POLAR BEAR CLUB

Foto

Die Eisbären sind los

Eine der Bands, die momentan in den USA für größeres Aufsehen sorgen, ist zweifellos POLAR BEAR CLUB. 2005 gegründet, startet das Quintett aus dem Bundesstaat New York dieser Tage richtig durch. Der Erfolg könnte sich demnächst auch diesseits des Atlantiks fortsetzen. Ebenso wie in den Vereinigten Staaten sind POLAR BEAR CLUB auch bei uns zu Lieblingen der Musikpresse geworden – die Verantwortliche des Ox und der Autor dieser Zeilen sind die besten Beispiele dafür. Die Europatour im Gefolge von The GASLIGHT ANTHEM war nun die erste Möglichkeit für die Band, sich auch hier einem breiteren Publikum vorzustellen. Durchaus mit Erfolg, bestätigt Sänger Jimmy Stadt beim Gespräch am Rande des Berliner Konzerts.

Natürlich ist die Rolle als Opener auf so einer Tour etwas undankbar. Kaum hat der Einlass begonnen, muss man schon auf die Bühne, oftmals vor fast leeren Sälen. Nach rund einem Drittel der Songs versammeln sich dann die ersten interessierten Konzertbesucher vor der Bühne. Aber das letzte Drittel des Sets von rund 30 Minuten war dann jeweils der Moment von POLAR BEAR CLUB auf der aktuellen Tour. „Bei den letzten Songs konnten wir bislang fast jeden Abend sehen, wie sich der Ausdruck der Leute von ‚Mal sehen, was die können‘ zu ‚Hey, das gefällt mir ja!‘ verändert hat“, erzählt Jimmy stolz.

Aber schon die Tatsache, in Europa auf Tour sein zu können, ist für eine junge amerikanische Band ein großer Schritt. Daher musste auch niemand lange überlegen, als die Band von The GASLIGHT ANTHEM nach Europa eingeladen wurde. Die Erwartungen an die ersten Auftritte außerhalb des nordamerikanischen Kontinents waren nicht zu hoch gesetzt. Die Tour ist eben eine Möglichkeit, Werbung in eigener Sache zu machen und dabei möglichst viele Leute für sich zu gewinnen. Dafür nahm man auch in Kauf, teilweise vor nur einer Handvoll Leute zu spielen und im besten Fall finanziell bei null rauszukommen. Aber POLAR BEAR CLUB, die sich übrigens nach einem SILENT MAJORITY-Song benannt und nichts mit Eisschwimmern zu tun haben, sind bereit, Opfer zu bringen.

„Wir waren letztes Jahr plötzlich am Punkt angekommen, an dem wir alles erreicht hatten, was wir als Freizeitband erreichen konnten. Also haben wir uns entschlossen, uns ganz der Band zu widmen, auch wenn dafür sichere Arbeitsplätze aufgegeben werden mussten“, fasst es der Frontmann zusammen. Bereits ein Jahr nach den ersten gemeinsamen Proben wurde 2006 eine viel beachtete EP veröffentlicht, um dann mit „Sometimes Things Just Disappear“ Anfang 2008 eines der meistgepriesenen Alben des Jahres nachzulegen. Die Musikpresse in den USA überschlug sich regelrecht mit Lob, allen voran die Kollegen von Alternative Press. Das Debütalbum wurde gleich zu nicht weniger als einem der frischesten und besten Post Hardcore-Alben aller Zeiten gekürt. Und, der Vergleich mit HOT WATER MUSIC, der die Band von den ersten Konzerten an begleitet, wurde endgültig gefestigt. Jimmy fühlt sich mehr als geschmeichelt davon, hat aber zuviel Respekt vor den Herren aus Florida, um den Vergleich selbst für angebracht zu halten.

Gleichzeitig erklärte auch das Onlineportal Myspace das Quintett zur Band der Stunde und sorgte so dafür, dass PBC über Nacht in aller Munde waren. Man kann von Myspace halten, was man will. Aber es ist verständlich, dass die Band voll des Dankes ist und es ernst meint, dass man ohne das Portal nicht so weit gekommen wäre.

