Sechs Wochen waren sie auf Tournee in Europa, die Melbourne-City-Ska-All-Stars THE RESIGNATORS, um ihr Album „See You In Hell“ zu promoten, das in ihrer Heimat Australien bereits seit 2010 erhältlich ist. Um Bandleader Francis Harrison tummeln sich seit 2005 MusikerInnen aus den über Down Under hinaus bekannten Bands GWAR, BLOWHARD, THE VALS oder FAMILY FARM. „See You In Hell“ ist eine hervorragende Symbiose aus MIGHTY MIGHTY BOSSTONES, BLUE MEANIES, AREA 7 und THE PORKERS. Die Platte bietet also druckvollen, rockigen Skapunk/core, wie man ihn Mitte bis Ende der Neunziger Jahre zu hören bekam. Viele Bands versuchten das zu kopieren, aber nur wenige konnten diese Qualität erreichen, geschweige denn solche Unverwechselbarkeit. Just am Tag, an dem sie in Frankfurt Station machten, bockte unser Auto und ich konnte nicht zum vereinbarten Interviewtermin erscheinen, so dass mir Sänger Francis dann aus Amsterdam seine Antworten mailte.
Francis, welchen Eindruck hast du von Europa bekommen?
Es ist hier ganz schön abwechslungsreich. All die verschiedenen Sprachen und Kulturen. Aber woran wir uns wohl am besten erinnern werden, ist das Essen – so viele Brot- und Käsesorten! Wir hatten wirklich viel Spaß und wurden überall sehr positiv auf- und wahrgenommen.
Das Label vermarktet euch als Skapunk-Band mit Rockabilly-Einflüssen. Auf der aktuellen Platte sind diese Einflüsse nur dezent bemerkbar. Ist das insgesamt mehr auf euer Image, das Coverartwork und die Texte bezogen?
Von allem etwas, aber in erster Linie zeigt sich das live bei unserer Bühnenshow, weniger in unseren Aufnahmen.
Beim Hören eures Albums fühlte ich mich angesichts der ähnlichen Produktion an die beste Zeit von Skapunk/core Mitte der Neunziger Jahre zurückversetzt, als THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES ihre großen Erfolge feierten. Sollte „See You In Hell“ bewusst so klingen?
Vielen Dank für diesen MIGHTY MIGHY BOSSTONES-Vergleich. Zu Beginn der Aufnahmen hatten wir keine klaren Vorstellungen von dem Sound, aber Alex Giguere von THE BEATDOWN hat uns mit dem kräftigen Gitarren- und Bläsersound ein Ergebnis gezaubert, über das wir überglücklich sind.
Euer Output ist mit bisher zwei Alben binnen sieben Jahren noch recht überschaubar. Hat das etwas mit den ständigen Besetzungswechseln zu tun, schließlich bist du in all der Zeit die einzige Konstante geblieben?
Es gibt darüber hinaus noch zwei EPs, „You Got Me Thinking“, eher ein Demo, und „Offbeat Feeling“. Außerdem wurde noch der eine oder andere exklusive Samplerbeitrag veröffentlicht. Der Grund, warum es noch kein drittes Album gibt, liegt einfach darin, dass wir sehr viel live spielen. In nächster Zeit werden wir das etwas einschränken, um uns in diesem Line-up auf das Schreiben und Produzieren der nächsten Platte zu konzentrieren. Wir haben bereits viele Ideen gesammelt, ein klares Konzept gibt es jedoch noch nicht.
Es ist immer interessant, was sich in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten in Sachen Ska so tut. Was spielt sich in Australien diesbezüglich derzeit ab?
Die australische Ska-Szene ist klein, aber sehr aktiv. Unter einer Reihe wirklich großartiger Bands nenne ich mal nur einige wenige wie CHRIS DUKE & THE ROYALS, THE BENNIES, ANARCHIST DUCK, STEEL CITY ALLSTARS, SKA VENDORS oder KUJA KINGS. Hört euch die mal an! Außerdem sind einige der alten Bands wie AREA 7, LOONIE TUNES oder STRANGE TENANTS wieder aktiv. Seit der ersten Ska-Welle gibt es eine starke Verbindung zwischen australischer Ska-Musik und den karibischen Ska-Pionieren auf Jamaika. So finden in Australien jährlich einige richtig gute Ska-Festivals statt. Die ganz großen dieser Art sind die beiden jährlich stattfindenden Ska-Weekender und das Ska Nation.
In den deutschen Nachrichten wird über Australien nur sehr selten berichtet. Was bewegt derzeit die Menschen dort?
Schwerpunkt- und allgegenwärtige Gesprächsthemen sind der Umgang mit der indigenen Bevölkerung, der Klimawandel, die Flüchtlingspolitik und der Bergbau. Die globale Finanzkrise hat Australien noch nicht erreicht. THE RESIGNATORS sind sieben verschiedene Individuen mit unterschiedlichen politischen Meinungen. Solange wir die Sichtweisen jedes Einzelnen untereinander respektieren, wird sich die Politik in unserer Musik nur wenig widerspiegeln.
Was gibt es nach Abschluss eurer erfolgreichen Tour noch zu sagen?
Vielen, vielen Dank an alle unsere neuen Freunde in Europa. Wir werden alles daran setzen, im kommenden Jahr mit einem neuen Album hier erneut zu touren. Bis dahin!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Simon Brunner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #103 August/September 2012 und Simon Brunner