RADIO BIRDMAN

1. TEIL: DIE STORY:

Die kleine Zeitreise zu den Ursprüngen des Punkrock führt heute ins Land down under. RADIO BIRDMAN gehören zusammen mit den SAINTS zweifellos zu den frühesten und bekanntesten Bands der australischen Punk bzw. New Wave-Szene, wobei sich RB sicher nie als "Punks" selbst verstanden haben, ja gar teilweise von frühen australischen Punks abgelehnt wurden. Die Wurzeln ihrer Musik liegen eher mehr in der Prä-Punk-Underground Szene der USA mit Bands wie den STOOGES oder MC5, und Sicherheitsnadeln, sowie abstehende und bunte Haare, sucht man hier vergeblich.

Die Band wurde 1974 in Sydney gegründet und gehört damit in der Zeitrechnung des Punkrockers, für den das Universum vor ´76/´77 bis auf wenige versprengte Lichtblicke nur aus Dunkelheit und Ödnis bestand, zu den Gründungsvätern der Kulturgeschichte. Keimzellen waren zwei Bands, die hauptsächlich mit Coversongs durch die Sydneyer Pubszene tingelten, nämlich T.V. JONES (mit Deniz Tek, git. vox) und THE RATS mit Rob Younger (vox), Warwick Gilbert (git), Carl Rourke (bass) und Ron Keely (drums). Tek kam aus Ann Arbor/Michigan, USA, wo er bereits die STOOGES gesehen hatte, 1972 zum Medizinstudium nach Sydney und war bereits einen Monat nach seiner Ankunft in einer Band. TV JONES gingen kurz vor ihrer Auflösung im März 1974 ins Studio, um Aufnahmen für ein Album zu machen (das dann nie erschien), so wurde z.B. eine frühe Version von Man with the golden helmet eingespielt. Sämtliche Aufnahmen, bis auf zwei Songs, die Tek angeblich als Cassette unter seinem Bett wiedergefunden haben soll, sind verschwunden, weil das Mastertape überspielt wurde. 1999 kamen die besagten Stücke, übrigens zwei Originale, als 7"-Release (Nomads Rec.) ans Licht der Öffentlichkeit. (Eskimo Pie wurde dann für die 2. RB LP wieder eingespielt).

Die RATS dagegen waren als reine Live-Band unterwegs und haben aufgetunte Versionen von KISS, den STOOGES, ALICE COOPER etc. unters Volk gebracht. Im Orginal-Line-up der RADIO BIRDMAN waren dann ab ca. Mitte 1974 die obengenannten plus Philip "Pip" Hoyle (org). Warwick übernahm den Part am Bass und Chris Masuak kam ab Frühjahr ´75 als 2. Gitarrist dazu; ab diesem Zeitraum nahm dann Hoyle für ein gutes Jahr eine Auszeit von der Band.

Der Name der Band leitet sich übrigens von einer Textzeile aus 1970 von den STOOGES ab, allerdings hatten sich die Jungs dabei verhört, denn tatsächlich heisst es im besagten Song "Radio buzzin´..., statt "Radio birdman". Den ersten Gig erlebte die Welt dann im Oktober 1974 im Excelsior Hotel/Sydney. So gut wie jedes Wochenende spielten R. BIRDMAN im nächsten Jahr in der "Oxford Tavern", die später in "Oxford Funhouse" (wieder ein Hinweis auf eine gewisse, sehr einflussreiche Band aus Detroit!) umbenannt wird, und eine erste "Tour" im Großraum Sydney fand erst Ende ´76 statt. Bei einer "Punk-Thriller" genannten "Battle of the Bands" des RAM-Magazins Anfang im selben Jahres gewann die Band als ersten Preis Studiozeit in den Trafalgar Studios, wo die erste 7" EP Burn my eye aufgenommen wurde, die im November erschien. Hier sind neben dem Titeltrack die Klassiker Smith and wesson blues, 1-94 und Burned my eye zu finden, die auch in anderen Versionen auf später folgenden Longplayern wieder auftauchen. Das Teil wurde zunächst nur per Mailorder verkauft, es war damals für $ 1.50 + 30c postage zu haben und ich möchte nicht wissen, welche Summen heute dafür auf den Tisch gelegt werden müssen.

