SICKBOYZ sind eine spannende, neue Band aus Karlsruhe, und nach der gelungenen Releaseparty zu ihrem Debüt „Slightly Damaged“ in der Alten Hackerei hielt ich es für angemessen, Mario (voc/gt), Alex (bs) und Tim (dr) mal zu interviewen. Den größten Teil des Gesprächs führte ich mit Mario und Alex.
Ihr seid ja noch eine recht neue Band, die in kurzer Zeit relativ große Fortschritte gemacht hat. Wie habt ihr angefangen? Kanntet ihr euch schon vorher oder fandet ihr erst nach und nach zusammen?
Alex: Tatsächlich sind wir noch relativ neu, und das ist unser erstes richtiges Interview. Wir spielten früher noch in zwei verschiedenen Bands, Mario bei OLD MAN COYOTE, Tim und ich bei DIMENSION SHIFTER, liefen uns aber in der Alten Hackerei ständig über den Weg, wo Mario hinter der Theke arbeitet. Als ich dann hörte, wie er dort ein gerade laufendes MOTÖRHEAD-Stück mitgrölte, war mir klar: mit dem muss ich was zusammen machen, haha. Wir haben uns dann mal getroffen, um zusammen zu jammen, und schon nach dem ersten Mal war ein Lied fertig. Da wussten wir: das passt. Die offizielle Bandgründung war dann 2016, den ersten Gig hatten wir am 30. April 2017.
Ihr habt euer Album selbst veröffentlicht, oder? Es erscheint aber auch in den USA. Wie kam es dazu?
Mario: In Deutschland haben wir noch kein Label, da haben wir die Platte in Eigenregie rausgebracht und dachten uns, wir schauen einfach mal, wie das läuft. Als wir dann in Berlin als Support für die CLOWNS aus Australien spielten, kam eine Frau an den Merchstand und wollte unsere Kontaktdaten haben. Kurz darauf meldete sich Ron von Snubbed Records in den USA bei uns, und wir schickten ihm die Platte zu. Er fand sie total geil und hat gleich 200 CDs pressen lassen, außerdem organisiert er für uns noch den Mailorder in den USA und Kanada.
Ihr habt einen Videoclip zu „Knifesucker“, der mir missfällt, weil ich da die Gefahr sehe, dass ihr in die Klischeefalle tappt. Diesen White-Trash-Habitus pflegen einigen Garagenbads schon seit zwanzig Jahren, und mittlerweile finde ich das Thema ziemlich ausgelutscht.
Mario: Das Ganze war eigentlich ironisch gedacht, und wir glaubten eigentlich auch, dass man das so verstehen würde. Heute würden wir das vielleicht anders machen, aber wir hatten uns zwei Wochen vor dem Dreh zusammengesetzt, um Ideen zu sammeln, hatten aber absolut keine. Diese kam mir dann spontan und ich habe das Drehbuch auf einen Rutsch runtergeschrieben. Wir haben einen Bekannten, Matze Bitsch, der schon mehrere Musikvideos gedreht hat, und wir trafen uns dann in Malsch bei Ettlingen, weil da schon eine Kulisse vorhanden war. Das war mitten in der Pampa und es sah dort ziemlich abgeranzt aus, auch der Wohnwagen stand bereits da. Der Drehtag war im April, es war schon richtig heiß. Wir hatten eine Menge Spaß, und all die Bierdosen, die man im Video sieht, waren auch tatsächlich voll mit Bier, haha.
Immerhin verbrennt ihr am Ende des Clips AfD- und Trump-Flyer, was ja eine eindeutige Aussage ist. Würdet ihr euch als politische Band sehen? Die Texte sind ja ziemlich abstrakt.
Mario: Das stimmt, die Texte sind ziemlich metaphorisch und drehen sich häufig um Negatives in der Gesellschaft und auch bei einem selbst. „Bazooka ballad“ könnte man vielleicht noch am ehesten als politischen Text verstehen, und das Verbrennen der Flyer am Schluss des Clips hatte hauptsächlich den Zweck, die Ironie noch mal herauszustellen und uns eindeutig zu positionieren, trotz des ganzen Redneck-Krams.
Alex: Man muss ja nicht extra erwähnen, dass rechtes Gedankengut in unserer Szene nichts zu suchen hat, und dass wir da alle einer Meinung sind. Ansonsten sehe ich mich schon als politischen Menschen. Deswegen muss ich mich trotzdem nicht auf die Bühne stellen und den Leuten erzählen, dass Nazis scheiße sind, weil das auf Punk-Konzerten ja sowieso jeder weiß. Uns geht es als Band eher darum, klar Stellung zu beziehen, wenn es notwendig ist.
Was werden jetzt eure nächsten Schritte als Band sein?
Alex: Zuerst werden wir Ende März 2019 eine Spanientour absolvieren, bei der allerdings noch nicht viel Termine feststehen, und bei deren Planung uns befreundete Bands und Bekannte helfen. Natürlich werden wir auch versuchen, unsere Platte unter die Leute zu bringen und dafür so viele Gigs spielen, wie es geht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Stefan Gaffory
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Guntram Pintgen