Mit „Seeing Through Fire“ veröffentlicht die Band aus Ohio ihr neuntes Studioalbum irgendwo zwischen Metal und Hardcore. Wir sprechen mit Sänger James „Human Furnace“ Bulloch über den Prozess dahinter.
Mit „Seeing Through Fire“ seid ihr bei Nuclear Blast angekommen, nachdem ihr nun drei Alben lang bei Relapse gewesen seid. Wie kam es dazu?
Ganz einfach, unser Vertrag mit Relapse war ausgelaufen. Wir waren daher auf der Suche einem neuen Label für das Album. Nuclear Blast trat auf den Plan. Sie wollten übernehmen und wir stimmten zu. Zum Zeitpunkt der Suche war unser Album schon komplett fertig.
Wann habt ihr das Album geschrieben, wenn es zum Zeitpunkt der Labelsuche bereits fertiggestellt war?
Direkt nach unserem letzten Album. 2019 haben wir dazu nur ein bisschen getourt. Ein paar Monate und dann wurde alles zugemacht. Das zieht natürlich das Leben aus so einem Album. Das ist wirklich scheiße. 2021 haben wir dann wieder geschrieben. Matt, unser Gitarrist, ist eine richtige Maschine. Wenn er sich reinkniet, geht es wirklich voran. Das Album war schon lange vor den Aufnahmen bereits fertig geschrieben. Ende 2021 waren wir dann im Studio, würde ich sagen. Es wurde also in dieser seltsamen Zeit geschrieben und aufgenommen, in der in der Musikwelt nicht wirklich viel passiert ist. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt kein Label und haben alles selbstfinanziert. Es war unklar, wo wir das Album veröffentlichen würden. Wir wollten zu diesem Zeitpunkt einfach Musik aufnehmen, weil uns das Spaß macht.
Nun hast du schon euren Hauptsongwriter Matt erwähnt. Wie überrascht oder fasziniert bist du auch nach all den Jahren von den Ideen, mit denen er zu euch kommt?
Er ist ein fantastischer Gitarrist und haut unendlich viele Riffs raus. Wir versuchen nie, das mit zu hohen Erwartungen aufzuladen und das Rad neu zu erfinden. Wir wissen, was wir mit der Band machen möchten. Matt kennt den Stil, mit dem er bei RINGWORM abliefern kann. Wenn du über den konkreten Schreibprozess mehr wissen möchtest, müsstest du vielleicht ihn interviewen. Er ist aber nicht nur bei RINGWORM, sondern auch noch in zwei, drei anderen Bands. Die machen auch alle nicht das Gleiche, das eine ist eine Death-Metal-Band und Hardrock spielt er auch noch. Er schreibt Musik am laufenden Band, das ist wirklich wunderbar. Ich höre die Sachen meistens erst, wenn rudimentäre Aufnahmen gemacht wurden.
Wie einfach fällt es dir nach all den Jahren, die richtigen Stellen und die richtige Art zu Singen zu finden?
Ja, das passiert mittlerweile ganz selbstverständlich. Wenn ich ein Lied zum ersten Mal höre, habe ich gleich Gesangspatterns im Ohr. Aber das ist auch knifflig. Gerade für jemanden wie mich, der nicht mit melodischem Gesang aufwarten kann. Ich habe drei Werkzeuge in meinem Kasten und alle drei sind Hämmer. Verschiedene Arten zu finden, Dinge zu betonen oder zu phrasieren, ist eine Herausforderung. Generell sind die Tempi in unserem Genre alle ziemlich ähnlich. Du musst also Wege finden, anders zu phrasieren als andere. Oft erwischt man sich dabei, dass man denkt, etwas Ähnliches schon einmal gemacht zu haben. Manchmal stimmt es auch, das ist mir aber egal. Ich finde es nicht sonderlich schlimm, solange ich etwas zu sagen habe. Lass es mich anders ausdrücken: Wie ich etwas sage, rangiert bei mir hinter dem, was ich sage. Wie es dann rauskommt, so kommt es raus.
Ich finde gerade auf dem neuen Album die Reihenfolge der Tracks sehr gut gewählt. Eure Musik ist jetzt nicht besonders vielseitig, das kann bei einer falschen Anordnung auch schnell langweilig und monoton werden.
Ich habe da sehr viel Zeit reingesteckt. Du hast recht, wenn du die Lieder in der falschen Reihenfolge zusammenstellst, verliert das Album jede Art von Dynamik oder Flow. Das ist alles wichtig für mich. Ich bin ein alter Typ, der Alben als Ganzes hört. Jüngere, die nur Singles hören, interessiert das vielleicht nicht so sehr, die nehmen das Album gar nicht in der eigentlichen Reihenfolge wahr. Ich bin aber aus der Generation, die von einem Album, wenn du es auflegst, erwartet, dass es dir mit dem ersten Song ins Gesicht springt. Das ist großartig. Für mich ist es aber auch wichtig, dass der erste Track auf der B-Seite einschlägt. Ich denke oft über solche Dinge nach. Da stecke ich viel Arbeit rein.
Stellst du dann ein paar Versionen zusammen und ihr diskutiert diese intern?
Matt schreibt manchmal ein Lied und weiß dann schon, dass das der Opener oder das Abschlussstück werden soll. Er hat schon ein paar Eckpunkte. Wenn die Jungs im Studio sind und die Musik aufnehmen, bin ich häufig nicht dabei. Ich gebe ihnen daher ein paar Ideen mit, dass sie zum Beispiel mehrere Enden eines Liedes aufnehmen sollen. Ein abruptes Ende, eines, das ausklingt oder irgendetwas anderes. So haben wir bei der Zusammenstellung mehrere Optionen, um die Songs besser miteinander zu verbinden. Es ist nicht einfach nur Song-Song-Song. Es wird dynamischer und fließt besser.
Nun habt ihr das neue Album komplett mit Noah Buchanan aufgenommen. Bei den letzten waren immer noch andere Leute involviert.
Die Musik wurde auch schon bei den letzten Alben bei Noah aufgenommen. Nur ich bin für den Gesang in ein anderes Studio gegangen. Vornehmlich aus Bequemlichkeit, denn Spider Studios von Ben Schigel befinden sich sehr nah bei meiner Arbeitsstätte. Noah wollte aber schon immer alles aufnehmen. Wir haben dieses Mal einiges anders gemacht und so haben wir auch Noah den Gesang aufnehmen lassen. Das hat alles sehr gut geklappt und es war klasse, mit Noah zu arbeiten. Die Studiosituation bei ihm war für mich anders als gewohnt. Bei Spider gab es eine abgeschlossene Gesangskabine. Ich mag dieses klaustrophobische Gefühl darin, wenn ich aufnehme. Oft nimmt man die Stimme mitten in einem großen Raum auf, das gefällt mir gar nicht. Noah und ich fanden aber einen Kompromiss. Wir haben künstliche Wände in den Aufnahmeraum eingezogen, um das gewünschte Gefühl für mich zu erzeugen. Das hat dann sehr gut für mich funktioniert.
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