RAZORS

Foto

30 Jahre Punkrock Hamburg

1977 ... Ich komme in den Kindergarten

Zur selben Zeit hockten in Hamburg drei gelangweilte Jugendliche zusammen, die der Meinung waren, eine Band würde mehr Schwung und Abwechslung in ihr Leben zwischen Schule und Ausbildung, Dosenbier und Kinobesuchen bringen. Also beschlossen Schwabe, Gott und Feller von nun an unter dem Namen RAZORS Musik zu machen. Ausgebildete Musiker waren alle drei nicht, das fiel aber nicht weiter ins Gewicht. Schwabe hatte bei einem Kurzurlaub in London das neue Ding entdeckt: Es nannte sich Punkrock, war laut und wild, dabei aber einfach und direkt. Was Bands wie THE DAMNED, CHELSEA, SEX PISTOLS, THE CLASH oder EDDY & THE HOT RODS in Englands Hauptstadt veranstalteten, würden die RAZORS in Hamburg ja wohl auch schnell hinkriegen. Und irgendwie neu und daher auch sehr aufregend war das alles ja allemal. Schließlich stand man im Sommer 1977 als Punkrock-Band in Deutschland noch ziemlich alleine auf weiter Flur. Zwar hatte man bereits gehört, dass in Düsseldorf Bands wie MALE oder MITTAGSPAUSE von sich reden machten, in der Hauptstadt Berlin rumorte es an allen Ecken und Enden, und auch in Hamburg fanden sich immer mehr junge Menschen zusammen, um in Bands wie BIG BALLS & THE GREAT WHITE IDIOT diesem neuen Musikstil zu frönen, doch es blieben meist nur Gerüchte und wage Hinweise, auf die man zurückgreifen musste. Internet war noch ein Begriff aus einem Science Fiction-Roman, ein funktionierendes Netzwerk musste erst aufgebaut werden, und von solch subversiven Informationsquellen wie Fanzines hatte höchstens der eine oder andere mal bei einem London-Trip eines in die Finger bekommen. Ähnlich verhielt es sich auch mit der Musik. Es gab noch keine Mailorder, Online-Shops und Elektromarktketten, über die sich jeder Hinz und Kunz mit entsprechenden Platten versorgen konnte. Nein, eine neue Punk-Platte wurde nicht einfach gekauft, aufgelegt und gehört, sie wurde zelebriert, zigfach kopiert und behandelt wie ein Heiligtum. Bisher waren es Bands aus England und den USA, die als Vorreiter dieser neuen Welle galten. Schallplatten deutscher Punkbands waren Mangelware. Aber daran wollten viele hungrige, aufbegehrende Gruppen etwas ändern. So auch die RAZORS. Mit Eifer und noch mehr Bier machten sie sich also ans Werk und versuchten sich an ihren ersten Songs. Schwabe probierte es an der Gitarre, Gott setzte sich ans Schlagzeug und Feller bediente den Bass. Doch auf Dauer fehlte was: Ein Sänger, eine Rampensau, ein Frontschwein, einer, der genügend Exzentrik und Charisma mitbringen würde, um der Band eine eigene Identität zu verleihen.

1978 ... Papa schenkt mir meinen ersten Fußball

Im Mai 1978 war es dann soweit und mit Danker stieß ein ebensolcher Sänger zur Band. Die RAZORS waren komplett. Jetzt konnte man endlich auch vor Publikum treten und das einstudierte Repertoire präsentieren. Warum also lange warten? Drei Tage Einarbeitungszeit mussten für Danker reichen, dann stand der erste Auftritt im Rahmen der zweiten Grünspan-Nacht an. Nun war der Zug nicht mehr aufzuhalten. Wenig später eröffnete mit dem "Krawall 2000" ein waschechter Punk-Club und die Hamburger-Punk-Szene hatte eine neue Heimat gefunden. Hier waren die RAZORS von Anfang an dabei und hauchten dem abgeranzten Laden so etwas wie Leben ein. Nicht nur, dass Schwabe, Danker, Gott und Feller dort ihre abendlichen Gelage abhielten und zu einer Art Hausinventar wurden, sie spielten dort auch Konzerte, wie am 11. Mai, als sie gemeinsam mit HOMICIDE, COPSLAYERS, GUTTERSNIPES und CAPTAIN SCARLET den Laden zum Bersten brachten.

