PACK OF WOLVES

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Costner-Fans unter sich

Den Schlossberg mit dem Uhrturm und die nahegelegene Murinsel wird die Grazer Band wahrscheinlich wie ihre Westentasche kennen, nun schickt sich die frisch gebackene Lockjaw-Combo also an, das Vereinigte Königreich zu erobern. Soviel Ehrgeiz kommt nicht von ungefähr, denn das Quartett hat mit „A Nice Black Suit“ ein Postcore-Album eingespielt, welches eher nach Spätwerk klingt als nach dem Debüt. Lediglich das Ungestüme haben die Wölfe um den gesprächigen Drummer Thomas Benke der Sturm-und-Drang-Ära entliehen.

Wie seid ihr zu dem Deal mit Lockjaw gekommen und wie ist es so, Labelmates von den DONOTS zu sein?

Das kam für uns total unerwartet. Wir haben Lockjaw Records auf MySpace geaddet und Syd Emery gefiel das, was wir machen, daraufhin schickten wir ihm unsere EP „Intimacy Is A Serious Danger“. Er bot uns an, mit ihm zusammenzuarbeiten, und kurze Zeit später unterschrieben wir den Vertrag für unser Debütalbum. Dass die DONOTS auch auf Lockjaw Records sind, ist sicherlich von Vorteil für uns, da das Label und somit auch wir dadurch etwas mehr ins Rampenlicht gerückt werden. Bisher hat sich für uns allerdings wenig verändert, eine gemeinsame Tour oder Ähnliches wäre natürlich super.

Habt ihr euren Bandnamen einer Fabel von James Thurber entlehnt? Oder seid ihr verkappte Wolfsschützer?

Weder noch. Kurz nachdem unser Sänger dazugekommen war, hießen wir noch WATERWORLD. Da es aber schon mehrere Bands desselben Namens in Österreich gibt, änderten wir den Namen in PACK OF WOLVES, in Anlehnung an einen anderen Kevin-Costner-Film.

Eine texanische Metal-Band, ebenfalls 2006 gegründet, hört doch aber auch auf den neuen Namen, ärgert man sich über so was?

Natürlich haben wir versucht, einen Namen zu finden, der nicht schon „vergeben“ ist, was aber bei der großen Zahl von Bands quasi unmöglich ist. Nachdem wir nicht im gleichen Genre beheimatet sind und nicht einmal auf dem selben Kontinent leben, macht uns das auch nicht wirklich etwas aus. Von Nachteil ist allerdings, dass wir mitunter verwechselt werden, so besteht die Bandbiografie auf der Internetseite last.fm aus einer Kombination unser beider Biografien, und in einem Review wurde unser neues Album „A Nice Black Suit“ den Texanern angedichtet. Damit werden wir aber wohl leben müssen.

Ihr haltet euch relativ bedeckt, was moderne Medien angeht. Ist es eine bewusste Verweigerungshaltung oder lediglich Trägheit?

Wir sind sehr wohl in den neuen Medien vertreten, von MySpace über YouTube bis Facebook ist alles vorhanden. Ein Musikvideo scheiterte bisher an den finanziellen Möglichkeiten, ist aber mittlerweile in Arbeit. Nur auf eine eigene Homepage haben wir bislang verzichtet, da es für die Fans ohnehin viel einfacher ist, über die Social Networks mit uns in Kontakt zu bleiben.

Worauf legt ihr euren Fokus dann, wenn’s die Medien nicht sind? Was ist euch als Band wichtig?

Unser Fokus liegt auf der Musik. Wir sind schließlich keine Marketingagentur, sondern eine Band. Überhaupt finden wir, dass heutzutage viele Bands viel mehr Wert darauf legen, sich zu vermarkten, als gute Musik zu machen. Darüber hinaus sind wir eine leidenschaftliche Live-Band. Wir sind der Meinung, dass sich die Qualität einer Band erst auf der Bühne zeigt und nicht auf irgendwelchen Internetseiten oder anhand optischer Merkmale. Wenn wir ein Konzert spielen und es schaffen, die Leute mitzureißen und zu begeistern, dann haben wir unser Ziel erreicht.

Welche Bands aus Graz sollte man kennen und wie sieht die Szene so im Allgemeinen aus?

Graz ist eine relativ kleine und verschlafene Stadt, hat aber eine sehr aktive und umtriebige Szene, vor allem in Sachen Punk und verwandten Spielarten. Als junge Band findet man leicht Möglichkeiten, Konzerte zu spielen, es gibt einige Studios in der Stadt und auch Proberäume sind vorhanden. Die wohl bekannteste Grazer Band sind RED LIGHTS FLASH, sie waren die altgedienten Haudegen der Szene und der Standard, an dem sich neue Bands messen lassen müssen. Aus der Polit-Hardcore-Ecke sind vor allem THE PLAGUE MASS zu nennen, die gerade ein neues Album veröffentlicht haben. 100% COTTON sind eine junge aufstrebende Punkband, die politische Texte mit catchy Melodien verbindet. Und natürlich sind da auch noch die altbekannten THE INCREDIBLE STAGGERS, tanzbarer Sound für alle Sixties-Garage-Enthusiasten.

Wo liegen textlich eure Schwerpunkte? Seht ihr euch in der Tradition bestimmter Bands?

Die Texte sind mehr oder weniger das stark komprimierte Tagebuch unseres Sängers, der damit Todesfälle in seiner Familie einerseits und die gescheiterte (Fern-)Beziehung mit einer Amerikanerin andererseits aufzuarbeiten versucht. Es geht also im Grunde genommen um Vertrauen, Verlust und Sehnsucht – um sehr Persönliches also, was aber auch eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzt. Im Bestfall kann sich jeder in die jeweiligen Texte hineindenken, weil er oder sie so was schon so oder zumindest so ähnlich erlebt hat. Musikalisch sind unsere Einflüsse breit gefächert, vor allem sehen wir uns in einer Tradition mit Bands wie THE BLOOD BROTHERS, THESE ARMS ARE SNAKES, THE BRONX, ... TRAIL OF DEAD, die allesamt rotzige und immer innovative Musik machen. Aber auch mit ein paar alten Haudegen wie REFUSED, FUGAZI oder AT THE DRIVE-IN fühlen wir uns durchaus verbunden.

Wo und mit wem wurde „A Nice Black Suit“ aufgenommen und inwiefern ist der Titel programmatisch?

Das Album entstand in den Stress-Studios in Graz, aufgenommen hat uns Tom Zwanzger. Wir hatten schon „Intimacy Is A Serious Danger“ bei ihm aufgenommen und schon bei anderen Projekten mit ihm zusammengearbeitet. Er kannte unsere Arbeitsweise und wir seine und es war deshalb naheliegend, wieder mit ihm zu arbeiten. In Graz aufzunehmen, wo wir alle leben, war natürlich auch von Vorteil, weil es einmal die Kosten senkt und es auch nach einem langen Tag im Studio angenehm ist im eigenen Bett zu schlafen. Gemastert wurde „A Nice Black Suit“ übrigens bei Alan Douches in den West West Side Studios in New York. Der Titel „A Nice Black Suit“ stammt aus einer Textzeile des ersten Songs auf dem Album. In „On my phone and knees“ heißt es: „I’m wearing my depression like a nice black suit“ – ein Spiel mit den eigenen Gefühlen und wie man sie nach außen darstellt. Das hat uns gefallen und kehrt als Motiv immer wieder.