Punk Art #17: Rodrigo Almanegra

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In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer, Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Rodrigo Serna alias Rodrigo Almanegra aus Madrid.

Bitte stell dich vor. Name, Alter, Beruf, Szenenaktivitäten, wie und wann hast du von Punk/Hardcore erfahren?


Mein Name ist Rodrigo Serna, aber als Illustrator verwende ich den Namen Rodrigo Almanegra – klingt düster, ist aber der Nachname eines Simpsons-Charakters. Ich bin jetzt dreißig Jahre alt und lebe im Grunde genommen von meinen Illustrationen und einigen Tattoo-Arbeiten, die ich vor kurzem begonnen habe. Früher habe ich in der mittlerweile aufgelösten Screamo-Band DESCUBRIENDO A MR. MIME gesungen und im Moment spiele ich Bass in einer Hardcore-Band namens CROSSED. Ich habe in den letzten zwölf Jahren einige Shows hier in Madrid gespielt, kann mich aber nicht wirklich erinnern, wie ich in die Punk/Hardcore-Szene gekommen bin. Ich stand total auf Nu Metal, als ich zwölf war, kannte aber schon Bands wie BLINK-182 oder SIMPLE PLAN. Ich erinnere mich jedoch, dass ich mir im Alter von 15 Jahren Platten wie „The Shape Of Punk To Come“ von REFUSED, „Sing The Sorrow“ von AFI und „Cool To Be You“ von den DESCENDENTS heruntergeladen habe. Das hat mich total in Punkrock, Hardcore und Post-Hardcore und schließlich Emo und Screamo geleitet. Das war 2004 ...

Seit wann bist du künstlerisch tätig, wie fing das an, wie ging es weiter?

Ich habe gerne gemalt, als ich klein war, ich habe viele Dragonball-Charaktere von den Notizbuchhüllen meiner Freunde abgezeichnet. Ich war aber nie einer der Guten im Kunstunterricht, weil ich zu chaotisch war. Als Teenager interessierte ich mich für Graffiti, was mich am Zeichnen hielt. Ich mochte Kunst und Kino schon immer sehr, aber ich habe den naturwissenschaftliche Zug der Highschool besucht und Telekommunikationstechnik zu studieren begonnen. Ich hörte innerhalb des ersten Jahres auf und wechselte zur bildenden Kunst. Als ich anfing, wollte ich Musik-Video-Fotografie machen, aber ich mochte es wirklich zu zeichnen, also fing ich wieder an, das sehr oft zu tun. Meine Band startete in diesem Zeitraum, was mich motivierte, dran zu bleiben. Ich habe ein Jahr in Hamburg an der HAW studiert und mich dort entschieden, mich auf die Illustration zu konzentrieren. Seitdem male ich so ziemlich jeden Tag und lebe davon.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?

Ich arbeite gerne auf klassische Weise, mache ein paar Retuschen mit dem Computer, und alle Designs, Postproduktion, Farben mache ich mit Photoshop. Aber ich muss alles zuerst auf Papier machen, ich muss die Metallspitze meiner Stifte auf der Maserung des Papiers fühlen. Wenn du am Computer arbeitest, kannst du so viel löschen, wie du willst, du kannst hinein- oder herauszoomen, aber auf Papier hast du mehr oder weniger nur eine Chance und das war’s. Auch mag ich es, meine Originalzeichnungen zu haben – das ist etwas, was in der digitalen Kunst nie existieren wird.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?

Wie gesagt, habe ich an der Universidad Complutense de Madrid bildende Kunst und an der Arte 10 in Madrid Illustration studiert. Ich hatte nie einen richtigen Professor, der mir erklärte, wie man diese Art der alten Gravurtechnik anwendet, aber eine Mischung dessen, was ich an der Universität studierte und meines persönlichen Studiums der Künstler, die ich mag, hat mich dahin geführt, wo ich jetzt stehe.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?

