In Skandinavien ist die Dichte herausragender Surf-Pop-Punk-Bands erstaunlich hoch. Bands, die es verstehen, die Harmonien der BEACH BOYS mit der Energie der RAMONES perfekt zu kombinieren. Diese Tradition wird von den RANDELLS, einer Band aus Ronneby im Südosten von Schweden, eindrucksvoll fortgeführt. Wir sprechen mit Obba (gt, voc), Daniel (bs) und Raz (dr) über ihr neues Album „Kicks“, das in diesem Jahr beim Wettstreit um das beste Sommer-Pop-Punk-Album nur schwer zu schlagen sein wird.
Euer Bandname dürfte sich auf Riff Randell beziehen, großer weiblicher RAMONES-Fan und Hauptfigur des Films „Rock ’n’ Roll Highschool“, oder?
Obba: Spricht das Cover unseres neuen Albums nicht Bände? Als wir in den Neunziger Jahren anfingen, nannten wir uns sogar noch RIFF RANDELLS. Eine ganze Menge der Songs auf unseren Tonträgern stammen noch aus dieser Zeit. Wir lösten die Band 1998 auf und als wir sie 2014 reaktivierten, mussten wir feststellen, dass der Bandname schon wieder vergeben war. So haben wir uns dazu entschlossen, uns nur RANDELLS zu nennen.
2015 ist euer erstes Album „At The Beach“ erschienen. Dann gab es eine längere Pause bis zu eurer „Endless Vacation“-7“, die 2020 rausgekommen ist. Was waren die Gründe für die lange Pause?
Obba: Als wir die Band 2014 gestartet haben, war unser einziges Ziel, ein Album aufzunehmen. Andere Pläne gab es nicht. Wir haben „At The Beach“ aufgenommen und spielten eine Handvoll Shows. Zwei der Bandmitglieder haben sich dann entschlossen, unsere kleine Heimatstadt zu verlassen, so dass nur Daniel und ich übrig blieben. Wir versuchten, neue Bandmitglieder zu finden, hatten aber keinen Erfolg und legten deshalb eine Pause ein. Wir schrieben an neuen Songs, aber erst, als Raz 2019 zur Band stieß, ging es wieder richtig los. Wir sind echt glücklich, ihn jetzt in der Band zu haben, er ist ein toller Typ und ein großartiger Punkrock-Schlagzeuger.
Wie sieht es mit euren Konzertaktivitäten aus? Habt ihr letztes Jahr überhaupt mal live gespielt?
Obba: Wir haben jetzt mehrere Jahre keine Live-Shows gehabt. Ich kann gar nicht genau sagen, wann unser letzter Auftritt gewesen ist.
Daniel: Es muss 2015 oder 2016 gewesen sein, als wir unseren letzten Gig hatten. Wir haben die schwedische Band THE HEADLINES hier in unserem Heimatort supportet.
Seid ihr generell eine Band, die wenig live spielt?
Obba: Früher konnten wir es lange nicht, weil uns der Drummer fehlte. Und hier in der Region vor zehn oder fünfzehn Leuten zu spielen, lohnt nicht wirklich den ganzen Aufwand, der damit verbunden ist. Wir würden schon gerne regelmäßig auf der Bühne stehen, aber uns fehlen einfach die Möglichkeiten. Lange Touren über mehrere Wochen wären hart, kleinere Touren über ausgedehnte Wochenenden auch ins Ausland, reizen uns schon sehr. Mal sehen, was die Post-Corona-Zeit an Optionen bringen wird. Aber wir werden nie eine Band sein, die achtzig oder hundert Shows pro Jahr spielt.
Euer neues Album „Kicks“ ist Anfang Juni erschienen.
Daniel: Ja, als CD auf Waterslide, als LP auf Monster Zero und als Kassette auf MBNH Tapes, wobei die LP wahrscheinlich Corona-bedingt mit leichter Verspätung erscheinen wird. Von der LP wird es 300 Exemplare geben, davon 50 limitiert in farbigem Vinyl, dazu 300 CDs und 50 Tapes. Das Album auf Tape rauszubringen, ist ein reines Spaßding.
Könnt ihr den Trend bestätigen, dass es für Punkrock-Bands einfacher ist, Vinyl als CDs zu verkaufen?
Obba: Ich weiß es nicht. Was Schweden angeht, kann man schon sagen, dass CDs eigentlich tot sind, hier kauft kaum noch jemand CDs. In anderen Ländern sieht das aber anders aus. Insbesondere in Asien laufen CDs noch gut. Vinyl steht bei uns schon im Fokus und es war uns auf jeden Fall wichtig, dass das Album auch als LP erscheint. Nach unserer Einschätzung kommt man heute als Punkband auch nicht mehr an Vinyl vorbei, um in diesem Dschungel wahrgenommen zu werden. Das Tape ist ein Bonus. Und die CD haben wir auch für Kazu von Waterslide gemacht, da er uns berichtet hat, dass es heute enorm schwer ist, in Japan Vinyl zu verkaufen, das ist dort nur etwas für die absoluten Liebhaber. Und da eine Japantour ganz oben auf unserer Bucket List steht, ist eine CD-Veröffentlichung mit Sicherheit hilfreich, diesen Plan irgendwann mal umzusetzen.
