PULLING TEETH

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Boom!

Drei verschiedene Geschwindigkeiten: Schnell, schneller und Zeitlupen-Mosh. Ein Mix aus der klassischer Power von INTEGRITY, BLACK FLAG und POISON IDEA. Die Heaviness von neueren Bands wie CURSED oder TRAGEDY und dann noch ein Schuss SLAYER. Das sind PULLING TEETH aus Baltimore, USA. Bereits mit ihrem Erstling „Vicious Skin“ erhielten sie 2006 fantastische Kritiken. Anfang 2007 zeigte dann die Split-7“ mit den Engländern FRIGHTENER, dass da was ganz Großes anrollt. Zu recht. Denn schon Ende 2007 kam „Martyr Immortal“. Zwölf Songs, zwölf Bomben! Auch wenn dieses Album schon ein Jahr auf dem Buckel hat, schiebt es immer noch frisch und kraftvoll die Konkurrenz beiseite. Dass PULLING TEETH nicht nur musikalisch in positiver Erinnerung bleiben, dafür sorgt Sänger Mike Riley in den folgenden Zeilen.

Auf „Martyr Immortal“ behandelst du in den Texten einige Themen, die gar nicht so einfach in Texte zu packen sind. Man hört deine Wut gegen das System, deine Stimme für die Natur, sozialkritischen Stoff in Bezug auf Religion, Idealbilder. Wie läuft bei dir die Entstehung eines Songtextes und was machst du, um deinen Part zu erfüllen, um von dir kritisierte Dinge zu ändern?


Für mich beginnt der Schreibprozess für gewöhnlich, wenn ich zum Beispiel in den Nachrichten etwas über Hass oder Ignoranz hörte oder las, oder wenn ich selbst in einer sehr unangenehmen Situation war. Solange ich in einer Band und Texte schreibe, geht es mir darum, mich gegen das Falsche und Schlechte in der Welt auszusprechen. Das ist, was auch die meisten Bands getan habe, als ich Mitte der 90er in die Szene kam, und es hatte einen großen Einfluss auf mich. Ich denke, dass gerade solche Texte ein Hauptmerkmal sind, wie sich Punk und Hardcore von anderer harter Musik unterscheidet. Ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen, indem ich diesen kritischen Ansatz am Leben halte.

Du sagtest, dass du mit der Hardcore-Szene der 90er großgeworden bist. Erzähl mal etwas über deine Einflüsse, deine erste Show und was über die Jahre hinweg noch alles bei dir hängen blieb.

Meine erste Show in dieser Richtung war 1993 MIGHTY MIGHTY BOSSTONES im City Gardens in Trenton, New Jersey. Ich war vorher noch nie bei einer Show, die so viel Energie hatte. Die Leute tanzten wild durch die Gegend. Stagediving und einfach nur Spaß haben, darum ging es. Kurz danach, in der gleichen Location, sah ich MOUTHPIECE, PREMA, FALLING FORWARD, und einige andere. Das war meine erste echte Hardcore-Show. Wieder hauten mich die Energie und Hingabe sowohl der Bands auch als des Publikums um. Die Tatsache, dass die Bands mit den Leuten kommunizierten, sich bei ihnen für das Kommen und den Support bedankten, war für mich sehr inspirierend. Eine Grenze zwischen Bühne und Publikum gab es praktisch nicht. Bands wie SHELTER, SNAPCASE, EARTH CRISIS, 108, BLOODLET, BOUND – sie alle inspirierten mich wegen ihrer Message und weil sie einfach auch zwischen den Songs was zu sagen hatten und präsent waren. Ich mochte und mag aber auch Bands wie QUICKSAND, SHIFT, DOC HOPPER, WESTON, BLACK TRAIN JACK, die zwar einen kommerzielleren Sound hatten, sich aber nie um das Big Business scherten. Sie hatten einfach nur Spaß, indem sie die Musik machten, die sie liebten. Diese Werte trage ich heute noch in mir.

Was denkst du im Moment über die US-Hardcore-Szene?

Ich denke, sie ist wahrscheinlich größer als jemals zuvor. Wahrscheinlich, weil das Internet dazu seinen Beitrag leistet, indem es einen einfachen Zugriff auf neue als auch alte Bands ermöglicht. Es gibt eine Menge großartiger Bands, welche die Grenzen des Hardcore sprengen, und es gibt großartige Bands, die den klassischen Hardcore-Sound noch besser spielen als einige der alten Bands. Aber ich denke, es gibt auch eine Menge Bands, die denken, sie würden mehr verdienen als ihnen zusteht – aus welchem Grund auch immer. Das Internet hat es so viel einfacher gemacht, eine Tour zu spielen, was eine Menge Bands dazu bewegt, dies zu tun, bevor sie es überhaupt sollten, weil sie einfach noch nicht reif dafür sind. Somit verlieren sie eine Menge Geld, sind frustriert und lassen das an den Menschen oder anderen Bands aus. Heute ist es durch Downloads, Online-Einkäufe und so weiter viel einfacher, in die Hardcore-Szene zu kommen, ohne wirklich „dedicated“ zu sein. Damals musste man sich um alles noch selber kümmern, neue Musik, Dates, Fanzines und und und.

Und was denkst du über die europäische Hardcore-Szene?

Es gibt einige wirklich großartige Bands aus allen Teilen Europas und ich wünschte, dass mehr Amerikaner offener dafür wären, diese Bands anzutesten. Ich weiß, es ist schwer genug, immer auf dem Laufenden zu sein, was die guten Bands hier in Amerika angeht, die man ja auch noch live sehen kann, aber es gibt einfach zu viel gutes Zeug in Europa, um es einfach an sich vorbeiziehen zu lassen. Ich würde mir auch wünschen, in den USA könnte das gleiche Level erreicht werden, was den Umgang mit den Bands angeht.

Jeff Beckman von LEFT FOR DEAD schuf das Artwork für „Martyr Immortal“. Ist er ein Freund der Band oder war es eine rein künstlerische und geschäftliche Beziehung?

Jeff ist definitiv ein Freund der Band und wir wissen seine Arbeit wahnsinnig zu schätzen. Er hatte komplett freie Hand, was das Album betrifft, und wir könnten mit dem Resultat nicht zufriedener sein. Er ließ sich für das Artwork von „Martyr Immortal“ wohl einfach von den Texten, Klängen und Songstrukturen inspirieren und verpackte alles in dieses wahnsinnige Cover. Er wird übrigens auch das Artwork für unsere nächste Platte „Paranoid Delusions/Paradise Illusions“ machen und wir sind jetzt schon sehr gespannt.

Eure nächste Platte hat also schon einen Namen. Wann wird sie erscheinen und was wird es Neues geben?

Ich möchte sie als eine Art Fortschritt für die Band bezeichnen. Wir werden auf jeden Fall Elemente mit einbringen, mit denen wir zuvor noch nie herumgespielt haben, wir werden aber auch Sachen, mit denen wir in der Vergangenheit schon herumexperimentierten, verwenden und all das in dem typischen PULLING TEETH-Sound unterbringen. Deathwish wird die CD und A389 das Vinyl veröffentlichen. Ich kann noch nichts Genaues bezüglich des Release-Dates sagen. Zuvor werden wir aber noch eine Split-Platte mit IRONS rausbringen, auf die wir auch schon sehr gespannt sind.

Michael Echomaker