THE ROXIES aus Berlin sind eine extrem professionelle Rockband. Als im Oktober 2023 ihr Konzert im Hamburger Monkeys sehr kurzfristig abgesagt wurde, die Band aber schon in der Stadt war, spielten sie einfach als Encore-Band auf dem zweiten Bitzcore Punkfestival nachts im Indra Musikclub auf Sankt Pauli.
Die gegen zwei Uhr nur noch spärlich anwesenden Zuschauer waren begeistert vom Sound und Bühnenauftritt der Band. Powerpop und Garage-Punk lösen sich ab, allemal tanzbare Midtempo-Mucke. Very British, wie ich finde. Auf ihrem Album, das sinnigerweise „Don’t Wanna Dance Because I’m Told To“ heißt, beweisen sie einen stilsicheren Umgang mit Punk und Pop. Und ich frage mich, ob die aus Sänger Matthew, Bassistin Imke, Schlagzeuger Tim und Gitarrist Bruno bestehenden THE ROXIES nicht ein echter Underdog unter den Indie-Bands sind ...
Seit wann gibt es THE ROXIES? Habt ihr vorher auch schon in Bands gespielt?
Imke: 2018 haben wir als Band einen Sänger gesucht und Matt hat sich gemeldet. Vorher haben wir anderen drei schon mit Lehua, einer Sängerin aus L.A., als SLIME THE BOOGIE zusammengespielt. Matt hat in England in verschiedenen Hardcore-Bands gesungen, zuletzt bei CAVORTS. Unsere Einflüsse sind vielfältig. Wir haben alle etwas andere musikalische Backgrounds und Lieblingsbands. Deshalb sind unsere Songs auch so unterschiedlich und es entsteht etwas Eigenes, der ROXIES-Sound sozusagen.
Ihr seid für mich ein wenig underrated. Wieso seid ihr mit dem Image einer Vorband zufrieden?
Bruno: Das kommt immer drauf an, wo wir spielen. Letztes Jahr waren wir in den USA auf Tour. Chris von unserem Label Dirt Cult Records hat uns connectet mit einer Band aus L.A., den PRETTY FLOWERS. Mit ihnen sind wir die Westküste rauf und runter getourt. Neun Shows in San Francisco, Portland, Seattle, L.A. ... Meistens haben am Abend vier Bands gespielt für 10 Dollar Eintritt. Das Bier kostet aber schon 9 Dollar. Das ist doch krass und sagt einiges aus. Auf alle Fälle waren mal wir die Headliner, mal PRETTY FLOWERS oder eine lokale Band. So wie es für den Abend am besten passte. Über die Musik und deren Qualität sagt es nichts aus, wann eine Band auf die Bühne soll. Eine der interessantesten Bands auf der US-Tour waren THE 1981 aus Portland, und sie haben als Erstes gespielt. Aber der Support-Slot vor bekannten Bands oder auf Festivals ist auch super für uns. Wenn wir vor 999, AVENGERS oder DEAD BOYS auftreten, sehen uns ja viele Leute, die wir sonst nicht erreichen würden.
Wie läuft bei euch der Prozess von der Songidee zur fertigen Platte?
Bruno: Bei uns läuft fast alles DIY. Imke macht die Grafik, wir siebdrucken unsere Shirts, nur beim Booking ist es nicht immer einfach: Für die einen sind wir nicht Punk genug, für die anderen nicht genug Pop oder Indie. Das Publikum weiß nicht sofort, woran es ist. Was machen die da? Aber dann geben wir alles auf der Bühne und so kriegen wir die Leute. Matt arbeitet sich richtig an den Songs ab und steigert sich voll rein. Das merkt das Publikum auch.
Habt ihr Ambitionen, bei einem deutschen Label zu veröffentlichen?
Imke: Nachdem wir im Februar 2020 in Yorkshire, wo Matt herkommt, eine kleine Tour gemacht hatten, kam Corona. Alles war zu, keine Shows möglich, und es war schwierig, ein Label für unsere Aufnahmen zu finden. In Deutschland hatten wir kein Glück. Wir haben dann mit Dirt Cult Records in den USA und Family Spree in Spanien die LP rausgebracht, was für die Veröffentlichung super geklappt hat. Aber es wäre schon geil, für die nächste Platte ein deutsches Label zu finden. Dann wird das Booking hier vielleicht auch einfacher. Mit Dirt Cult würden wir gern weitermachen und auch gern noch mal in die USA, nach Spanien und in andere Länder fahren. Finanziell ist das schwierig und eher unter Spaß zu verbuchen, aber für die US-Tour hatten wir Glück und haben eine Förderung bekommen, echt der Wahnsinn.
Was sind eure nächsten Projekte und Ziele?
Tim: In diesem Frühjahr und Sommer spielen wir nicht so viel live. Wir brauchen die Zeit, um neue Songs zu schreiben für unser zweites Album. Es dauert, bis wir die Ideen im Detail fertig haben. Die ersten fünf Songs sind im Kasten. Ende ’23 waren wir bei SmaiL ShocK in seinem analogen Studio in Berlin. SmaiL hat sich auf Live-Aufnahmen spezialisiert – und wenn die Band halbwegs vorbereitet ist, kann das Einspielen schnell gehen. Dafür bekommen wir bei SmaiL Aufnahmen voller Wärme und Leben, er hat gute Ohren und gibt uns super Feedback. Unsere absolute Empfehlung!
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