Eines der großen Mysterien unserer Zeit ist, ob sich SYSTEM OF A DOWN irgendwann noch mal aufraffen und ein neues Album veröffentlichen werden, immerhin ist „Hypnotize“ fast zwanzig Jahre alt. Bassist Shavo Odadjian hat aber keine Lust mehr zu warten und kurzerhand mit SEVEN HOURS AFTER VIOLET ein neues Projekt aus der Taufe gehoben.
Aus einer Idee von Odadjian und WINDS OF PLAGUE-Gitarrist Morgoth wurde schnell eine Band, verstärkt um Mitglieder von LEFT TO SUFFER und SCARYPOOLPARTY. „Wir haben sofort einen Song geschrieben“, erinnert sich Odadjian, „Es war anders als jede Songwriting-Session, an der ich jemals teilgenommen habe, die Riffs flossen nur so aus mir heraus, ohne dass ich mich groß hätte anstrengen müssen. Und immer wenn ich dachte, ich könne nichts schreiben, drückte mir Morgoth eine Gitarre in die Hand und sagte: ‚Los, los, los!‘ Das habe ich gebraucht, weißt du? Jemand, der mich antreibt, wenn ich mich selbst nicht motivieren konnte.“ Dabei wollte Morgoth, dass es sich um ein Soloprojekt Odadjians handeln sollte. Dieser widersprach jedoch, so kam LEFT TO SUFFER-Sänger Taylor Barber ins Spiel: „Er kann in einem Moment Falsett singen und im nächsten kommen Growls aus ihm raus! Das war unglaublich! Er wurde der Sänger, weil er jeden Song perfekt umgesetzt hat.“
Hört man sich die Tracks der Band an, so ist die Handschrift unverkennbar, Odadjian hat seine Sporen eindeutig mit SYSTEM OF A DOWN verdient, und das ist auch auf dem selbstbetitelten Debüt von SEVEN HOURS AFTER VIOLET deutlich zu erkennen. Zum Beispiel bei der Single „Alive“: „Der Song taucht tief in den Zwiespalt zwischen Schmerz und Leben ein, wo das Leiden zu einer verdrehten Erinnerung an die Existenz wird. Es geht um den dunklen Nervenkitzel, sich durch intensive Emotionen lebendig zu fühlen, selbst wenn dabei die Grenze zwischen Ekstase und Verzweiflung verwischt. Ein unheimlicher Raum, in dem Schmerz und Ermächtigung aufeinanderprallen“. So oder so, während sich SYSTEM OF A DOWN weiterhin in der Schwebe befinden und man sich bei den politischen Ansichten der Band auch nur fragen kann, wie Serj Tankian und Daron Malakian jemals wieder zusammen Musik machen können, so weit wie die beiden auseinanderliegen, kann man sich glücklich schätzen, dass wenigstens einer weitermacht – Shavo Odadjian mit SEVEN HOURS AFTER MIDNIGHT.
© by Fuze - Ausgabe #109 Dezember 2024 /Januar 2025 2024 und Sebastian Koll
© by Fuze - Ausgabe #109 Dezember 2024 /Januar 2025 2024 und Yasmin Ranjbare