In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprechen wir mit Lizzy, Missfelidae Illustration.
Bitte stell dich vor.
Ich bin Lizzy, 34 Jahre alt und lebe in Linz in Österreich, wo ich auch selbständig als Grafikerin und Illustratorin arbeite. Ich glaube, mein erster Kontakt zum Punk fand Ende der Neunziger mit THE OFFSPRING, BLINK-182 und THE DISTILLERS statt. Doch Musik war für mich immer schon wie die Luft zum Atmen und überall mit dabei. Durch die Jahre hinweg begleiteten mich nämlich stets Kassettenrecorder, DiscMan und iPod durch mein Leben, für das mir die unterschiedlichsten Musikrichtungen als Soundtrack dienten. Als ich 2007 selbst in einer Band aktiv wurde, kam eins zum anderen und ich fing an, auch etwas für Bands zu gestalten.
Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Zeichnen war neben der Musik der zweite Fixpunkt in meinem Leben, aber wenn es um Band-Artworks geht, würde ich meinen Weg dorthin wohl eher als einen schleichenden Prozess beschreiben. Es begann mit einem Shirt/Logo-Design für meinen damaligen Bassisten und führte mich zu meinem heutigen Job. So durfte ich unter anderem für das Lake On Fire Festival, Krach am Bach und Fuzzfest detaillierte Leadsujets entwerfen sowie Merch und Gigposter für diverse Shows.
Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Es kommt ganz darauf an, was der Job verlangt, aber in der Regel beginne ich jede Arbeit mit einer analogen Skizze, bevor ich mich an die Ausarbeitung setze. Die Skizzen sind – wie ich finde – am nächsten an der Idee der Musik dran und gerade weil ich oft digital arbeite, ist die Skizze besonders wichtig, um das Leben in den entstehenden Arbeiten zu behalten. Das Spektrum, in dem ich mich künstlerisch bewege, reicht vom Tuschestift bis hin zu Acryl, Gouache oder Linolschnitten, denn ich mag es, immer wieder unterschiedliche Medien zu verwenden.
Bist du Autodidaktin oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Da meine Mutter selbst künstlerisch aktiv war, wurde mir der Pinsel quasi in die Wiege gelegt. Außerdem durfte ich in meiner frühen Kindheit glücklicherweise einen Zeichenkurs besuchen. Später genoss ich sechs Jahre lang eine grafische Ausbildung, in der ich schlussendlich die nötigen Werkzeuge erlernte, wie Siebdruck, Linolschnitt, Illustrator, Photoshop und so weiter. Den Rest habe ich mir über die Jahre durch Bücher, Videos und viel Übung selbst angeeignet.
Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Aus meiner Anfangsphase würde ich definitiv Dan Mumford nennen, aber auch Jeremy Fish, Paul Romano, Richey Beckett und Scott Fischer haben in mir etwas bewegt. Ansonsten bin ich ein großer Fan von Moebius, Kim Jung Gi, J.A.W. Cooper, des Jugendstils sowie des Surrealismus. Ich denke, die Kunst von Heavy Metal sowie „Alien“ haben mich neben meiner Liebe für Filmposter ebenfalls geprägt. Heutzutage gibt es aber noch so viel mehr Inspiration, da durch das Internet und die sozialen Medien der Zugang immer leichter geworden ist.
Gibt es deine Kunst zu kaufen? Und was muss man dafür ausgeben?
Ja, man kann meine Sachen käuflich erwerben, einfach eine E-Mail an missfelidae@gmx.net. Oder auch bald über meinen Webshop, Infos dazu folgen auf Facebook oder auch Instagram. Ich habe Kunstdrucke, Taschen, Sticker und auch limitierte und signierte Siebdrucke im Angebot. Die Preise sind aufgrund der diversen Größen und Medien verschieden, auch könnte man das eine oder andere Original erwerben, daher ist es am besten, einfach gleich persönlich Kontakt aufzunehmen.
Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Ich arbeite sowohl frei als auch beauftragt, wobei die freie Arbeit manchmal etwas nach hinten geschoben werden muss, da die Aufträge meine Woche gut füllen. Wenn mich Bands anschreiben, dann ist das für mich immer eine große Ehre, wie zuletzt, als ich für Emma Ruth Rundle Merch zu ihrem neuen Album gestalten durfte. Auch liebe ich es, wenn ich für die Arena Wien oder Kapu Linz ein Gigposter kreieren darf. So kam ich unter anderem dazu, für MOTORPSYCHO oder NOTHING ein solches zu gestalten.
Was ist mit Ausstellungen?
Vor Corona gab es einige Ausstellungen mit privaten Arbeiten. Ansonsten bin ich jedes Jahr auf dem Lake On Fire Festival mit meinem Stand vertreten oder auch auf dem Nextcomic-Festival in Linz. 2022 steht einiges auf dem Plan: es wird es im März eine Ausstellung zu dem zuletzt erschienenen Buch „The Raw Stuff“ geben. Darin habe ich das Glück, neben elf anderen aktuellen Künstlern der Musik- und Poster-Szene in Österreich gezeigt zu werden. Im Rahmen des Sbäm Fest in Linz ist übrigens auch ein Ausstellung geplant, außerdem hoffe ich heuer auf die Gigposter-Show von Michael Hacker in Wien.
Was gibt dir deine Kunst emotional?
Kunst und Musik zählen zu den Säulen, die mich im Leben immer stabil gehalten haben, und ich bin sehr froh über meine berufliche Laufbahn, da ich das Glück habe, mit dem, was mir Spaß macht, meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Wenn ich für mich privat arbeite, ist es einerseits ein Mittel zur Verarbeitung emotionaler Themen, sozusagen Kunst als Ausdrucksform von Unaussprechlichem, oder aber einfach eine entspannende Tätigkeit, in der ich mich gern verliere. Wenn dann Musiker:innen, die ich persönlich schätze, auf mich zukommen und ein Design wollen, ist das natürlich ein Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß, und ich genieße die Tatsache, dass es möglich ist, eine visuelle Welt zu erschaffen, die sich mit der Musik verbindet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Joachim Hiller