Es sollte nicht mehr lange dauern, bis auch der Hamburger Polizei der Name RAZORS ein Begriff wurde. Nicht selten schauten die grünen Herrschaften im Laufe einer solchen Punk-Nacht mal vorbei und verdarben - wenn auch meist nur für kurze Zeit - die gute Laune der Konzertbesucher. Überhaupt hatte man es in dieser Zeit als Punk nicht gerade leicht im Umgang mit der Staatsmacht. Als Unruhestifter und asozialer Parasit galt man in den Augen vieler Beamter. Da war man bei nächtlichen Routinekontrollen oft der Willkür des diensthabenden Sheriffs ausgesetzt. Ebenso fühlte sich so mancher Spießbürger und Prolet arg auf den Schlips getreten, wenn er dem unbekümmerten Treiben dieser bunten Punker so zusehen musste. Auch von dieser Seite drohte Ungemach, wenn ein einzelner Punk zur falschen Zeit am falschen Ort an die falschen Leute geriet. Doch all diese Repressalien zermürbten die RAZORS nicht, sondern schweißte sie noch mehr zusammen. Die Wut auf das Establishment wuchs und war Wasser auf die Mühlen der Band.

1979 ... Mein erster Schultag

Für die RAZORS war es an der Zeit, nun auch endlich eine eigene Schallplatte zu veröffentlichen. Doch die deutsche Musikindustrie zeigte überhaupt kein Interesse an Punkrock aus dem eigenen Land. Wenn schon, dann musste es wenigstens aus England sein und dort bereits die Charts erklommen haben. Der Prophet zählt im eigenen Lande nichts, das mussten nicht nur die RAZORS in ihrer noch jungen Karriere lernen. Aber auch hier zeigten sich die vier zäh und ausdauernd: "Wenn schon keiner eine Platte von uns rausbringen will, dann machen wir es eben selbst." Und damit brachten die RAZORS einen Stein ins Rollen, der später zu einer Lawine wurde und aus dem die so genannte Independent-Szene erwuchs. Bis dato war es praktisch undenkbar für eine Band oder einen Interpreten, einen Tonträger zu veröffentlichen, wenn keine Plattenfirma dahinter stand. Und das war Ende der 70er Jahre nun einmal nur die große Industrie. Unabhängige, subkulturelle Labels gab es damals einfach noch nicht. D.I.Y. - Do It Yourself - war noch ein Schlagwort ohne wirklichen Inhalt, das musste erst noch wachsen und gedeihen. Die RAZORS scherte das nicht. Sie legten einfach los und nahmen ihre erste Single "Christ Child" auf, auf welcher neben dem Titelstück noch der Punk-Stampfer "Enemy" auf der B-Seite zu finden war.

"Das war die erste selbstveröffentlichte Punk-Single in Deutschland", so Danker heute über diesen jugendlichen Geniestreich. "Wir hatten von nichts Ahnung und mussten uns Geld für die Aufnahmen leihen. Dann haben wir die Geschichte in vier Stunden eingespielt und Cover und Plattenetikett mit Kugelschreiber beschriftet. Aus heutiger Sicht total dilettantisch, aber eben Punkrock." So sah das aus, aber so sah das noch nicht jeder. Das Musikmagazin Sounds schrieb damals über die Platte: "Wenn Bands schon musikalisch nicht sehr originell sind, sollten sie wenigstens deutsch singen." Doch die RAZORS machten keine Musik, um dem Sounds zu gefallen, sondern für sich selbst und ihre Weggefährten. Deutsch singen kam für die Band nie in Frage, selber hörten sie ja auch nur englischsprachige Musik. Dass die RAZORS nicht auf den Wohlwollen des Sounds angewiesen waren, zeigte dann eindrucksvoll ihr Auftritt beim "Geräusche für die 80er"-Festival in der Hamburger Markthalle am 29.12.1979. "Von da an standen die RAZORS für den typischen Hamburger Pogo-Sound und fanden nun auch außerhalb Hamburgs Beachtung", erklärt Danker heute über dieses legendäre Konzert.

