Punk Art #16: DR. KNOCHE

Foto

In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Markus Raffetseder aka Dr. Knoche.

Bitte stell dich vor. Name, Alter, Beruf, Szeneaktivitäten, wie und wann zu Punk/Hardcore gekommen?


Ich bin Markus Raffetseder aka Dr. Knoche, 42 Jahre alt und Grafiker/Illustrator. In die Szene hatte ich keinen „traditionellen“ Einstieg, denn meine Wurzeln liegen eigentlich im HipHop der frühen Neunziger Jahre. Mit der Zeit hat sich aber mein Musikgeschmack in eigentlich alle Richtungen erweitert.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?

Zu zeichnen habe ich in meinen HipHop-Jahren begonnen, aber damals eher in meinem Blackbook und an der Wand als Graffiti. Vor allem Totenköpfe haben mich schon damals begeistert, das ist bis heute so geblieben und ist auch an meinem Künstlernamen, den mir irgendjemand mal verpasst hat, abzulesen. Als ich dann nach Möglichkeiten gesucht habe, Flyer und Poster für Konzerte, die ich mit Freunden veranstaltet habe, selbst zu drucken, bin ich auf den Siebdruck und wenig später auf die Gigposter-Szene gestoßen – an der hänge ich bis jetzt und es wird hoffentlich noch lange andauern.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?

Ich arbeite sowohl auf Papier als auch am Rechner. Skizzen und Rohentwürfe entstehen eigentlich immer mit Bleistift auf Papier, weitere Verfeinerungen, die Reinzeichnung und Farben setze ich aber dann mit dem Grafiktablet oder iPad um. Fast alle meine Arbeiten sind durch deren Siebdruckfähigkeit limitiert – das heißt es gibt keine Graustufen etc. Ich bewege mich absichtlich in diesen Grenzen, um sie auch immer wieder neu auszuloten beziehungsweise von der Skizze bis zum bedrucktem Papier/Textil alles selbst umsetzen zu können.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?

Im Illustrations- und Siebdruckbereich bin ich Autodidakt, habe aber Ausbildungen in Audio-, Video- und Printtechnik absolviert. Siebdruck, Illustration und herkömmliches Grafikdesign halten sich zur Zeit in meiner Arbeitswelt ziemlich die Waage.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?

Natürlich gibt es unglaublich viele Leute, die Vorbilder für mich sind, und extrem viele Stile, die mich beeinflussen. In Zeiten von Social Media und diversen anderen Plattformen, auf denen sich Künstler selbst einem breiten Publikum präsentieren können, gibt es meiner Meinung nach eine unüberschaubar große Menge an Inspirationen, Einflüssen, Ideen, Sichtweisen, Stilen – die aber erst mal gefiltert werden müssen. Um aber auch ein paar Namen zu nennen: Frank Frazetta, Bernie Wrightson, Florian Bertmer, Ken Taylor, Rand Holmes, Miles Tsang, Godmachine, alle „ABC Warriors“-Artists ... es sind wirklich viel zu viele.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Falls ja, in welcher Form – Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?

Wie bereits erwähnt, findet der Inking-Prozess fast zu 100% digital statt und deshalb gibt es von mir nur sehr wenige Originale, aber dafür einen Haufen Siebdrucke, die man entweder in meinem Online-Shop oder auf diversen Poster-Festivals direkt bei mir kaufen kann. Die Preise liegen eigentlich immer zwischen 20 und 25 Euro – die Leute sollen das ja aus Freude an der Sache mitnehmen und nicht als Investment für spätere Verkäufe auf eBay.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?

Bei meinen Gigpostern arbeite ich – bis auf wenige Ausnahmen – völlig frei und deshalb kommt auch so manches Ding nicht zustande, da es den Bands oder Veranstaltern nicht gefällt, aber das ist auch gut so. Bei Albumcovern, Shirt-Illustrationen und so weiter gibt es aber oft sehr genaue Vorstellungen und Vorgaben, die ich dann mit meinen Interpretationsmöglichkeiten umzusetzen versuche.

Was ist mit Ausstellungen? Gab es welche, wird es welche geben? Wann und wo?

Es gab schon einige Ausstellungen bei diversen Poster-Events und Konzerten, aber bis jetzt nur in Österreich – was sich hoffentlich bald ändert. 2020 ist noch in Planung.

Was gibt dir deine Kunst emotional?

Der ganze Prozess von einer Skizze zur fertigen Illustration bis hin zum Siebdruck ist aufregend, meditativ, erfüllend, zurückgezogen, extrovertiert, frustrierend, ekstatisch, konzentriert, freudig ... Und deshalb macht es so unglaublich viel Spaß – manchmal aber erst im Nachhinein gesehen.