Es gibt viele lebende Künstler, die ich im Moment wirklich mag, wie Richey Beckett, Sin Eater, Louise Zergaeng Pomroy, Chloe Zikmund, Phillip Janta ... Aber ich muss sagen, dass meine Haupteinflüsse alte Meister der Gravur, wie Dürer oder Holbein, sind. Ich bin ein großer Fan des erotisch-dekadenten Künstlers Franz von Bayros und ich mag sehr viele Künstler des Jugend-Magazins. Ich benutze oft Google und lasse mich inspirieren von Bildern aus alten Enzyklopädien oder Zeitschriften.

Die Gig-Poster-Szene ist ziemlich männlich dominiert, typischerweise gibt es viele nackte Frauen etc. Würdest du sagen, dass deine Kunst eine bestimmte weibliche Perspektive hat?

Ich denke, dass die Metal/Hardcore/Punk-Szene sehr männerdominiert ist, der Rest jedoch glücklicherweise nicht. Ich denke, dass dieses Problem seine Wurzeln in der Szene selbst hat und sie deshalb männlich dominiert wird. Auch ein Großteil des Einflusses der Klassiker zeigt Frauenbilder. Das Bild der Schönheit, das die meisten in ihrem Kopf verankert haben, ist das Bild einer Frau. Ich bin ein Mann, also, denke ich, habe ich eine männliche Perspektive, obwohl ich versuche, sie zu bekämpfen.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? In welcher Form, als Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?

Ich habe einen Big-Cartel-Shop, aber ich bin sooo schlecht darin, ihn zu führen, da findest du mein Tarotdeck, einige Tragetaschendesigns und Drucke. Man kann mich jederzeit für etwas Konkretes per Mail oder Instagram erreichen. Ein Preisschild an meine Arbeit hängen zu müssen, ist der schlimmste Teil meines Jobs, und ich hasse es, hahahaha.

Arbeitest du im Auftrag?

Ich arbeite fast immer im Auftrag. Ich meine, ich arbeite immer gerne für die Bands oder Leute, für die ich arbeite. Ich liebe es zu hören, was sie im Sinn haben, zu wissen, was sie von mir wollen und damit etwas zu erschaffen, das ich mag. Ich mag es nicht, wenn Leute mir sagen, dass ich tun kann, was ich will. In meiner Band DESCRUBIENDO A MR MIME habe ich die Texte geschrieben, so dass jedes Design, das ich für sie gemacht habe, zu 100% von mir selbst stammt und diese Freiheit hat mir wirklich gefallen.

Was ist mit Ausstellungen? Gab es welche, wird es welche geben? Wann und wo?

Ich mache nicht viele Ausstellungen, das letzte Mal war ich in Mannheim im Rahmen des „Wir sind die Toten“-Festes. Da ich sehr oft mit Rene arbeite, hatte ich viele Originale, die ich dort ausstellen konnte. Ich mochte die Erfahrung wirklich und ich bin offen, so etwas öfter zu machen. Hier in Madrid, aus welchem Grund auch immer, war ich fast nie an vielen Ausstellungen beteiligt.

Was gibt dir deine Kunst emotional?

Es gibt mir eine sehr schöne Lebensweise. Ich wache jeden Morgen auf und lese einige Sachen, schaue mir einige Kunstseiten an, und dann fange ich an zu zeichnen. Es fühlt sich fast so an, als ob ich keinen richtigen Job mache, haha. Ich kann den ganzen Tag Musik und Podcasts hören. Ich weiß nicht, es macht mir den Alltag sehr einfach, es gibt mir die Chance, jeden Tag meines Lebens zu genießen.

Deine Website?

Ich arbeite derzeit daran, aber ich hoffe, dass es rodrigoalmanegra.com bis zur Veröffentlichung des Artikels im Februar sein wird, sonst ist mein Instagram-Profil meine Hauptseite.

Welche Künstlerkollegen würdest du gern auch mal in dieser Artikelserie im Ox sehen? Name, Website, Mail-Adresse?

Ich weiß nicht, ob es passt oder hier schon einmal vorgestellt wurde, aber ich mag wirklich alles, was Druckwelle Design macht. Außerdem mag ich Anandhika Primawan Beide findet man auf Instagram. Sie arbeiten mit ihrer Kunst für Bands der Szene und ich denke, es wäre cool, etwas über sie zu lesen.