Was macht eigentlich ... Sothira? Der einstige Frontmann der legendären CRUCIFIX hat schon seit langem eine "neue" Band namens PROUDFLESH, die aber erst letztes Jahr ihr erste Album veröffentlichte. Anlässlich der anstehenden Europatour beantwortete Sothira Pheng, dessen Familie in den Siebzigern vor dem Terror der Roten Khmer aus Kambodscha geflüchtet war, ein paar Fragen.
Sothira, stell dich doch bitte kurz vor.
Früher habe ich in der Band CRUCIFIX gesungen und heute spiele ich Bass und singe bei PROUDFLESH. Demnächst touren wir ein paar Wochen zusammen mit STROM durch Deutschland.
Wie bist du zu Punk/Hardcore gekommen, was hat es damals für dich bedeutet?
Die SEX PISTOLS haben in San Francisco gespielt und ich fand, sie waren die Coolsten! Sie haben alles verändert! Ich habe zu der Zeit KISS gehört, was für meinen Vater schon sehr beleidigend war. Und dann das! Etwas noch Schlimmeres als KISS. Das hat meine Eltern noch viel mehr beunruhigt und sie zu Tode erschreckt.
CRUCIFIX haben sich Mitte der 80er aufgelöst. Was hast du danach musik- und jobmäßig gemacht?
Nun, du sprichst hier wirklich von einem halben Leben. Die meiste Zeit war musikalisches Erwachsenwerden. PROUDFLESH mache ich ja schon seit ungefähr 1987, aber es hat nie richtig geklappt. Wir haben '88 zwar eine 12" veröffentlicht und haben bis '93 weitergemacht, aber es war so frustrierend, dass uns ständig das nötige Geld gefehlt hat, dass wir uns aufgelöst haben. Es war schon ganz anders damals. Ich habe eine Weile für Rough Trade gearbeitet und hatte verschieden Jobs, unter anderem in Büros und ich habe Einkaufstaschen bedruckt.
Wann und warum hattest du das Gefühl, es wäre Zeit wieder Musik zu machen und eine Band zu gründen?
Das war ganz einfach. Ich mochte nicht was ich da draußen gehört habe und ich hatte Lust Musik zu machen, die ich hören möchte. Das ist alles.
PROUDFLESH gibt es jetzt schon eine ganze Weile und ich kann mich an ein frühes Line-Up erinnern, in dem Mario von der deutschen Band UPRIGHT CITIZENS Schlagzeug gespielt hat. Erzähl mir etwas über die Band, das derzeitige Line-Up und eure Pläne.
Nun, in der Band sind, neben mir natürlich, Jimmy Crucifix und Luke "Shorthand" Bowman von RUFFIANS, unserer liebsten örtlichen San Francisco Bay Area Power Metal-Band. Cheers! Ich muss hier auch Erik Lannon danken, der ein paar Jahre lang bei uns gespielt hat. Er hat auf dem "BTW"-Album mitgespielt, hat sich aber im März nach unserer Japantour dazu entschieden, auszusteigen. Heute sind PROUDFLESH genau so, wie wir es immer wollten. Es hat nur höllisch lange gedauert.
Sag doch bitte etwas zu den Songs "French Indochina", "My Lai my love", "Executive outcomes" und "Proudflesh" und zu deren Texten!
Die Songs sind eher von persönlichem Belang und ich würde sie lieber für sich selber sprechen lassen. Und Leute, es sind nur Songs! Ein flüchtiger Blick auf sehr komplexe Themen, die es einem sehr schwer machen, sie in einen Rock'n'Roll-Kontext zu verpacken. Am Ende hoffe ich, dass Songs entstanden sind, die man genießen kann, aber trotzdem noch eine Aussage haben.
Musikalisch sind CRUCIFIX nicht sehr weit entfernt von PROUDFLESH. In wie weit würdest du mir da zustimmen und wo liegen deiner Meinung nach die Unterschiede?
Also, bei PROUDFLESH singe ich und spiele Bass, das habe ich bei CRUCIFIX nicht gemacht. Bis auf ein paar Songs ganz am Anfang habe ich bei CRUCIFIX auch keine Lieder geschrieben. Bei PROUDFLESH schreibe ich die Musik und die Texte, bis auf die Gitarrenparts, das ist Jimmys Sache. Ich bin stolz auf die Verbindung, die zwischen den beiden Bands herzustellen ist, aber ich mag den Gedanken, dass wir heute etwas anderes machen.
CRUCIFIX wurden häufig als amerikanische Antwort auf CRASS UND CONFLICT gesehen. Abgesehen von der Alliteration, wie genau war bzw. ist dieser Vergleich?
CRASS waren unsere Lehrmeister und unsere Inspiration. Wir lieben sie. Aber musikalisch wollten wir unsere eigenen Ideen durchsetzen, so wie jeder Nachkomme. Sagen wir einfach, wir waren viel, viel schneller.
Punk und Hardcore werden häufig mit politisch linksorientierten Einstellungen verbunden. Wie siehst du das, auch im Hinblick auf deinen familiären Hintergrund?
Ich komme aus einer heilen Familie und meine Eltern hatten sehr liberale Einstellungen. Bis auf den Punkt, dass ich in einer Punkrock-Band gespielt habe!
Früher konnte man sich ziemlich sicher sein, dass Hardcore für "no gods, no masters", "fuck war", "equality" und "think for yourself" stand. Mittlerweile gibt es einen Haufen christlicher "Hardcore"-Bands und solche, die die Kriege der USA unterstützen. Was ist da schief gelaufen?
Das ist halt ein neuer Weg um an die Kids ranzukommen. Ein neues Werkzeug für ihre Propaganda. Wenn du einen Mercedes hast und wie ein Idiot fährst, bist du trotzdem immer noch ein Idiot!
Ein paar abschließende Worte?
Unsere Tour beginnt am achten November in Göttingen, die letzte Show ist am 17. in Berlin. Ihr könnt auf unserer Internetseite myspace.com/proudflesh die genauen Tourdaten nachlesen. Werft auch mal einen Blick auf die Myspace-Seite von Strom! Bei uns unter den Top 20 zu finden. See ya at the shows!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller