RIISTETYT

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Finnische Hardcore-Pioniere

Zu den Pionieren des finnischen Hardcore gehören RIISTETYT aus Tampere. 1981 wird unter dem Namen CADGERS eine Split-7“ mit KAAOS veröffentlicht. Einem CADGERS-Song, „Kirkot kytee“, sind noch deutlich die 77er-Punk-Wurzeln anzuhören, der Rest ist bereits ein gnadenloses Hardcore-Brett. Ein Jahr später folgt die „Laki Ja Järjestys“-7“, bei der sich der typisch stark verzerrte Ballersound der Nachfolge-LP „Valtion Vankina“, die in Deutschland 1983 unter dem Titel „As A Prisoner Of State“ bei Rock-O-Rama erschien, schon deutlich ankündigt. Musikalisch etwas ruhiger und differenzierter fällt die „Skitsofrenia“-12“ aus, die 1984 als englischsprachige Version plus einer Live Seite unter dem Titel „Nightmares In Darkness“ bei ROR herauskommt. Nach ihrer LP „Raiskattu Tulevaisuus“ sowie einer US-Tour ziehen RIISTETYT erst einmal die Notbremse, entscheiden sich kurz vor dem Millennium für einen Neustart und finden in den folgenden Jahren vor allem in Brasilien ein äußerst dankbares Publikum. Mit Sänger und Gründungsmitglied Lazze – kein Mann der großen Worte – begaben wir uns auf Spurensuche in die Vergangenheit.

Wie kam die CADGERS-Split-7“ mit KAAOS zustande? Beide Bands kamen ja aus derselben Stadt.


Die CADGERS/KAAOS-Splitsingle war eine der ersten Hardcore-Platten in Finnland. Wir waren gute Freunde, deswegen lag es auf der Hand, eine gemeinsame Scheibe zu machen.

Warum der Namenswechsel ein Jahr später?

Als Perry, der damalige Frontmann von CADGERS, die Band verließ, entschieden wir uns, den Namen in RIISTETYT zu ändern und uns mehr in Richtung politischer Hardcore zu orientieren.

Wie gestaltete sich euer Studioaufenthalt für die „Laki Ja Järjestys“-EP und wer steckte hinter dem Labelnamen P. Tuotanto?

Das Studio lag mitten im Wald und es war bitterkalt dort. P. Tuotanto war eines der ersten D.I.Y.-Labels in Finnland. Es wurde von Vote Vasko betrieben, dem „Paten“ des finnischen Hardcore.

„Riistetyt“ bedeutet laut englischer Übersetzung „The exploited“. War das Absicht?

Wir übersetzen „Riistetyt“ als „Victims of exploitation“, also Opfer von Ausbeutung.

Wie kam eure US-Tour 1984 zustande?

Bad Compilation Tapes/BCT hat die organisiert. Wir tourten mit RAW POWER aus Italien und spielten mit den DEAD KENNEDYS und MDC. Es waren 29 Auftritte in acht Wochen.

Im Gegensatz zu RATTUS hattet ihr damals keine Plattenveröffentlichung auf einem US-Label. Wie wurde das Publikum dort auf euch aufmerksam?

Die HC/Punk-Szene war damals halt sehr groß.

Es gab aber auch Stress mit Nazi-Glatzen während der Tour, oder?

Ja, speziell in New York. In San Francisco gab es regelrechte „Rassenkämpfe“. Aber das größte Problem waren die Rednecks in den südlichen Staaten.

Warum habt ihr euch 1985 aufgelöst?

Es war Zeit für eine Pause.

2010 habt ihr erneut in den Staaten gespielt. War es dieses Mal eine andere Erfahrung?

Es war komplett anders. 2005 tourten wir ebenfalls dort. Es war eine neue Szene mit einer neuen Generation.

Auf eurer LP „Raped Future“/„Raiskattu Tulevaisuus“ ist der Name HOLY DOLLS als quasi zweiter Bandname erwähnt. War das Album als eine Mixtur der beiden Bands gedacht?

Nein, es war die schwachsinnige Idee von Rike Jokela, der damals bei uns Gitarre gespielt hat.

Warum habt ihr damals eure musikalische Richtung geändert?

HOLY DOLLS war Lazzes und Nappis Nebenprojekt. Als RJ dazu kam, wollte er für seine Popstar-Fantasien unbedingt den bekannteren Namen RIISTETYT verwenden ...

Woher kam eure große Popularität in Brasilien, und wie waren die Touren dort?

In den Achtzigern tauschten wir eine Menge Platten und Tapes dorthin. Ab 2001 hatten wir auch ein brasilianisches Plattenlabel. Bis jetzt haben wir dort vier Touren gespielt, und es wurde immer besser, vor allem dank der guten Organisation.

Eure LP „Kuolonhymnejä“ erschien 2009 auf eurem eigenen Label.

Damit haben wir uns einen langjährigen Traum erfüllt.

Wie sah euer Deal mit dem US-Label Havoc Records aus?

Havoc veröffentlichten unseren gesamten Backkatalog und organisierten eine US-Tour. Es war ein guter Deal für uns.

Warum gab es bei euch so viele Besetzungswechsel?

So viele waren es eigentlich nicht. Einige Leute gingen, kamen dann aber auch wieder zurück ...

Euer neuestes Album „Korppien Paraati“ erschien 2013 auf Stupido Records. Was gibt es über das Label zu berichten?

Stupido ist ein kleines Indielabel aus Finnland. Es wird betrieben von einem alten fetten Punk namens Joose. Die größte Band auf seinem Label ist bis jetzt ELÄKELÄISET.

Warum seid ihr nicht bei Propaganda geblieben?

Die sind heutzutage nicht besonders aktiv ...

Wie sieht es mit euren Zukunftsplänen aus?

Mehr Gigs und Touren. Wir versuchen, so produktiv und aktiv wie möglich zu sein.