1980 ... Zum ersten Mal darf ich mit Papa ins Fußballstadion

Von der Euphorie und Aufbruchsstimmung des ausklingenden Jahrzehntes getragen, war es nun an der Zeit für das erste Album der RAZORS. Finanziell war es aber für die vier nicht mehr selbst tragbar und so suchten sie sich ihre erste Plattenfirma. Inzwischen gab es erste unabhängige kleine Plattenlabels und Mailorder, die sich voll und ganz der neuen Musik verschrieben hatten. So betrieb auch ein Herr Egoldt in Köln seinen Mailorder Rock-O-Rama Records, bei dem man Punk-Platten bestellen konnte, die es in Deutschland ansonsten nur über viele, viele Umwege zu erstehen gab. Da Schwabe fast sein gesamtes Ausbildungsgehalt dort investierte, war er inzwischen per Du mit dem Betreiber. Dieser wollte zukünftig nicht nur Platten anderer Labels in Deutschland vertreiben, sondern auch eigene veröffentlichen. Und so wurde es aus dem Rock-O-Rama-Mailorder ein Plattenlabel. Und die RAZORS sollten die erste Band sein. Geplant waren das Debütalbum der Band sowie eine Singleauskopplung. Die Aufnahmen wurden in einem Kölner Tonstudio aufgenommen. Morgens reisten die RAZORS aus Hamburg an, spielten ihre Stücke ein und mischten alles noch am selben Tag fertig ab. Technische Spielereien waren bei dem rohen Streetpunk der Band eh fehl am Platze. Es ging um Ehrlichkeit, Wut, Energie und natürlich durfte auch der Spaß nie zu kurz kommen. Als die Aufnahmen endlich abgeschlossen waren, zog es die Band an den Tresen. "Die 1.000 Mark, die wir damals von Rock-O-Rama direkt bekommen hatten, haben wir abends mit Kölner Punks im Peppermint versoffen und den Wirt genötigt, die Sperrstunde aufzuheben."

Eben diese Kölner Punks sind auch auf dem Album beim Chor zu "Choo be doo wah", dem einzigen deutschsprachigen Lied, das die RAZORS je geschrieben haben, zu hören. Das Album bekam keinen Titel, sondern hieß schlicht und einfach wie die Band selbst: "Razors". Auch über diese Platte fand das Sounds nach der Veröffentlichung keine guten Worte und schrieb in seiner Juni-Ausgabe des selben Jahres: "Vom Cover bis zum letzten Song präsentieren sich die Lokalmatadore mit einem Bündel von Klischees. Laute und schnelle Rhythmen mit simplen englischen Texten." Was für das Sounds wie ein Verriss rüberkam, klang in den Ohren ihrer Fans wie eine Lobhudelei. Nicht zuletzt, da andere ihrer Helden aus der damaligen Zeit wie SHAM 69 oder COCKNEY REJECTS mit eben diesen Attributen von der englischen Presse bedacht wurden. Zeitgleich zum Album erschien mit "Low Down Kids" die zweite Single der Band - ebenfalls auf Rock-O-Rama. Neben dem exklusiven Titelstück gab es auf der Rückseite die beiden Lieder "Subway" und "Wasted life" vom Album zu hören. Mit eigener LP im Gepäck fühlten sich die RAZORS nun endgültig als richtige Band. Doch der Erfolg hatte auch seine Schattenseiten. Kurz nach Erscheinen der Platte trennte man sich von Feller und der zu dieser Zeit gerade erst fünfzehnjährige Zabel übernahm den Bass.

