Das Schaffen der RENDERINGS aus Tübingen verfolge ich jetzt schon seit vier Jahren und die Jungs steigern sich von Album zu Album. Ihre neue CD "Head Back" auf Come-Again Music ist für mich jetzt schon das musikalische Highlight des Jahres: Punkrock ohne Schnörkel, geradeaus und Gas gegeben, Zeigefinger hoch für Refrains, die sofort ins Ohr gehen und zum fröhlichen Mitgrölen einladen. Bei allem Minimalismus mit klassischer Gesang-Gitarre-Bass-Schlagzeug-Besetzung und drei Akkorden im Gepäck, hört man aber deutlich heraus, dass der Vierer sein Handwerk mehr als ordentlich beherrscht. Mal hört man die TOY DOLLS heraus, mal COCK SPARRER oder die RAMONES. Wer diese Bands liebt, sollte die RENDERINGS dringend mal antesten. Ab Ende Oktober wird die Band erneut bundesweit die einschlägigen Clubs ansteuern, um uns ihre Drei-Minuten-Smasher um die Ohren zu hauen. Ich traf mich am Tag nach ihrem Gig beim Mössinger Umsonst&Draußen-Festival mit Fabe, Benny und Ronni.
Wie lange gibt's die RENDERINGS schon und wie habt ihr euch gefunden?
Ronni: Unter diesem Namen gibt es die Band seit Winter 2001. Wir hatten vorher in derselben Besetzung schon die COPYRIGHT ALLSTARS, eine reine Punkrock-Coverband mit Songs von den RAMONES, MISFITS und SEX PISTOLS. Kennen gelernt haben wir uns über die verschiedenen Bands, in denen wir vorher schon gespielt hatten. In Mössingen, das ist eine Kleinstadt bei Tübingen, wo wir ursprünglich herkommen, läuft man sich als Musiker zwangsläufig irgendwann über den Weg. Fabe und Benny spielen mittlerweile auch bei K.G.B. zusammen, mit denen wir uns den Proberaum teilen. Die Coverband läuft parallel neben den RENDERINGS weiter. Mit unserem Punkrock-Cover-Programm kann man uns zum Beispiel für Hochzeiten buchen. Das haben wir jetzt schon ein paar Mal gemacht - war lustig.
Der Titel eures Albums "Married Miss Punkrock" von 2004 - spielt das auf eure Erlebnisse als Hochzeitskapelle an?
Fabe: Nee, das hat damit nichts zu tun. "Married Miss Punkrock" ist ein Konzeptalbum und Miss Punkrock steht für die Musik. Wir und die Musik - das ist für uns ein lebenslanges Bündnis, so wie eine Ehe eben. Ohne Punkrock geht's einfach nicht. Und das zieht sich als roter Faden durch alle Songs des Albums. Wir richten alle vier unser Leben stark nach der Band aus. Wir machen jetzt schon lange gemeinsam Musik, auch schon lange vor den RENDERINGS. So etwas schweißt zusammen. Auch wenn wir abends weggehen wollen, werden nach wie vor als Erstes die Bandkollegen angerufen.
Was waren die Highlights in sechs Jahren THE RENDERINGS?
Fabe: Highlights waren auf jeden Fall unsere Auftritte beim Umsonst&Draußen in Mössingen. Das Festival hat bei uns in der Gegend inzwischen Kultstatus. Das ist für uns jedes Mal ein Heimspiel und dementsprechend gut ist die Stimmung. Einmal haben wir da zusammen mit DUMBELL gespielt, was der absolute Knaller war.
Ronni: Unsere erste Tour war definitiv auch ein Highlight. Das war im Herbst 2003 zum ersten Album "Die For Rock'n'Roll". Im Rahmen dieser Tour haben wir zum Beispiel im Wild at Heart in Berlin gespielt. Drei Konzerte hatten wir bisher als Support von THE LURKERS, woraus sich eine richtige kleine Bandfreundschaft entwickelt hat.
Was passiert in Tübingen musikmäßig? Ist das ein verpenntes Studentennest oder die City of Rock'n'Roll?
Fabe: Also in den letzten drei Jahren ist hier eine absolut eingeschworene und hochaktive Underground-Szene entstanden. Da passiert Einiges. Ein absolut verschworener Haufen aus zig Bands teils völlig unterschiedlicher Richtungen, die sich gegenseitig unterstützen.
Benny: Jedes Jahr erscheint auch ein Sampler namens "Tübingen Underground", auf dem von jeder Band ein Song drauf ist.
Fabe: Zu empfehlen sind die 12 ANGRY MEN.
Benny: Nicht zu vergessen: HERON und DECIBEL DEMON.
Was treibt euch an, ausgerechnet Punkrock zu spielen, der wirklich sehr nach 1977 klingt?
Fabe: Mir geht's dabei vor allem um die Melodien. Hardcore oder Punkrock à la THE EXPLOITED - das habe ich früher mal gehört. Melodien sind mir heute wichtiger. Wobei wir uns beim Schreiben von Songs natürlich nicht direkt vornehmen: "Das darf nur so und so klingen und so nicht." Die klare Zielvorgabe, dass am Ende 77er Punkrock herauskommen muss, gab's eigentlich nur bei der ersten CD "Die For Rock'n'Roll".
Benny: Eine Stunde durchknüppeln kann natürlich auch klasse sein, aber diese Midtempo-Songs mit eingängiger Melodie, das hat uns einfach angefixt.
Fabe: Das rockt eben mehr für unseren Geschmack. Da sind wir uns bandintern einig. Wenn wir sagen, wir spielen Punkrock, dann liegt da die Betonung auf jeden Fall auf Rock.
Was habt ihr vor in nächster Zeit?
Fabe: Das neue Album "Head Back" präsentieren, so oft und wo immer es geht. Ende Oktober werden wir zwei Wochen auf Tour gehen. Benny ist leider ab August für ein halbes Jahr in Kalifornien, wir haben aber schon für kompetenten Ersatz gesorgt, der praktischerweise auch Benny heißt und ein alter Bekannter von mir ist.
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