Im nächsten Jahr, die Punkexplosion ging auch in Aussieland los, wurde die erste LP Radios appear auf Trafalgar Rec. veröffentlicht, später von WEA vertrieben. Der Albumtitel ist ein Zitat aus einem BLUE OYSTER CULT-Song. Zwei Tracks, New Race und der STOOGES-Klassiker T.V. eye werden als 7" rausgebracht. Der Einfluß der Götter aus Detroit, denen das Album auch gewidmet wurde, ist unschwer auszumachen. Neben schwer nach vorne losgehenden Hymnen wie New race, Do the pop (eine Coverversion existiert z.B. von den NEW BOMB TURKS) und Murder city nights, findet sich auch ausgefeilteres Songwriting wie Man with the golden helmet oder die Ballade Love kills.

In den Semesterferien zum Jahreswechsel ´76/´77 flog Tek in heimische Gefilde, wo er Ron Ashton (ex-STOOGES) und Dennis Thompson (ex-MC 5) auf einem Gig der SONICS RENDEVOUS BAND kennenlernte. Ashton hörte die RB 7" und war so begeistert, dass er Tek aufforderte, in den USA zu bleiben, um mit ihm weitere musikalische Projekte zu starten. Doch die australische Band und das Medizinstudium waren diesem wichtiger, und so ging er Anfang März 1977 wieder nach Sydney zurück. Die Band unternahm daraufhin erstmals eine Tour bis nach Melbourne, die in den entsprechenden Medien hervorragend besprochen wurde.

Ein weiteres, sehr wichtiges Ereignis in der Bandgeschichte passiert im April 1977, als Seymour Stein, Labelboss der New Yorker Plattenfirma Sire (RAMONES, FLAMIN´ GROOVIES) die Band während einer ihrer Funhouse-Shows sah und daraufhin signte. Eigentlich weilte der Plattenmogul in Australien, um die SAINTS unter seine Fittiche zu nehmen. 1978 wurde daher eine internationale Version von Radios appear aufgelegt. Die Mixes sind hier deutlich besser, teilweise wurden von den Stücken auch neuere, kürzere Versionen aufgenommen. Es fehlen auf dieser Version T.V. eye, Monday Morning gunk und Love kills, dafür wurde Aloha Steve and Dannno, das Roky Erickson-Cover You´re gonna miss me, What gives und das von Tek mit Ron Ashton geschriebene Hit them again auf die Scheibe genommen. Unlängst erschien eine (gebootlegte?) Version mit allen Stücken drauf, was für den Musikkonsumenten, der keinen Bock auf Plattensammlerwahn und Megapreise hat, natürlich von Vorteil ist. Als 7"-Auskopplung wurde Aloha... b/w Angelo girl desire vom selben Label aufgelegt.

Die Band flog im Februar 1978 zu einer von Sire organisierten Tour nach London, und ein Abschiedsgig, es sollte für Jahre der letzte auf australischem Boden sein, wird am 12.12.77 absolviert. Deniz Tek reiste via USA nach Europa und traf in New York nochmals Seymour Stein, der ihn aufforderte, zugunsten der Musik sein Medizinstudium aufzugeben. Stein wollte unbedingt ein "großes Ding" landen und aus der Band "die neuen Beatles" machen. Doch anscheinend von ihrem Idealismus getrieben, widerstand der Mann erneut dem Reiz eines süssen R´n´R-Lebens. Mehrere Shows wurden im Laufe der nächsten Monate dann mit den RAMONES und anderen Sire-Acts haupsächlich in England gespielt, allerdings in der Musikpresse ebenso verrissen wie die Tonträger der Mannen von down under. Den SAINTS erging es übrigens genauso, offensichtlich war "Punk" schon so sehr Mode, dass Bands, die zwar um Lichtjahre besseren Sound machten als andere, aber nicht entsprechend gestylt waren, in den meinungsbildenden Weeklys keine Chance hatten.