Der positive Zuspruch seitens der Fans sowie der Medienlandschaft, mehrere erfolgreiche Touren in den USA und der bereits erwähnte Ehrgeiz führten dann zu der Entscheidung, sich neue Ziele zu stecken. „Auch deshalb, weil es für uns keine Herausforderung mehr bedeutet hätte, so weiterzumachen wie vorher. Ich glaube kaum, dass sich das positiv auf die Band ausgewirkt hätte. Eher wären wir Gefahr gelaufen, dass unser nächstes Album dem aktuellen zu sehr ähneln würde und wir als erste angefangen hätten, uns zu langweilen“, ergänzt der Sänger. Unter den Zielen, die sich die Band gesetzt habe, versteht er, weiterhin Musik zu machen und in Zukunft insbesondere das Touren intensivieren und vielleicht auch von der eigenen Kunst leben zu können.

Dabei wird auch deutlich, dass hinter diesem Ehrgeiz, der die Band vorantreibt, nicht ein rockstarähnlicher Traum vom großen Geld und Ruhm steckt. Die Band fühlt sich wohler, wenn sie 10 Konzerte in kleinen ausverkauften Clubs vor 150 Leuten spielt, als bei einem großen Konzert vor 1500 Fans. „Wenn eine Band erfolgreicher wird, werden immer weniger Shows vor immer größerem Publikum gebucht. Das ist nicht das, was wir anstreben. Im Gegenteil, wir möchten so viele kleinere Auftritte wie möglich spielen können. Zum einen erhält man sich so den Geist von Punk, Hardcore und unsere DIY-Mentalität, und zum anderen sehen wir uns definitiv als eine Live-Band. Wir wüssten nicht, was wir den Rest des Jahres machen sollten, wenn wir einmal für einen Monat auf Tour gehen und ansonsten von irgendwelchen Albumverkäufen leben würden.“

Dass die Band großen Spaß hat auf der Bühne, sieht man sofort. Dennoch wird man im Anschluss an diese Tour und einige Konzerte in den USA als nächstes im April den Van mit einem Tonstudio vertauschen, um den Nachfolger des erst vor einem Jahr erschienenen Debütalbums einzuspielen. Obwohl noch kein einziger Ton aufgenommen ist, wurde das Zweitwerk von Alternative Press bereits zum „am meisten erwarteten Album des Jahres“ gekürt. Und das in einem Jahr, in dem so unterschiedliche Größen wie PROPAGANDHI, AFI, NOFX oder BAD RELIGION mit neuem Material aufwarten werden. Da ist es nur natürlich, dass das einen gewissen Druck mit sich bringt. Allerdings sei der auch beim Album davor präsent gewesen, ohne dass sich die Band davon beeindrucken ließ. Zudem habe sich die Arbeitsweise durch die Besetzungswechsel seit der EP verändert. Mittlerweile arbeiten alle gemeinsam an neuem Material und ergänzen sich dadurch. So sind während der letzten Tourneen mehr als genug neue Songs für ein neues Album entstanden.

Erscheinen wird das neue Album bei Bridge Nine Records, bei denen POLAR BEAR CLUB Ende letzten Jahres unterschrieben haben. „Sometimes...“, das ursprünglich auf dem kleinen, feinen New Yorker Label Red Leader Records erschienen war, wird bereits jetzt über Bridge Nine vertrieben. Jimmy freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Plattenfirma. „Wir sind sehr froh über die Zusammenarbeit mit Bridge Nine. Die familiäre Atmosphäre fühlt sich gut an, und zudem sind wir selber Fans von einigen Bridge Nine-Bands.“

Zwischen Aufnahmen und Veröffentlichung sind für den Sommer weitere Headliner- und Support-Touren in den USA geplant. Und wenn alles klappt, möchte man so schnell wie möglich wieder nach Europa kommen, dieses Mal dann als Headliner auf kleiner Clubtour.