PULLING TEETH

Paradise Illusions/Paranoid Delusions

Nahmen Baltimore's Finest auf dem Vorgängeralbum „Martyr Immortal" keine Gefangenen, wie es so schön heißt, nehmen sie sich nun zumindest die Zeit für eine Verhaftung. Selbstverständlich nur, um dich sofort vor ein Erschießungskommando zu stellen.

Der Einstieg nach dem instrumentalen Vorgeplänkel ist gigantisch, bläst alles weg, macht erst mal den Weg frei. Danach wird die Luftzufuhr eingestellt. Nur „Bloodwolves" zeigt noch einmal die Trademarks, für die PULLING TEETH bisher standen: Hyperschneller Hardcore mit Kerry King-Gedächtnisgitarre.

Ansonsten wurde Platz für Experimente geschaffen. Der kürzeste Song dauert jetzt satte zweieinhalb Minuten; im PULLING TEETH'schen Kosmos sind das schon fast epische Ausmaße. Das Tempo wird gedrosselt, Melodien halten Einzug.

Aus der atemlosen Hetzjagd der beiden Vorgängeralben ist ein gemeines Katz-und-Maus-Spiel geworden. Dies endet freilich genauso tödlich. Diese Entwicklung gipfelt im fast zehnminütigen Schlussakt „Paradise illusions", der verträumt beginnt und zu einem regelrechten Bluesrocker mutiert.

Aber - der Titel deutet es an - wahrscheinlich alles nur Illusion. In der Wirklichkeit sind PULLING TEETH noch die selben Hardcore-Rotznasen wie eh und je, nur schwerer auszuloten. Und schön, dass mal jemand die allgemeine Obama-Hysterie aufs Korn nimmt.