1981 ... Die erste Klassenfahrt führt mich nach Norderney

Mit neuem Schwung und neuer Besetzung war es nun an der Zeit für weitere Veränderungen. Und so wurde der Plattenvertrag mit Rock-O-Rama aufgelöst. Wenn man heutzutage rückblickend schaut, in welche Richtung das Label im Verlauf der weiteren Jahre immer mehr abdriftete, war das sicher einer der wichtigsten und richtigsten Schritte der Band in ihrer Geschichte. So blieb es den RAZORS erspart, mit Bands wie den BÖHSEN ONKELZ in einen Topf geworfen zu werden. Stattdessen tat man sich mit dem Hamburger Konnekschen-Label zusammen und veröffentlichte dort mit "Tommies Gang" die dritte Single. Inzwischen hatten Danker, Gott, Schwabe und auch Neuling Zabel ihr Handwerk immer besser erlernt, und auch ein Tonstudio war keine fremde Welt mehr für die vier. So kam es dann auch, dass die beiden Lieder der Single (B-Seite: "No life") energetischer und druckvoller daherkamen, als alles, was die RAZORS bis dato eingespielt hatten. Man stand nun endgültig auf einer Stufe mit den großen englischen Vorbildern. Doch manchmal macht einem das Leben einen Strich durch die Rechnung, und so sorgte die Geburt von Dankers Tochter dafür, dass dieser im Mai 1981 die Band verließ. Manchmal heißt es, Prioritäten setzen, und für Danker passte die Verantwortung für eine junge Familie nicht mehr mit dem Singen in einer Punkband unter einen Hut. Somit kam es zur tiefsten Zäsur in der Geschichte der RAZORS.

1982 ... Beim Doktorspielen bekomme ich meinen ersten Kuss

Durch den Ausstieg von Danker bekamen RAZORS einen herben Dämpfer versetzt. Dennoch ließen sich die übrigen drei davon vom Kurs abbringen. Sie wollten weitermachen. Als Dankers Vermächtnis erscheint erneut bei Konnekschen noch die "Banned Punx"-Mini-LP. Beim Hören der fünf Songs dieser Platte wird auch heute noch deutlich, wie tragisch der Ausstieg von Danker für die Band war. Denn inzwischen hatten die RAZORS endgültig ihren Sound gefunden. Harte, direkte, auf den Punkt gespielte Punkrock-Nummern, die dafür sorgen, dass die Band endgültig zur Speerspitze der deutschen Punk-Szene gezählt wurde. Doch es sollte auch ohne Danker weitergehen. Ein neuer Frontmann musste her. Es wurde mit Lui, vormals bei NAPALM, ein neuer Sänger gefunden. Ein weiteres Mal ging es ins Studio, um "Laws" und "Tommies Gang" neu einzuspielen. Man holte sich mit Witte (SCREAMERS, PUNKENSTEIN, TORPEDO MOSKAU) sogar zum ersten Mal einen Gastmusiker ins Studio. Doch irgendwie war die Luft raus, der frische Wind der Anfangstage verweht. Es dauerte allerdings noch ein wenig, bis Schwabe, Gott und Zabel das erkannten. So spielten sie noch einige Konzerte mit immer wieder wechselnden Sängern, bevor sie das Kapitel RAZORS schlossen.

2002 ... Inzwischen bin auch ich ein Punkrocker

Berlin-Kreuzberg. Auf der Suche nach einem WG-Zimmer wird Danker von seinem potenziellen Mitbewohner in einem T-Shirt der RAZORS empfangen. Im Laufe des Gesprächs gibt sich Danker als ehemaliger Sänger der Band zu erkennen. Ein Wort ergibt das andere und Danker hat wieder Blut geleckt. Warum nicht mal auf die alten Tage noch einmal die Jugend aufleben lassen? Die Idee fruchtet immer mehr in seinem Kopf, bis er sich das Telefon schnappt und bei Schwabe anruft. "Hi, hier ist Danker. Wollen wir nicht mal wieder üben?" Und als wenn es die letzten zwanzig Jahre nicht gegeben hätte, sagte Schwabe zu. Dieser hatte in der ganzen Zeit mit dem Musizieren nie aufgehört, spielte lange bei den PHANTASTIX und hat inzwischen mit PROJEKT KOTELETT auch schon wieder ein neues Pferd am Start. Aber an dem Gedanken an eine Reunion der RAZORS findet auch Schwabe Gefallen. Gott und Zabel, der zwischenzeitlich mit Bands wie den RUBBERMAIDS oder BRONX BOYS weiterhin aktiv war, können ähnlich schnell zum Mitmachen bewogen werden. Die erste Probe wird zum totalen Erfolg. Die Band hat Spaß und Freude an ihrem alten Programm und das alte Feuer ist wieder entfacht.

