehr eine Veränderung des Sounds und das war auch mit ein Grund, warum ich WATCH THEM FADE aufgelöst habe. Alles, was ich geschrieben habe, hatte einfach nicht mehr viel mit dem Sound und der Idee von WATCH THEM FADE zu tun. Also wie du schon sagst, von außen betrachtet sieht das nach hartem Stilbruch aus, aber es war insgesamt schon ein längerer, schleichender Prozess und eine Entwicklung zu meiner wahren Leidenschaft. Schon das letzte Album war im Grunde deutlich ruhiger und melodischer und wurde dann erst im Studio bei der Vorproduktion wieder etwas härter und mit noch mehr typischen Metalcore-Trademarks versehen. Es war für mich also nur konsequent, die Reißleine zu ziehen, wobei zunächst einmal gar nicht klar war, ob ich wirklich weitermache mit der Musik.
Ich empfinde instrumentale Musik häufig als sehr emotional, weil sie dem Hörer mehr Interpretationsspielraum gibt.
Ich empfinde das genau wie du. Wenn man sich auf instrumentale Musik einlässt, ist das oft eine sehr emotionale Reise. Man nimmt eine Menge wahr, das wirklich auch passiert, wie viele Instrumente diesen Sound erzeugen, vor allem welche unterschiedlichen Instrumente da auch oft zu hören sind. All das nimmt man natürlich bei klassischen Bands mit Gesang nur bedingter wahr, da Stimme und Lyrics doch oft im Vordergrund stehen und die Instrumente nur die Basis dafür darstellen. Das finde ich oft auch ein bisschen schade, aber gut, auch das hat natürlich seinen Charme, keine Frage. Aber diesen Interpretationsspielraum, den du ansprichst, minimiert es schon enorm. Ich finde, das ist ähnlich wie der Unterschied zwischen einem guten Buch zum dazugehörigen Film. Das Lesen lässt eben den Spielraum, alles gedanklich in wunderbare, für einen selbst perfekte Bilder zu bringen, was beim Film leider nicht mehr der Fall ist, so dass man oft enttäuscht ist. So ist es auch mit Post-Rock. Wenn man sich wirklich darauf einlässt, dann klingt das nicht nur wunderschön, sondern erzeugt auch wunderschöne und besondere Bilder in einem selbst. Darum habe ich auch keine Vorstellung davon, wie die Hörer auf meine Musik reagieren sollen, denn diese Emotionen und Bilder fallen bei jedem ganz unterschiedlich aus. Je nach Stimmung schenkt einem diese Musik das, wonach man sich sehnt, was einem nahegeht und einen berührt, was einem guttut.
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