Die Pop-Punk-Band aus Florida ist zurück und bietet mit „Elsewhere“ eine ungewohnt farbenfrohe Album-Ästhetik, inspiriert durch Fantasiewelten wie „Gänsehaut“, „Beetlejuice“, „Matrix“ und „Alice im Wunderland“. Textlich geht es allerdings ziemlich persönlich zu, wie uns Sänger Cody Carson im Interview verrät.
Mit eurem neuen Album seid ihr auch als Band jetzt wesentlich bunter unterwegs – hat euch der eher eintönige Alltag während des Lockdowns dazu animiert?
Es gibt wirklich viele Gründe, aber die Absicht war nicht nur, bunter zu sein, sondern das Makabre mit der Farbe zu verbinden, denn so ist das Leben, so trifft es einen. Alles auf einmal, das Gute und das Schlechte. Die Zeit in der Isolation hat uns alle dazu gezwungen, uns unseren inneren Dämonen zu stellen, und „Elsewhere“ ist das Ergebnis davon.
Nicht nur mit dem Artwork bietet ihr eine Art Flucht aus der Realität, auch der Albumtitel deutet so etwas an. Steht „Elsewhere“ für eine alternative Welt?
„Elsewhere“ ist in gewisser Weise ein alternatives Universum. Es kann eine Flucht sein, es kann eine Falle sein. Es ist dein Gehirn und es geht darum, wem du erlaubst, deine Handlungen zu kontrollieren und zu manipulieren. Es geht darum herauszufinden, wer du wirklich bist.
Musikalisch seid ihr gewohnt upbeat unterwegs. Textlich scheint es eine gewisse Frustration zu geben. „Projector“ zum Beispiel wirkt wie ein recht wütender Song. Woher stammt diese Frustration, die ihr darin ausdrückt?
Menschen, haha. Ich habe immer über Lebenserfahrungen und die Menschen geschrieben, denen ich auf meinem Weg begegnet bin. Manchmal schreibe ich auch fröhliche Lieder über das, was ich gerade durchmache, aber ich habe immer gesagt, dass man Glück nicht in Flaschen abfüllen kann. Das ist ein Gefühl, das wir mit Stolz tragen. Aber Wut auf die richtige Weise auszudrücken, ist viel heikler. Manche Leute gehen ins Fitnessstudio, manche boxen, manche schreien in ihrem Zimmer. Ich habe das Glück, dass ich Songs schreiben kann. So kann ich meine ganze Frustration, die sich ansonsten anstauen würde, nach außen tragen.
Ihr beendet das Album mit dem ruhigen „Better than this“. Warum ist ausgerechnet das euer letzter Song?
Ich war schon immer ein Fan davon, eine Ballade als Abschluss zu verwenden. Ich betrachte das als einen schönen, entspannenden Ausstieg aus einem Album. Ein Weg, um die ganze Energie zu verdauen, die gerade auf dich geworfen wurde.
Warum habt ihr euch dazu entschieden, auch eine so langsame Nummer auf ein Album mit ansonsten ziemlichen Upbeat-Songs zu packen?
Weil das Leben nicht immer schnell ist. Ich möchte, dass die Leute das volle Spektrum des Lebens bekommen, wenn sie sich unsere Alben anhören. Ich würde es hassen, Musiker zu sein, wenn ich immer wieder dieselbe Art von Song schreiben müsste und nur eine Art von Sound veröffentlichen könnte. Das ist einfach nicht mein Ding. Ich habe ADHS und brauche Abwechslung in meinem Leben. Ich bin glücklich, ich bin wütend, ich bin besorgt, ich bin ängstlich, ich bin traurig, ich habe jede Emotion, die man ausdrücken kann. Wir alle machen diesen Zyklus durch, und ich finde, unsere Musik sollte das widerspiegeln.
© by Fuze - Ausgabe #93 April/Mai 2022 und Isabel Ferreira de Castro
© by Fuze - Ausgabe #93 April/Mai 2022 und Isabel Ferreira de Castro