Die Punk-Urgesteine RAZORS aus Hamburg melden sich nach drei Jahren mit einer neuen Platte zurück. In der Corona-Pause hat das Quartett sechs Songs eingespielt, die nachdrücklich beweisen, dass es definitiv nicht zum alten Eisen gehört. Wir sprachen mit Sänger Danker über die traurigen Gründe für die mehrjährige Pause und den Besetzungswechsel, aber auch über ihr Faible für Coversongs und die Pläne nach der Pandemie. RAZORS sind außerdem Christiane am Bass, Stoffel an der Gitarre und Sven an den Drums.
Eure letzte Veröffentlichung war 2018 die Split-7“ mit RESTMENSCH anlässlich des vierzigsten Geburtstags der RAZORS. Im Beiblatt wurde für 2018 ein Album angekündigt, das nicht erschienen ist. War der Grund die bedauerliche Krebserkrankung von Erwin?
Ja, das hatte mit der Erkrankung von Erwin zu tun. Wir hatten uns für 2018 einiges vorgenommen, konnten das jedoch durch die tragischen Umstände nicht mehr realisieren. Das änderte alles bei uns. In den vielen Gesprächen mit Erwin war aber auch schnell klar, dass wir weitermachen wollten und sollten.
Ihr seid mit Christiane seit dem Ausstieg von Erwin wieder aktiv?
Wir waren sehr froh, dass wir mit Christiane jemanden aus unserem direkten Umfeld, sprich Freundeskreis, als Nachfolgerin für Erwin gewinnen konnten. Ein Casting wäre für uns undenkbar gewesen. Christiane ist seit über dreißig Jahren fester Bestandteil der Hamburger Punk-Szene und hat in Bands wie A-SIGN und THE LETYOUDOWNS gespielt und ist immer noch bei den Hamburger Kultrockern GERD aktiv.
Die neue EP trägt den Namen „New Trash“. Das Coverbild zeigt zwischen all dem Dreck, der scheinbar in einer Kneipe nach einem Konzert zusammengefegt wurde, auch diverse RAZORS-Aufkleber. Seid ihr „New Trash“?
Das Bild wurde im SO36 aufgenommen, als wir SLIME supportet haben. Wir denken schon, dass wir New Trash sind. Die Songs, ob Cover oder eigene, hätten wir früher genauso gemacht, nur mit dem Unterschied, dass wir heute einfach besser spielen können. Wir haben die kurze Pause zwischen den Lockdowns der zweiten und dritten Welle genutzt, um diese Songs aufzunehmen. Das war alles ziemlich spontan, und uns war auch sofort klar, welche Songs da drauf sollen.
Die neuen Songs knallen wieder richtig, vor allem „No brains“. Sie wirken auf mich wie eine konsequente Weiterentwicklung eures speziellen Stils. Wie zufrieden seid ihr selbst?
Mit den Aufnahmen sind wir sehr zufrieden. Das hat alles gepasst. Wir haben uns ja immerhin an die mächtigen COCK SPARRER und die ganz frühen HEADBOYS gewagt. Die Nummern begleiten uns schon eine ganze Weile und jetzt war einfach die Zeit, diese mal im RAZORS-Stil zu veröffentlichen. Dazu gibt es drei bisher unveröffentlichte Nummern. „No brains“ ist von unserer ersten LP von 1979. Wir haben diesen Song, glaube ich, das letzte Mal Anfang der Achtziger gespielt. Die Idee war ursprünglich, just for fun, unsere Songs von der ersten Platte neu einzuüben. Stoffel, der immer ein großer Fan der alten RAZORS-Songs war, hat der Nummer noch mal so richtig einen verpasst und ist der Meinung, dass wäre 1979 wohl einer der ersten Hardcore-Songs gewesen – 35 Sekunden Hardcore!
Ihr covert mit „Because you’re young“ einen COCK SPARRER-Song, der dadurch noch an Härte gewonnen hat. Warum habt ihr euch für diesen Titel entschieden? Ist das ein nostalgischer Rückblick auf die eigene Jugend?
„Because you’re young“ ist zum einen schon Nostalgie, aber auch ein Tribut an COCK SPARRER. Die Band begleitet uns ja schon seit 1977, als „Runnin’ riot“ und „We love you“ erschienen sind. Wir haben „We love you“ seitdem in unserem Programm. Wir haben versucht, „Because you’re young“ RAZORS-like zu verpacken, ohne dabei zu vergessen, wo der Song herkommt. Wir durften einige Male mit ihnen spielen und können sagen, dass wir immer sehr willkommen waren und die Jungs wohl zu den nettesten Typen zählen, die wir bei Konzerten oder gemeinsamen Gigs getroffen haben. Es gibt übrigens eine Special Edition des Songs, die wir nur auf YouTube veröffentlicht haben.
Gibt es noch weitere Coverversionen, die ihr spielt – neben David Bowie und BLITZ wie auf der „Cut The Crap“-EP?
Ja klar. Wir versuchen uns immer wieder mal an Songs, die wir klasse finden. Neben „Heroes“ von Bowie oder COCK SPARRER sind das aktuell BLITZ und DIRTBOX DISCO.
Ist die neue EP der Vorgeschmack auf eine neue LP?
Ja, auf jeden Fall. „New Trash“ hat echt Spaß gemacht und macht Bock auf mehr. Wir schauen jetzt mal, wie es mit Live-Gigs weitergeht und wie „New Trash“ euch allen so gefällt.
Wird das Publikum auch pogotechnisch durchhalten können?
Hehe, gute Frage. Wir sind zwar alle älter geworden, aber es geht schon noch richtig zur Sache. Hier möchten wir gerne die großartige Community in Hamburg erwähnen. Es ist schon klasse zu sehen, dass jedes Jahr über hundert Leute gemeinsam zum Rebellion Punk Festival nach Blackpool fahren. Wir sind aber auch froh, dass wir Clubs wie das Hafenklang, Knust, Molotow oder Monkeys in Hamburg haben, die immer offen für neue junge Bands sind und auch vermeintlich „kleineren“ Bands eine Bühne bieten.
Corona-bedingt wird es wohl so schnell keine Release-Party geben können. Was plant ihr für die Zukunft?
Wir sind in der Planung für unsere jährliche Abschlussparty „We’ll Burn The Baum Down“ am 30. Dezember im Knust, die ja leider die letzten beiden Male nach 13 Jahren in Folge ausfallen musste.
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