Sehenswert: Instrument

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(USA 1999, Regie: Jem Cohen)

Der mit der Band befreundete Regisseur Jem Cohen begleitete FUGAZI zehn Jahre lang, von 1987 bis 1996, mit der Kamera auf Tour, im Studio, im Proberaum. Zunächst ohne die Intention, später eine Dokumentation aus dem Material zu erstellen, schälte sich nach einigen Jahren schließlich doch ein Filmprojekt heraus. Zusammen mit FUGAZI wählte Cohen Szenen aus allen Phasen der Bandgeschichte aus und montierte seine Aufnahmen, die ohne eine Filmcrew entstanden, mit Ausschnitten aus den wenigen vorhandenen Fernsehinterviews sowie mit Fremdmaterial und eigenen Landschaftsaufnahmen zu einem Porträt der Band.

Der „Zeitdokument“-Charakter der Dischord-Veröffentlichungen findet sich auch hier wieder. Eine Interpretation des Gesehenen gibt es nicht wirklich. Nur Hinweise auf die Ursprünge des Materials. Bild- und Ton-Ebene sind oftmals losgelöst voneinander und verfolgen auf den ersten Blick kein klares Ziel. Unterschiedliches Material geht ineinander über, wie in einem Strudel. Intensität und Eigenwilligkeit der Band, die man als „Late Adopter“ nicht mehr live erleben durfte, werden dabei auch filmisch sichtbar. Inhaltlich sowieso! Etwa wenn sich Guy Picciotto beim Konzert in einer Turnhalle singenderweise von unten durch einen Basketballkorb schwingt oder Ian MacKaye Violent Dancer des Konzertsaales verweist.

Eine Menge Anspielungen und – nicht unbedingt erwartbar – Humor werden durch die Art der Collagierung und Gegenüberstellung der Ausschnitte sichtbar. Hier setzt „Instrument“ auf mündige Betrachter und bietet eine Menge „Mehrwert“. Schön ist dabei auch Picciottos Absage an die Hardcore-Szene, die er als ritualisiert und damit kraftlos (weil vorhersehbar) beschreibt. Eventuelle Beschwerden des Publikums bezüglich der musikalischen Entwicklung der Band stuft er als positiv ein. Die „Widerspenstigkeit“ als das zentrale Element des Hardcore bleibt nur durch eine fortwährende Evolution erhalten. Insgesamt ist „Instrument“ ein intensives, wie auch künstlerisches Vergnügen. So wie FUGAZI selbst.