Die Stimmung in der Band ging nicht nur deshalb so langsam den Bach runter, und lange brodelnde persönliche Differenzen kamen zum Ausbruch. Man erfuhr, dass eine USA-Tour mit den RAMONES gecancelt wurde, Gigs in auf dem europäischen Festland wurden wegen einer Verletzung des Gitarristen der FLAMIN´GROOVIES, die als Topact auf der Bill waren, abgesagt. Um wenigstens eine Rumpftournee zu spielen, juckelte man in einem kleinen VW Bus, dem "Van of hate", durch die Gegend. Im April, zurück auf der Insel, wurden Aufnahmen in den walisischen Rockfield Studios gemacht, die erst viel später posthum als zweite LP herauskamen. Outtakes hiervon finden sich auf dem (sehr guten) Bootleg The Rockfield Sessions. Der letzte Gig überhaupt fand am 10.6.1978 in der Oxford University statt. Man spielte, ging backstage, wieder raus zur Zugabe, und wieder zurück. Ein kurzes Händeschütteln, keiner sagte ein Wort - das war´s dann!

Daheim in Aussieland hatte sich im selben Jahr ein ganzer Haufen Punkrockbands gegründet, nicht zuletzt durch den Einfluss und die Inspiration der Radio Birdman. Nachzuhören übrigens auf den Compilations Where Birdman flew, unlängst wieder als 3-teilige Reissue in den Regalen der Plattenhändlern unseres Vertrauens zu finden. Eine dieser Kapellen, bei denen bis auf Younger alle anderen RB-Members am Start waren, THE HITMEN, veröffentlichten ´78 eine von Tek produzierte 7"; Under the boardwalk/King of the surf. Nach der Auflösung von RB machten Masuak und Gilbert mit den HITMEN, bei denen auch Ivor Hay, der Schlagzeuger der frühen SAINTS mitmischte, weiter, die dann 1979 ihre zweite Single Didn´t tell the man b/w I am the man auf WEA rausbrachten

Eine weitere der zahlreichen Nachfolgebands, bzw. -projekte, waren THE VISITORS mit Tek und anderen BIRDMAN-Mitgliedern sowie Leuten von THE PASSENGERS. Sänger war Mark Sisto, ein alter Kumpel und Bodyguard der Birdmen. Soundmässig erinnert einiges an die frühen RADIO BIRDMAN, wobei Sisto einen gewissen "DOORS-Touch" einbrachte. Die Band spielte sich um 1980 durch die Clubs und brachte eine auf 1.000 Copies limitierte 4-Track-12" heraus, bevor sich das Projekt zerschlug, weil Deniz Tek zur Fortsetzung seines Medizinstudiums in die Staaten zurückging und somit auch für das Ende der PASSENGERS sorgte, weil er die Sängerin als Ehefrau mitnahm.

Im April 1981 wurde auf WEA die zweite RADIO BIRDMAN-LP als Oz - only-Release rausgebracht. Auf Living eyes wurde im Vergleich zur ersten Scheibe ein Gang zurückgeschaltet, der Orgelsound von Pip Hoyle ist ziemlich dominant und lässt unweigerlich an die DOORS denken, was aber ausnahmsweise nichts schlechtes heissen soll .