Euer neues Album ist für mich der perfekte Soundtrack für diesen Sommer. Wer ist euer größter Konkurrent im Wettstreit, das beste Pop-Punk-Sommeralbum 2021 abzuliefern? Eure Landsleute SONIC SURF CITY arbeiten auch gerade an einem neuen Album.
Obba: Das Genre des Surf-Pop-Punk ist relativ überschaubar und wir sehen alle anderen Bands dieses Genres nicht als Konkurrenten, sondern als Freunde. Wir lieben SONIC SURF CITY und können es kaum erwarten, ihr neues Album zu hören. Es kann wirklich nicht genug gute Pop-Punk-Bands geben.
Bei eurem neuen Album habt ihr nichts dem Zufall überlassen. Ihr habt euch prominente professionelle Unterstützung mit ins Boot geholt.
Obba: Ja, es gibt einige Menschen, die einen großen positiven Einfluss auf das Album hatten. Der Einstieg von Raz in die Band hat uns deutlich nach vorne gebracht. Perry Leenhouts mit seinem Point Break Sound Studio hat auch einen großen Anteil, dass wir ein höheres Level erreicht haben. Und Paulinho von FLANDERS 72, der verantwortlich ist für das grandiose Coverartwork. Und Valentina De Rosa hat ihren Beitrag geleistet, dass der Song „Karen“ so großartig geworden ist. Schon früh im Aufnahmeprozess hatten wir das Gefühl, dass der Song als Duett angelegt werden sollte. Wir fragten bei Kevin von Monster Zero nach, ob er jemanden kennt, der den weiblichen Gesangspart übernehmen könnte. Er brachte uns in Kontakt mit Valentina. Sie war schnell dabei und sorgte dafür, dass aus einem guten ein sehr guter Song wurde. Wir können ihr dafür nicht dankbar genug sein. Und wir haben mit dem mächtigen Beef Bonanza von THE BONES einen weiteren tollen Gastsänger auf dem Album dabei. Er ist schon seit vielen Jahren ein guter Freund der Band und zudem eine große Inspiration. Wir waren echt glücklich, als er uns seine Unterstützung zusagte und dann auch die Lead Vocals beim Song „I don’t wanna go“ übernahm. Auch bei dieser Produktion durften wir wieder feststellen, wie nett und hilfsbereit die Menschen im Genre Pop-Punk sind.
Valentina De Rosa ist eine bekannte Tattoo-Künstlerin. Wenn ihr euch irgendwann mal treffen solltet, lasst ihr euch dann auch von ihr tätowieren?
Obba: Ich bin Tattoo-freie Zone und habe auch nicht vor, das zu ändern. Daniel und Raz können sich gerne tätowieren lassen und das machen die bestimmt auch.
Daniel: Ich habe schon mit Valentina gesprochen, dass Obba Tattoo-Jungfrau ist und dass wir das unbedingt ändern müssen.
Obba: Ich finde Tattoos cool. Ich war vor einigen Jahren schon mal in einem Tattoostudio und als es losging, habe ich gekniffen. Ich stand also schon mal unmittelbar davor, ein Tattoo zu bekommen. Und jetzt bin ich zu alt dafür.
Es gibt ein paar Videos, die euch beim gemeinsamen Kochen zeigen. Ihr scheint Freunde der mexikanischen Küche zu sein.
Obba: Daniel und ich sind schon sehr lange gut befreundet, und zu der Zeit, als wir keinen Drummer hatten, haben wir überlegt, was wir gemeinsam machen können. Wir sind sehr kreativ und haben uns überlegt, dass wir etwas mit Essen machen können. Und wir mögen bevorzugt die mexikanische Küche. Wir machen das zwar nicht regelmäßig, aber schon ab und zu.
Daniel: Wobei man sagen muss, dass Obba von uns der beste Koch ist. Er hat sogar einen Instagram-Account, auf dem er regelmäßig Bilder von seinem Essen präsentiert, und das sieht eigentlich alles total lecker aus. Wenn uns musikalisch nichts mehr einfällt, sollten wir das „Randells Cookbook“ rausbringen. Das wäre mal was anderes.
Könnt ihr mir sagen, warum es so viele herausragende Pop-Punk-Bands in Skandinavien gibt?
Obba: Vielleicht liegt es ja am schlechten Wetter? Die schwedische Pop-Punk-Szene ist in den Neunzigern regelrecht explodiert, mit großartigen Bands wie BRAINPOOL, WANNADIES und POPSICLE, um nur einige zu nennen. Diese Bands haben den Weg geebnet für viele Nachfolger, die begonnen haben, tolle Songs zu schreiben und aufzunehmen.
Welche Pläne und Wünsche habt ihr für die Zukunft?
Obba: Zunächst wollen wir natürlich größer werden als OFFSPRING. Daneben wollen wir weiterhin kleine, stupide Songs und Videos produzieren, einige Shows spielen und gemeinsam einfach nur viel Spaß haben.
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