POLEDANCE

Foto© by Adina Scharfenberg

Eins zu fünf

Die Berliner Emo-Formation war eigentlich ein Ein-Mann-Projekt von Daniel Pfeifer, ist aber mittlerweile zu einer richtigen Band gewachsen. Was das für ihn und die neue EP „Jaded“ bedeutet, erklärt uns Daniel.

Was hat dich dazu bewogen, das ursprüngliche Konzept aufzugeben?

Im Frühling 2022 haben sich Thirty Something Records bei mir gemeldet und Interesse an der Veröffentlichung von „Circus“ bekundet. Nach einem ersten Treffen und ein paar weiteren Gesprächen war schnell klar, dass das Album nicht nur über ein Label, sondern auch physisch auf Platte veröffentlicht werden soll. Das hat jegliche Erwartungen übertroffen, aber auch einige Fragen aufgeworfen, an die ich in meiner „One-Man-Bubble“ nicht gedacht habe. Die zentrale Frage war, wie die Songs auf die Bühne gebracht werden können. Die Songs von POLEDANCE klingen nach Band. Deshalb war auch schnell klar, dass ich mich auf die Suche nach Menschen begeben muss, die Lust haben, mit mir in einer Band zu spielen. Überraschenderweise hat das innerhalb von vier Monaten funktioniert und voilà: seit Herbst 2022 sind wir eine Band und stehen zusammen auf der Bühne.

Inwieweit hatte das vergrößerte Line-up nun Einfluss auf die neuen Songs?
Da ich weiterhin der Hauptsongschreiber bin, achte ich jetzt mehr darauf, was wir als Band überhaupt umsetzen können. Die einzelnen Parts sind dadurch knackiger, und die Entscheidungen, ob zum Beispiel eine Gitarren- oder Bassline im Song bleibt oder ob der Song generell noch etwas braucht, damit er auch live gut funktioniert, werden viel bewusster und auch rigoroser getroffen. Außerdem arbeiten die Jungs ihre Parts so aus, dass ihre eigene Handschrift erkennbar ist. Sie ergänzen Details, Fills und Riffs und erwecken die Songs dadurch so richtig zum Leben.

War es schwer, in der Band erst mal neue Strukturen aufzubauen und Aufgaben auf verschiedene Leute aufzuteilen, die vorher nur eine Person erledigt hat?
Ja, definitiv, und diese Arbeit ist noch längst nicht abgeschlossen. In den ersten Monaten hatten Alex, Marco, Ben und Chris vor allem die Aufgabe, die Songs zu lernen, die richtigen Sounds aus ihren Instrumenten zu holen und die Proben in ihren Wochenplan zu integrieren. Alles drumherum habe ich geregelt. Das lag vor allem daran, dass ich lange das Gefühl hatte, den Jungs etwas schuldig zu sein. Mitte letzten Jahres hat sich das dann langsam geändert. Wir haben viel geprobt, regelmäßig Konzerte gespielt und uns ständig in unserer WhatsApp-Gruppe ausgetauscht. Irgendwann hat mir das die Sicherheit gegeben, mich mit Anliegen, Gedanken und Fragen auch an die Jungs zu wenden. Mittlerweile treffen wir viele Entscheidungen gemeinsam, auch wenn ich weiterhin den organisatorischen Löwenanteil übernehme.

Mit „Jaded“ gibt es nun eine neue EP, inwieweit unterscheidet sie sich von dem Debütalbum, das ja nur von einer Person geschrieben wurde?
In erster Linie würde ich sagen, dass wir einen großen Schritt weiter gekommen sind, so zu klingen, wie wir uns das vorstellen. Wir klingen klarer, aufgeräumter und entschlossener. Bei dem Debüt war alles ein großes Abenteuer. Ich musste mich musikalisch erst einmal finden und war niemandem Rechenschaft schuldig. Das gab mir die Möglichkeit, den Grundstein für den Sound von „Jaded“ zu legen. Beim Schreiben der neuen Songs konnte ich auf das Know-how von drei Jahren intensivem Schreibens und Produzierens zurückgreifen und hatte außerdem eine ziemlich klare Vorstellung davon, wo ich uns in den nächsten fünf Jahren sehe.

Mit den neuen Leuten gibt es ja bestimmt auch neue Einflüsse. Was findest du nun in den neuen Songs, was vorher vielleicht nicht da war?
Durch die Konzerte, die wir spielen, die Erfahrungen, die wir miteinander teilen und die gemeinsam Entscheidungen, die wir treffen, arbeiten wir alle zusammen an einer Vision. Dafür braucht es Hingabe und Entschiedenheit. Ich denke, das hört man in den neuen Songs. Hinzu kommen die unterschiedlichen Wahrnehmungen und die daraus resultierenden Ideen, die von den Jungs kommen. Alex, unser Leadgitarrist, ist zum Beispiel ein ziemlicher Gitarren-Nerd, der auf verrückte Sounds und Soli steht. Für „Fever dream“ und „Remedy“ hat er die Soli geschrieben. So trägt jeder seinen Teil dazu bei und formt die Songs auf seine eigene Weise.

Nach der EP ist vor dem zweiten Album – wie sind da eure Pläne?
Es gibt schon wieder erste Songideen, an denen wir arbeiten. Allerdings haben wir noch keine Zeit gehabt, darüber zu sprechen, in welcher Form wir neue Musik veröffentlichen wollen. Ein Album verlangt ein ziemliches Commitment, sowohl zeitlich als auch finanziell. Die aktuellen Single-Auskopplungen funktionieren für uns ziemlich gut. Es kommen viele neue Leute auf Insta dazu, die über die Reels und Posts auf die Songs stoßen und uns folgen. Da stellt sich die Frage, ob das Single-Geschäft für uns und den aktuellen Stand der Band nicht die schlauere Lösung ist. Das steht aber noch in den Sternen und wird sich wahrscheinlich erst nach dem Sommer klären. Unsere Priorität liegt aktuell eher auf den Konzerten, weil wir dort beweisen können, was wir auf Spotify und Co. versprechen. Die Leute, die uns auf Konzerten zum Beispiel als Opener entdecken, haben bereits eine emotionale Erfahrung mit uns gemacht. Das ist extrem wichtig, weil wir hoffen, dass die Menschen uns langfristig auf unserer Reise begleiten und auf unsere Konzerte kommen.