REGGAEDEMMI, das ist ein neunköpfiger bunter Haufen aus Kolumbien, Belgien und Norddeutschland, der 2012 in Hamburg über die Musik zusammengefunden hat. Geprägt von unterschiedlichen musikalischen Wurzeln spielen REGGAEDEMMI ihre eigene Mischung aus Roots-Reggae, Dancehall und Uptempo-Ska. Von chilligen Festivalgigs bis zu schweißtreibenden Club-Shows bringen sie jede Menge guter Vibes mit auf die Bühne. Ende 2016 erschien ihr erstes Studioalbum „Tanz dich frei“. Da sich die Band häufig mit dem Klischee konfrontiert sieht, dass es sich beim Reggae um „Urlaubs- und Kiffermusik“ handelt, bat ich die Jungs, uns einige Basics des Reggae zu erklären.
Early Reggae
Der frühe Reggae entstand nach dem Rocksteady. Er hat viele Parallelen zum Ska. Auf unserer Platte gibt es einen Instrumental Song, „Mr. BacBac“, der dieser Kategorie wohl am ehesten zugeordnet werden kann.
Roots-Reggae
Eines der markantesten musikalischen Roots-Elemente sind die Nyabinghi Drums. Deren Rhythmus ähnelt einem Herzschlag und symbolisiert das Zusammenspiel von Donner und Blitz, also Naturverbundenheit. Für die Albumaufnahmen haben extra ein paar Bandmitglieder ihre Tröten und Gitarren beiseite gelegt und zu den Binghi-Drums gegriffen. So sind viele schöne Tracks mit Roots-Drum-Section entstanden. Eines unser Highlights ist „Mountains of wisdom“ mit Ray Darwin, einem gebürtigem Jamaikaner, den wir hier in Hamburg kennen und schätzen gelernt haben.
Dub-Reggae
Die sogenannten „Dubplates“ sind ursprünglich entstanden, da es den Selectas auf Jamaika an neuem Material mangelte, mit denen sieden Leuten einheizen konnten. Auf aktuellen Veröffentlichungen findet man oft „Dub Versions“ von bereits vorhandenen Songs. Man könnte fast sagen, eine Art Remix. Von uns gibt es bisher leider keine einzige Dub-Version. Also an alle Dub-Schrauber, wir würden uns freuen, wenn ihr uns connectet! Und allen Leuten da draußen würden wir gerne gute Dub & Reggae-Soundsystems/Partys in Hamburg empfehlen: Hibration, I-Livity, Crucial Vibes und Rainbow Soundsystem.
Dancehall
Die Riddims animieren vor allem zum Tanz und haben unglaubliche Kraft. Überwiegend werden sie elektronisch produziert. Wir übertragen viele dieser Elemente auf unsere Live-Instrumente. So kreieren wir eine eigene, organische Variante. Dancehall entstand kurz nach Bob Marleys Tod. Er war vor allem geprägt durch die eskalierende Situationen in den Straßen Jamaikas, entstanden durch gesellschaftliche Missstände und politische Unruhen. Mord sowie der Kampf um Macht und Geld wurden in diesem Zuge in Songtexten nun nicht mehr kritisiert, sondern vielmehr verherrlicht. Wir benutzen diese Musikrichtung hingegen sehr oft, um deepe Lyrics in tanzbarem Gewand zu präsentieren.
Conscious Reggae/ politische Themen
Stimmt! Songtexte sind oft unglaublich sozial-, gesellschafts-, und systemkritisch. Auf unserem aktuellen Album gibt es beispielsweise den Song „Laufzeit“, der zur Ablehnung von Konsum und genormten Gesellschaftsrichtlinien aufruft. Oder den Song „Freiheit“, der sich durch den Titel von selbst erklärt!
Ganja/ Cannabiskonsum
Hat seinen Ursprung in spirituellen Zeremonien der Rastafari-Kultur. Dient der Meditation und der Bewusstseinserweiterung. Unter dem Titel „Gras für die Welt“ widmen auch wir uns dem Thema. Wie mittlerweile allseits bekannt, ist Ganja für viele Menschen eine sehr wirksame Heilungsalternative zu chemischen Medikamenten.
Slackness/ Sexismus und Homophobie
Homophobie und Sexismus sind für uns ein absolutes No-Go, da wir für Gleichberechtigung, Vielfalt und Toleranz stehen. Das sehen viele, wenn auch leider nicht alle Musiker der Reggae-Szene genauso wie wir. Homophobie und Sexismus finden sich überall weltweit verstreut in verschiedenen Gesellschaftsformen wieder und das beschränkt sich bei Weitem nicht auf gewisse Künstler der Reggae-Szene. Dass manche Menschen sexistisch oder homophob sind, hat nichts mit dem Musikstil zu tun, sondern ist eine Frage ihrer persönlichen Einstellungen oder eines gesellschaftlichen oder politischen Einfluss.
Spiritualität/ Religion
Wenn man versucht, dieses riesige Thema herunterzubrechen, so liegt die Hauptintention der Rastafari-Religion oder -Bewegung im Kampf um Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von der Nationalität, sowie in der Ablehnung von korrupten, diskriminierenden, politischen Systemen. Dies findet sich definitiv in unserer Art zu Leben und unserer Musik wieder. Tiefergehende Statements zu diesen und vielen anderen Themen bekommt ihr am besten über unsere Musik. Daher freuen wir uns über jeden, der unser Album abcheckt und auf unsere Konzerte kommt. One Love!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Kay Werner