Im selben Jahr formierten sich zu einer australischen 16-Tage-Tour als eine Art "Proto-Punk-Supergroup" NEW RACE, in der neben den BIRDMEN Younger, Tek und Gilbert auch ex-STOOGES Ron Ashton (git) sowie der MC 5-Drummer Dennis Thompson spielten. Das dabei nix wirklich schlechtes rauskommen kann, ist nachzuhören auf The first and the last, (erschienen 1982, Trafalgar/WEA), einer Live-LP von allerfeinster Soundqualität. Die Vocals von Younger wurden später als Overdubs eingespielt. Der Set besteht aus bekannten Songs der drei Vorgängerbands, allein wegen der megageilen Version von Looking at you ist die Scheibe Pflicht. Ein weiteres Dokument dieser Formation ist die The second Wave Live-LP auf dem ominösen französischen Revenge-Label mit anderen Songs und einer noch brauchbaren Soundqualität. Man munkelt, dass Ashton, angeblich weil er keine Gage ausbezahlt bekommen hätte, die Live-Tapes der Tour in Frankreich verkauft hat, daher werden diese Aufnahmen wohl stammen. Rob Younger dagegen berichtet in Interviews, dass Ashton dreimal mehr Kohle als alle anderen bekommen habe. Tja, selbst im Underground gibt´s Starallüren, Neid und Missgunst.

Als audiophiler Nachlass erschien Ende der Achtziger ein Box-Set namens Under the Ashes mit beiden RB LPs, der NEW RACE-LP und einer 12" More Fun mit diversen Live-outtakes sowie der Burn my eye als 12" und der Aloha Steve and Danno 7". Weiterhin lag der Kiste ein schönes Poster und ein Aufnäher mit dem RADIO BIRDMAN-Logo bei, wobei ich tatsächlich einige mutige Mitmenschen kenne, die mit dem Dingen rumgelaufen sind. Das Logo übrigens sollen die stilisierten Flügel eines Adlers sein, durch die eine fliegende Untertasse fliegt. Das hört sich ein bisschen merkwürdig an, stammt aber als Zitat von D. Tek, der es erfunden haben will. Insgesamt hatte die Band Wert auf eine äussere Präsentation gelegt, die einen gewissen "Bandspirit" vermitteln sollte, so sind sie teilweise auch in Uniformen aufgetreten. Gilbert, der auch Grafikdesigner war, entwarf Tour-Poster, die z.B. Stuka-Bomber oder angreifende Soldaten zeigten und das Motto "Blitzkrieg" oder "Rock´n´Roll Soldiers" hatten. All das rief kritische Zeitgenossen auf den Plan, die hier Tendenzen zum Militarismus/Nazismus sahen. Sein übriges tat der schon erwähnte Track (There´s gotta be a) New Race, der der Band zufolge nur ein "Teen anthem" sein, eine Aufforderung auszubrechen, was auf die Beine zu stellen. Denoch durfte die Single auf geheiss von Sire wegen der Missverständlichkeit in den USA nicht erscheinen. Man kann sicher über das Auftreten der Band mit Uniformen und Abzeichen unterschiedlicher Meinung sein und aus heutiger Sicht mutet das vielleicht ein wenig merkwürdig an, aber der Rassismusvorwurf hat sich spätestens nach dem Studium des Textes von New race erledigt

Rob Younger hat bereits kurz nach dem Ende von NEW RACE seine eigene Band, THE NEW CHRISTS, gegründet, die auch mehrfach in unseren Breiten zu sehen waren. Musikalisch erinnert vieles, natürlich nicht zuletzt wegen des charismatischen Gesanges an RADIO BIRDMAN. Younger war weiterhin auch als eine Art Hausproducer für das Indielabel Citadel tätig, das eine Menge Scheiben wichtiger Aussie Bands rausbrachte (DM 3, DIED PRETTY).

Deniz Tek ist als Arzt erst in Norwegen, jetzt in Montana/USA, wo er mit Angie und seinen Kids lebt, tätig gewesen (Es freut mich natürlich, eine solche "Rocklegende" zu meinem Kollegenkreis zählen zu können) und hat ab 1992 wieder eine Solo-Karriere begonnen mit bislang vier Alben, z.B. Take it to the vertical (1992, Red Eye), die soundmässig zum Teil sehr experimentell sind. Demnächst ist er mit einem Projekt namens DEEP REDUCTION, die mehr garagenpunkmässig (Auf der LP gibt es ein VIBRATORS-Cover!) unterwegs sind, in Europa auf Tour (Hoffentlich auch D-land!).

