ORANGE

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Sweet little sixteen to eighteen

Dass Hellcat Records eine neue Band unter Vertrag nimmt, ist an und für sich nichts Ungewöhnliches. Vor allem in den letzten Jahren hat das Label von Tim Armstrong (RANCID/TRANSPLANTS) und Brett Gurewitz neben seinen Zugpferden RANCID und DROPKICK MURPYHS eine Menge interessanter Bands gesignt. Ungewohnt an dem jüngsten Hellcat-Signing ORANGE ist aber, dass diese Band einerseits noch nie eine Tour gespielt hat und andererseits die ORANGE-Mitglieder alle zarte 16 bis 18 Jahre alt sind.

Während andere Damen und Herren ihres Alters sich durch die Highschool quälen und die Jugend diesseits des großen Teiches sich an den ersten LK-Klausuren versucht, pfeifen Jack Berglund (Gitarre, Gesang) und seine drei Bandkollegen Zak, Joe und Mike auf den Schulbesuch. ORANGE schreiben lieber griffig-poppige Punksongs, die mal an RANCID, mal an GREEN DAY, etwas an die SEX PISTOLS, WEEZER und mal an die FOO FIGHTERS erinnern. Mit der Entscheidung scheint man im Hause Berglund auch mehr als glücklich zu sein: „Oh yeah, fuck school!“ krächzt der just aufgestandene ORANGE-Sänger jedenfalls in den Hörer.

Nachdem der Jungspund vor elf Jahren mit seinen Eltern von London nach Los Angeles siedelte, lernten sich Joe und Mike 2001 dort kennen und gründeten die Band. Vier Jahre später bekam Tim Armstrong über Umwege ein Demotape in die Finger, schaute sich die Band live an und signte sie. „Insgesamt haben wir gute drei Jahre an unserem Debüt gearbeitet. Ich habe alle Songs geschrieben. Manche im Alter von 14, andere im Laufe der letzten drei Jahre, also mit 15, 16 und so weiter.“ Früh übt sich, wer ein Meister werden will.

„Welcome To The World Of Orange“ ist jedenfalls ein gutes Album geworden, mit dem die Band das Rad zwar nicht neu erfindet, die Einflüsse der genannten Bands aber zu einem schönen Mix verbindet. Der Opener „Hollywood“ beispielsweise ist ein schöner, tanzbarer Pop-Punk-Song, während „Affirmation song“ – und hier vor allem der Gesang – sehr an RANCID und Tim Armstrong erinnert. Ein sehr eingängiger Song also, der Streetpunk gelungen mit Pop-Elementen vereint. „Ich denke, dass Hellcat Records uns die Möglichkeit gibt, viele Shows mit guten Bands des Labels zu spielen. Darüber hinaus hoffe ich, dass wir es schaffen werden, jedes Jahr ein neues Album zu machen. Vielleicht schaffen wir es ja, eines Tages eine Inspiration für unsere Hörer zu sein, was mich wirklich freuen würde. Ich habe jetzt schon zwanzig Songs für unser zweites Album geschrieben. Sicher, es werden nicht alle auf dem Album landen. Meine neuen Songs tragen sehr viel Hoffnung in sich und ich hoffe, dass ich mit ihnen mein Inneres noch weiter nach außen kehren kann, als ich es mit den Songs von ‚Welcome To The World Of Orange‘ getan habe“ erzählt der 17-jährige Irokesenträger, erstickt im nächsten Moment aber jeglichen Glauben daran, dass er mit den Songs des ersten Albums vielleicht doch nicht ganz zufrieden sei.

„Oh nein, ich bin sehr stolz auf unser Debüt, mir macht das Album großen Spaß. Ich finde sogar, dass das Album das optimistischste Album der letzten zwei Jahre ist. Jeder Song vermittelt in meinen Augen Hoffnung und Freude. Ich bin in meinem Leben durch Hochs und Tiefs gegangen und viele dieser Momente haben mein Songwriting inspiriert. Dabei habe ich vor allem gelernt, dass man in dunklen Momenten nie vergessen sollte, dass es weitergeht und dass es doch ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Ich weiß, das klingt hochtrabend, weil ich nicht einmal volljährig bin. Aber glaub mir, ich hab vieles in meinem Leben erlebt. Teilweise Dinge, die andere niemals erleben werden. Deswegen ist ‚Welcome To The World Of Orange‘ ein sehr persönliches Album, zu dem viele Menschen eine Beziehung aufbauen können, hoffe ich.“

Wenn man ihm so zuhört, mag man meinen, dass er, böse gesagt, noch etwas grün hinter den Ohren ist. Vergisst man aber mal das Alter des Sängers und seiner Band, dann spricht hier letztlich jemand, dem es mit seiner Musik ernst ist und dem es nicht um simple Effekthascherei und schnellen Ruhm geht. Generell werden ORANGE für mein Gefühl gerne etwas unterschätzt und viele vergessen, dass unlängst auch große Firmen Interesse an der Band hatten. „Epic und Geffen wollten uns unter Vertrag nehmen und über einen Majordeal haben wir anfangs auch nachgedacht. Aber mit der Band ist es uns ernst. Ich will mein Leben lang Songs schreiben und Musik machen. Deswegen will ich nicht, dass ORANGE als eine Band von vielen auf einem Major untergeht oder gar als One Hit Wonder verheizt wird.“

Allein als das Gespräch auf Lieblingsbands kommt, könnte man meinen, dass sich der gebürtige Engländer etwas sehr von dem Hype hat anstecken lassen, den diverse Majors mit ihren „Punk“-Bands losgetreten haben. Denn ohne Umschweife schwört Joe Berglung auf SUM 41 als die Band, die ihn überhaupt dazu motivierte, eine Band zu starten. „Scheiß drauf, ständig werde ich schräg angeschaut, wenn ich das sage. Aber weißt du was, warum sollte man die Band nicht mögen dürfen, ihre Musik rockt und mir bedeutet sie eine Menge.“ Soweit, so gut. Man kann jedenfalls froh sein, dass ORANGE weder als die nächsten SIMPLE PLAN, also als hoch gehypte, glatt produzierte, als Punk getarnte Poprockband in die Geschichte eingehen, noch, dass sie auf einem der vier großen Majors unbeachtet untergehen. Denn für beides hat ihre Musik, wie ich finde, zu viel Substanz und Ehrlichkeit.