Mit SINCERE ENGINEER kann man eigentlich nur das breite Grinsen von Sängerin Deanna Delos verbinden. Als Gründerin ist sie nicht nur das Gesicht der Band, sie hält im Hintergrund auch alle Fäden in der Hand. Im Interview erzählt sie, in welcher Verbindung sie zu den Songs steht, und gibt Einblicke in den Entstehungsprozess des Albums.
Mein Schlagzeuger meinte nach dem letzten Auftritt, dass es ganz schön viel Aufwand für 35 Minuten Show ist. Was wäre dein Gedanke dazu?
Same! Wir haben vor kurzem zwei Europatouren in sechs Monaten absolviert, letzten Oktober und noch mal im Mai. Deshalb verstehe ich den Punkt. Du buchst eine Tour mit zehn Shows und die reine Bühnenzeit beträgt fünf Stunden, während der Rest zwei volle Wochen umfasst. Deshalb ist es so wichtig, dafür zu sorgen, dass man in den Stunden, in denen man nicht spielt, auch Spaß hat. Ansonsten würde sich das sehr lang anfühlen.
Wenn du an neuen Songs arbeitest, bist du dann eher der Typ Mensch, der sich stark von Bands inspirieren lässt, oder schottest du dich lieber komplett ab, damit du nicht zu viel von anderen mitnimmst?
Ich denke, ein bisschen von beidem. Wenn ich schreibe, höre ich mir normalerweise keine anderen Sachen an, weil ich nicht will, dass ich zu sehr beeinflusst werde oder es zu ähnlich klingt. Aber natürlich habe ich über die Jahre viele Lieblingsbands. Es ist also letztlich egal, ob ich die gerade höre oder nicht.
Du hast SINCERE ENGINEER als Soloprojekt gestartet und es ist zu einer Band gewachsen. Hat das den Prozess beeinflusst? Schreibst du immer noch alleine?
Ja, ich komponiere die Songs immer noch alleine auf der Akustikgitarre. Dann bastele ich Demos mit Fake-Instrumenten zusammen, um eine Idee davon zu bekommen, wie ich es klingen lassen möchte. Wir haben mit einem neuen Produzenten gearbeitet, Mike Sapone, dem ich die Demos vorgespielt habe. Dann haben wir aufgenommen. Ich möchte das Akustik-Ding beibehalten, auch um möglicherweise mal alleine auftreten zu können, falls ich Leerlauf habe, der Rest der Band aber keine Zeit hat.
Ich saß letztens mit einem Freund im Auto und eure neue Single lief. Als wir über den Song sprachen, sagte er, er findet ihn „freundlich“.
Freundlich? Das gefällt mir! Die Formulierung werde ich in Zukunft auch verwenden.
Welches andere Adjektiv würdest du dir wünschen, das die Leute über dein neues Album sagen?
Ich bin für „catchy“. Das liebe ich sehr. Wenn ich Songs schreibe, versuche ich sie so eingängig wie möglich zu machen. „Aufrichtig“ kommt auch oft vor, was sehr gut passt, schon wegen des Bandnamen. Aber „freundlich“ gefällt mir wirklich sehr gut. Ich versuche, freundlich zu sein.
Du singst über eine Party, bei der du dich seltsam verhältst, oder über deine Anämie. In wie vielen in deiner Songs geht es um dein echtes Ich, und wie oft ist es eine Geschichte, die du erzählen möchtest?
Das meiste ist mein echtes Ich. Die Party gab es wirklich, und ich habe auch eine Anämie. Aus der Stadt aufs Land zu ziehen, kommt mir sehr oft in den Kopf, besonders im Winter, wenn es in Chicago unerträglich wird. Mir fällt kein Song ein, der nicht in irgendeiner Form auf etwas Bezug nimmt, das wirklich passiert ist. Ich bin nicht gut darin, Geschichten zu erzählen, die nicht passiert sind. Ich habe das auf jeden Fall schon probiert, meistens schraube ich mich da allerdings zurück und bleibe bei einer Version, mit der ich etwas verbinde.
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Joscha Häring
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Dominik Singer
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