RED SCARE INDUSTRIES

Foto

Sweet little fifteen

Toby Jeg gründete sein Red Scare-Label vor 15 Jahren, und weil das einerseits bewunderns- und würdigenswert ist, er aber selbst am besten weiß, was man ihn endlich mal fragen sollte, hat er das einfach für uns getan.

Kannst du uns sagen, mit welcher Band du am liebsten zusammenarbeitest? Nein, vergiss es, mit welcher Band lässt es sich am einfachsten arbeiten? Das kannst du ja ruhig beantworten!


Du hast recht, es gibt über vierzig Bands auf Red Scare und ich kann keine Lieblingsbands haben! Um ehrlich zu sein, ich mag alle Red Scare-Bands und es wäre nicht richtig, Favoriten zu haben. Aber ja, einige Bands machen es einem definitiv einfacher als andere. Ich denke, die angenehmste Band, mit der ich gearbeitet habe, sind TEENAGE BOTTLEROCKET. Die sind nicht mehr auf dem Label, aber wir haben ihre ersten drei Alben veröffentlicht und sind immer noch gute Freunde. Ich bin ihr Agent in Amerika und buche ihre Touren, also reden wir immer noch täglich miteinander. Als sie jünger waren, waren sie komplette Wahnsinnige, aber jetzt sind sie mit die verantwortungsbewusstesten Typen, mit denen ich arbeite. Willst du, dass ich das Geheimnis lüfte, wie man eine gute Band wird, die alles auf die Reihe bekommt? Reagiere auf deine Mails!

Das ist ein deutsches Magazin und hast ebenfalls deutsche Wurzeln, richtig? Was hat es damit auf sich und was hältst du von der deutschen Punk-Szene?

Ja, in der Tat, meine Eltern sind aus Deutschland, aus Bremen und Karlsruhe. Zwei Städte, die auch ziemlich gute Punk-Shows zu bieten haben, oder? Die deutschen Punks sind großartig und ich liebe es, dass es hier einen so lebendigen Aktivismus gibt. In Deutschland zur Punk-Szene zu gehören bedeutet, dass man tatsächlich für etwas steht und Ideale verfolgt. Wir sind richtig faul geworden hier in den USA, das muss ich leider sagen. Ich bin öfter mit Bands in Europa unterwegs, und was mir nicht gefällt, sind all die Kosten und Steuern und Gebühren, die durch den ganzen Papierkram entstehen. Solange du keinen bekannten Namen hast, wirst du mit Sicherheit Geld verlieren, wenn du durch Europa und Deutschland tourst. Es ist schwer für die Punkbands auf Red Scare, weil sie eher DIY und independent sind. Aber ich liebe es, mich am Merchtisch mit euch zu unterhalten. Ihr beschwert euch immer über alles und erzählt mir, dass mein Deutsch scheiße ist, aber ihr bringt mich auch immer zum Lachen!

Du hast früher bei Fat Wreck Chords gearbeitet und sogar Bands wie AGAINST ME! und THE LAWRENCE ARMS auf das Label gebracht ... wirst du es jemals leid, dass Leute dich nach Fat Wreck fragen?

Haha, ein Klassiker! Ich weiß nicht, interessieren sich die Leute wirklich noch für Plattenfirmen? Es war interessant in den Neunziger Jahren, als Punklabels wie Lookout!, Fat Wreck und Dischord ihre eigene „Marke“ kreierten, aber jetzt gibt es von allem so viel mehr. Die Musik hat sich demokratisiert, und ich will ehrlich zu dir sein: Ich bin mir nicht sicher, ob das für bessere Musik sorgt. Es ist schon ewig her, dass ich bei Fat gearbeitet habe, aber ich stehe immer noch in Kontakt mit den meisten Leuten und Bands dort. Es war damals wirklich aufregend, bei Fat zu arbeiten, und ich bin dankbar für diese Zeit, aber es scheint so, als wäre Fat Mike ein wenig verrückt geworden, also denke ich, dass ich im richtigen Moment gegangen bin, haha.

Du feierst 15 Jahre Red Scare mit einer Compilation aus 15 neuen Songs. Wird es noch eine Weile so weitergehen?

Dem Label geht es gut und wir leisten gute Arbeit, indem wir unsere Bands bezahlen und ihnen helfen, gesund zu bleiben. Es ist nicht einfach, aber wir arbeiten hart und gehen sehr sparsam vor. Ich glaube, ich habe das von meinen deutschen Eltern gelernt, ha! Aber ja, ich bin sicher, dass wir noch lange dabei sein werden. Die „Industrie“ hatte in den letzten Jahren viele Herausforderungen zu meistern, aber wenn man klug und ehrlich ist und sich um die Bands kümmert, mit denen man arbeitet, kommt man trotzdem durch. Wir hatten großes Glück, dass wir so viel Unterstützung von den Fans und der Punk-Szene insgesamt bekommen haben, und dafür sind wir alle sehr dankbar. Solange Dumbass Donald die Welt nicht in die Luft jagt, werden wir dranbleiben und gute Punkbands unterstützen.