In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprechen wir mit Lara Bujanda, Subterranean Prints.
Bitte stell dich vor.
Mein Name ist Lara, ich bin 39 und Illustratorin und Siebdruckerin in Berlin. Mein Projekt heißt Subterranean Prints und ich entwerfe Designs für Bands. Punk trat ganz natürlich in mein Leben. Ich wurde im Baskenland geboren, wo Punk zum Alltag gehört. Als ich jünger war, lieh ich mir Tapes von meinen älteren Cousins, die sie manchmal nie zurückbekamen. Außerdem fanden fast wöchentlich Punk-Konzerte in besetzten Häusern statt. Mit 13 oder 14 Jahren hörte ich baskische Punkbands wie ESKORBUTO oder LA POLLA und andere wie SUTAGAR rauf und runter. Ich bin einfach damit aufgewachsen.
Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Fast jedes besetzte Haus, mit dem ich zu tun hatte, besaß ein DIY-Siebdruckstudio. Wir konnten herumexperimentieren, voneinander lernen und unser Wissen miteinander teilen. Anfangs entwarf und bedruckte ich hauptsächlich Aufnäher, Konzertposter und T-Shirts für die Bands meiner Freunde. Irgendwann zog ich nach Norwegen, wo Subterranean Prints offiziell geboren wurde. Ich half mit, einen Raum für Siebdruck im Hausprojekt Blitz in Oslo zu organisieren, lernte die Szene vor Ort kennen und begann, Designs für sie zu entwerfen und Merch zu bedrucken. Zu dieser Zeit fing ich auch an, Gigposter zu illustrieren.
Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Ich arbeite digital mit meinem iPad und Computer. Es ist sehr bequem so und ich kann schnell Änderungen vornehmen, ausprobieren und experimentieren. Der Nachteil allerdings ist die fehlende Verbindung zum Material. Das gleiche ich jedoch aus, wenn ich in der Siebdruckwerkstatt Poster und Bilder drucke; ich kann das Papier fühlen, die Farben mischen und die Rakel ziehen. Ich liebe es, wenn meine Hände voll Farbe sind. Das eine ergänzt das andere perfekt.
Bist du Autodidaktin oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Das meiste habe ich mir selbst beigebracht. Ich habe eine Ausbildung in Grafikdesign gemacht, die mich aber sehr langweilte und sich hauptsächlich auf Corporate Design konzentrierte. Ich habe mich nie als Künstlerin gesehen, nicht einmal als Illustratorin. Ich bin jedoch sehr stur, und im Laufe der Jahre habe ich eingesehen, dass ich vielleicht doch eine bin. Angefangen habe ich damit, Bilder nachzuzeichnen und Collagen zu erstellen. Ich bemühte mich sehr und ging meinen Freunden ständig auf die Nerven, weil ich nach künstlerischen Ratschlägen fragte. Mit der Zeit wurden meine Illustrationen zunehmend komplexer, freier und bereichernder. Es war ein steiniger Weg, aber es lohnte sich.
Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Wie bereits gesagt, waren meine Freunde meine Vorbilder. Einige brachten mir die Basics des Siebdrucks bei. Andere halfen mir, mich künstlerisch weiterzuentwickeln. Ganz besonders meine super talentierte Freundin, die Tätowiererin Mariñe Perez. Sie brachte mir die Grundlagen bei, gab mir stets Ratschläge und ermutigte mich. Wenn man sich meine Arbeiten so insgesamt anguckt, wird man schnell erkennen, dass ich die größte Inspiration aus der Natur selbst ziehe. Außerdem folge ich vielen verschiedenen Künstler:innen. Unter anderem Sin Eater Illustrations, Teagan White und Katie Scott.
Gibt es deine Kunst zu kaufen?
Man kann meine Kunst in meinem Onlineshop kaufen. Für gewöhnlich findet man mich auch auf diversen Märkten und Festivals, wie dem Berlin Punk Rock Market, dem Flatstock in Hamburg, wo sich Künstler für Poster aus aller Welt versammeln, oder dem Desertfest. Dort verkaufe ich Siebdrucke meiner Arbeiten, meistens in begrenzter Stückzahl, offizielle Gigposter, ein paar T-Shirts und anderes Merchandise. Ich versuche, die Preise so niedrig wie möglich zu halten, weil ich möchte, dass alle die Möglichkeit haben, meine Arbeiten kaufen zu können.
Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Beides. Wenn es eine Band gibt, die ich wirklich mag, kontaktiere ich sie direkt. Manchmal ist es auch andersherum und ich erhalte Aufträge von Bands oder Veranstaltern. Meistens kann ich dabei so frei arbeiten, wie ich möchte, was sehr gut ist. Falls aber jemand eine spezielle Idee hat, stelle ich mich gern jeder Herausforderung! Dank meiner Arbeit konnte ich bereits Bands wie KADAVAR, EYEHATEGOD oder NEUROSIS kennen lernen.
Was ist mit Ausstellungen?
Die letzten zwei Jahre waren nicht ideal, um eine klassische Ausstellung zu organisieren. Hoffentlich kann ich 2022 etwas in Berlin in die Wege leiten. Es gibt schon ein paar Pläne, also Daumen drücken!
Was gibt dir deine Kunst emotional?
Künstlerisch tätig zu sein, macht mich sehr glücklich. Zu wissen, dass meine Kundschaft zufrieden mit meiner Arbeit ist, ist großartig und ich liebe es, Nachrichten von anderen zu meinen Werken zu erhalten, denen gefällt, was ich tue. Das Gefühl, etwas zu Ende zu bringen, ist mir auch sehr wichtig. Ich liebe es, die fertige Arbeit in meinen Händen zu halten und zu wissen, dass das Bild anfangs eine wahllose Idee in meinem Kopf war. Etwas aus dem Nichts zu erschaffen, beflügelt mich! Außerdem kann ich Dinge herstellen, die ich schön oder ansprechend finde, und mit anderen teilen, die genauso viel Freude wie ich daran haben. Für mich ist die Verbindung, die aus Kunst entsteht, ein wichtiger Teil meiner Arbeit.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Joachim Hiller