2003 ... Ich darf die RAZORS live sehen

Am 28. Juni 2003 (der Autor feiert seinen 30. Geburtstag) spielen die RAZORS auf Kampnagel in Hamburg ihr erstes Konzert im neuen Jahrtausend. Das Konzert wird zum Triumphzug der Band. Am Ende stehen unzählige Weggefährten von damals und heute gemeinsam auf der Bühne und singen ihre Hits von einst. Doch eine Oldie-Band, die sich mit dem ewigen Wiederholen alter Gassenhauer durchs Leben schlägt, wollen die RAZORS nicht sein. Und so wird eifrig damit begonnen, neue Songs zu schreiben. Noch im Juli gehen sie zu Witte ins Studio und nehmen mit "1977" eine Single auf, die wenig später bei Teenage Rebel Records erscheint.

2004 ... Ich teile mir mit den RAZORS einen Proberaum


Die RAZORS spielen wieder Konzerte und ihre Wege führen sie vermehrt vor die Tore Hamburgs, wo ihr Comeback ebenfalls begeistert aufgenommen wird. Inzwischen schafft es die Band, Freunde und Fans aus längst vergangenen Tagen mit jungen Nachwuchspunks, die deren Kinder sein könnten, auf ihren Konzerten zusammenzubringen. Hatten die RAZORS spätestens seit ihrer ersten selbstveröffentlichten Single den Status einer Vorreiterband inne, so werden sie diesem nun unter neuen Voraussetzungen erneut gerecht. Unzählige Fans vergangener Tage entmotten ihre Lederjacken und besuchen mal wieder ein Punk-Konzert. Die Auftritte werden fast zu Familientreffen. Aber auch immer mehr junge Punks wollen Nachhilfe im Geschichtsunterricht nehmen und sich die Band anschauen, mit der damals alles anfing. Voller Enthusiasmus gehen die RAZORS für eine weitere Single erneut ins Studio und spielen unter Wittes Führung "Cut The Crap" ein, welche bei Klartext Records das Licht der Welt erblickt.

2005 ... Nun habe auch ich eine eigene Platte veröffentlicht

Weiterhin aktiv, gibt es auch in diesem Jahr eine neue Single der RAZORS. Diesmal allerdings nur eine halbe, die sie sich mit THE CRIMES anlässlich eines gemeinsamen Konzertes teilen. Und auch sonst ist die Band weiterhin eifrig auf den Bühnen Hamburgs und drumherum zu sehen.

2007 ... Endlich RAZORS-Biograf

Nun ist es dreißig Jahre her, dass ein paar junge, unausgelastete Hamburger Jungs sich zusammenschlossen, um eine Band zu gründen, die im Laufe der Jahre zur Legende einer ganzen Generation von Punks in diesem Lande wurde. Seit ihrer Wiedervereinigung sind sie umtriebiger denn je. Sie spielen Konzerte mit anderen Größen der Szene wie UK SUBS, 999, VIBRATORS, ADVERTS oder THE DAMNED. Helden aus ihrer Jugend, zu denen sie inzwischen selbst längst gehören. Aber auch beim 50. Geburtstag des alten Punker-Kumpels, dessen Haare auch eher grau als bunt geworden sind, kommen die RAZORS vorbei und spielen. Immer öfter bringen die Fans inzwischen auch ihre Kinder mit zu den Auftritten und zeigen diesen, was Mama und Papa früher alles so gehört haben. Und wenn die Kleinen dann auch ganz artig sind, zeigt ihnen Gott vielleicht, wie man Schlagzeug spielt. Die RAZORS sind dort angekommen, wo sie sich selbst wohl nie erwartet hätten. Sie sind eine ruhmreiche Institution, die überlebt hat. Wenn auch von einem jahrzehntelangen Winterschlaf unterbrochen. Aber sie leben. Und wie. Aus diesem Grund erscheint nun zum dreißigjährigen Band-Jubiläum eine Werkschau, die sich nicht darauf beschränkt, alles Alte noch einmal kräftig zu recyclen, sondern mit einem ganzen Sack voll neuer, aktueller Songs beweist, dass die RAZORS noch genauso viel Schwung haben wie eh und je. Sollte die Band doch eine ähnliche Wirkung auf Danker, Schwabe, Gott und Zabel haben wie eine Frischzellenkur in Bad Pyrmont? Die Antwort bekommen wir in den kommenden Jahren vielleicht geliefert. Vielleicht ist diese aber auch scheißegal.

(Der Autor erblickte 1973, vier Jahre vor den RAZORS, das Licht der Welt.)