In den Neunzigern haben sich RADIO BIRDMAN, wie so viele der alten-Helden-Bands, für zwei Australien-Touren im Original-Line-up reformiert. Auf Citadel kam 1997 die CD Ritualism raus, darauf zu hören ein Mix ihrer besten Hits, die live auf dem "Big Day Out"-Festival eingespielt wurden. Man kann sich natürlich streiten, ob man eine Reunion als Fan nun gut finden soll,denn einerseits hat man so eventuell Gelegenheit, seine Götter mal live zu sehen (was bei lustlos runtergespieltem Scheissdreck natürlich auch eine Riesenentäuschung werden kann), andererseits ist dann natürlich auch irgendwie der "Kult" dahin, der durch eine Art "Unerreichbarkeit", bedingt durch den zeitlichen Abstand, entstanden ist. Auf jeden Fall sind prinzipiell abzulehnen CD-only Releases, wobei sich doch die Plattenfirma ausrechnen kann, dass unter den Fans massig Vinyl -Liebhaber sind. und wer ausser Fans sollte dieses Produkt denn heutzutage kaufen? Anyway, die Legende lebt weiter, unbestritten ist, dass RADIO BIRDMAN in den knapp 3 1/2 Jahren ihrer Existenz wichtigeres geleistet haben, als die Milliarden "Alternative"-Bands, die heute den Musikmarkt überschwemmen.

2. TEIL: DAS INTERVIEW

Wie alt bist du jetzt, wo arbeitest und lebst du, und in welcher Fachrichtung bist du als Arzt tätig?


"Ich bin 47. Ich lebe in Montana, USA. Ich bin Direktor der Abteilung für Notfall- und Flugmedizin in einem regionalen Unfallkrankenhaus. Ich bin spezialisiert auf Notfallmedizin. Ich arbeite full-time, wenn ich nicht gerade auf Tour bin oder Musik aufnehme."

Irgendwo habe ich mal gelesen, du würdest in Norwegen arbeiten.


"In meiner Zeit beim Militär habe ich einige Zeit in der Arktis weit draussen in Nord-Norwegen bei NATO-Übungen verbracht."

Ist es wahr, dass du auch ausgebildeter Jet-Pilot bist?

"Ich war von 1981-1989 in der US Navy. Ich war Arzt für Flugmedizin und wurde als Pilot ausgebildet. Ich flog für einige Jahre in Marine-Kampfgeschwadern A4 -Jets und als Co-Pilot in F4 Phantom-Jets, aber ich habe auch einige Erfahrung mit Hubschraubern."

Wie war es denn für dich, damals als Medizinstudent in einer Underground R´n´R-Band zu sein? Die Zeit war doch sicher sehr knapp? (Das amerikanisch angelehnte Medizinstudium ist deutlich härter als das hierzulande) Was haben denn so die Kommilitonen von deiner anderen Beschäftigung gehalten? Ich las, es gab mal einen sogenannten "Dekan -Zwischenfall"?

"Wir haben gespielt, wann immer wir konnten, hauptsächlich am Wochenende und in den Ferien. Die meisten anderen Studenten fanden es cool. Ich hatte niemals irgendwelche Probleme, gleichzeitig die Band zu haben und zur Uni zu gehen, bis ich einmal fälschlicherweise eines Drogendeliktes beschuldigt wurde, was meine medizinische Karrierre beinahe beendet hat. Ich war niemals Drogenkonsument."

Was waren die Gründe für die 96er Reunion?

"Spass haben, Geld machen und zu sehen, ob wir die einzigartige Erfahrung von RADIO BIRDMAN nach einer solangen Zeit noch einmal wieder aufbauen könnten."

Gibt´s noch Pläne für eine weitere RB-Reanimation?

"Nein."

Bist du noch in Kontakt mit den anderen? Wie ich hörte ist Pip auch Mediziner?

"Ich habe noch Kontakte, vor allem mit Rob, Ron und Chris. Von Warwick höre ich nicht mehr viel. Pip war viele Jahre als Hausarzt tätig und ist jetzt Krankenhausverwalter. Chris Masuak ist Heilpraktiker."

Gab´s nicht nach der Europatour eine Chance, die Band zuhause in Australien, vielleicht nach einer Pause, wieder zusammenzubringen?

"Ron und ich hatten geplant, mit der Band weiterzumachen, allerdings mit anderem Bassisten und Schlagzeuger. Die beiden mussten aufhören, aber wir hatten auch schon vorher mal Besetzungsänderungen, so dass wir hofften, dass es mit anderen Mitgliedern weitergehen würde. Doch dann ist Chris ausgestiegen, um die HITMEN zu machen. Das war zu viel für uns und wir wussten, es war vorbei."

Wie siehst du im Nachhinein die Europatour? Waren RADIO BIRDMAN vieleicht nicht "hip" genug für die europäische Punk-Mode jener Tage, obwohl sie natürlich viel besser waren als die meisten britischen Bands?

"Wir wurden von den britischen Hardcore-Punks nicht als modern betrachtet, aber das war kein Problem. Wir waren jenseits der Mode. Der grösste Teil des Publikums war ziemlich cool. Die Band hat grossartig gespielt, ich besitze Tapes, die zeigen, dass diese Konzerte mit die besten überhaupt waren. Die Band hat sich von innen her zerstört. Man kann die Punks nicht verantwortlich machen."

Was macht eigentlich Ron Ashton jetzt so? Gab´s damals nach der NEW RACE-Tour nicht auch Streit um Geld?

"Ja, aber nur, weil Ron meinte, das Mangement würde die Bandfinanzen schlecht verwalten. Er wollte das später ausgleichen, indem er die NEW RACE-Rough Mixes an das treffend benannte Revenge Label gab. Er ist immer noch in engem Kontakt mit mir. Er ist jetzt Filmemacher und hatte jetzt mit dem Streifen "Mosquito" einen Hit, in es dem um Kettensägenkämpfe mit gigantischen Käfern geht... Vor kurzem hat er auch wieder mit Musikmachen begonnen. Er lebt in Ann Arbor, das ist auch meine Heimatstadt."

Hast du noch weitere Pläne, was Musik angeht? Deine Solo- Platten sind hierzulande nicht gerade einfach zu kriegen. Wie sieht es mit einer (Europa-)Tour aus?

"Es gibt vier Solo-Alben und ein paar EPs. Ich habe ein Album mit Wayne Kramer gemacht namens "Dodge Main" und kürzlich eines mit den STUMP WIZARDS unter dem Namen DEEP REDUCTION. DEEP REDUCTION werden im April/Mai in Europa touren, aber wohl leider nicht in Deutschland unterwegs sein. Das nächste Date ist in Strassbourg. Ich habe auch interessante elektronische, aufregende, experimentelle Musik mit Dave Weyer gemacht, er war früher der Verstärker-Bauer für Jimi Hendrix. Wir nennen uns GLASS INSECTS und haben ein Album mit "Avant noise" gemacht namens "Cool and Unusual Punishment". Es ist nur per Mailorder erhältlich. ($10 + $5 shipping, World Windows Music, PO Box 23612, Billings MT 59104 USA). Ausserdem habe ich neulich das PASSENGERS-Album für eine Angie Pepper- (Sängerin der PASSENGERS und Ehefrau von Deniz Tek) Compilation remixt, ausserdem habe ich mit Angie an einer EP mit neuen Songs gearbeitet."

Was hörst du denn so an Musik heutzutage? Gibt es "moderne" Bands, die du magst?

"Nicht viele. Ich mag den recycelten Sound von GARBAGE und noch ein paar andere, aber hautsächlich höre ich altes Zeug, alle mögliche Arten von Musik, von PHARAOH SANDERS über CAPTAIN BEEFHEART zu Surf. Ich finde, ich kann von allen noch was lernen."

Vielen Dank für das Interview!