OBEYER

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Neustart

Anfang September erschienen OBEYER gefühlt aus dem Nichts und nun haben sie bereits ihr Debütalbum „Chemical Well“ veröffentlicht. Tatsächlich sind die vier Briten aber keine Neulinge, sondern waren 14 Jahre lang als LAY SIEGE unterwegs. Carl Brown (voc) und Lewis Niven (dr) erzählen uns, wieso es einen radikalen Neuanfang brauchte.

Euer letzter Release mit LAY SIEGE war 2015. Wieso gibt es erst jetzt neue Musik?

Lewis: Bis zur Pandemie haben wir das alte Material live gespielt, parallel und danach viel geschrieben. Wären wir 2019 ins Studio gegangen, hätten wir ein Ergebnis gehabt, das halb nach LAY SIEGE und halb nach OBEYER geklungen hätte.
Carl: Wir hatten Zeit, mit etwas Distanz auf unsere Songs zu blicken, und waren sehr ehrlich miteinander. Mit vielem waren wir nicht zufrieden, haben einiges verworfen, manches abgeändert. Früher haben wir manchmal Lyrics am Tag vor den Aufnahmen getextet, jetzt wollten wir erst wieder etwas veröffentlichen, wenn wir uns wirklich sicher sind, dass es uns auch in ein paar Jahren noch genauso gut gefallen würde. „Chemical Well“ haben wir im Herbst 2023 aufgenommen, es hat aber nicht mehr LAY SIEGE repräsentiert. Deshalb entschieden wir uns für ein komplettes Rebranding. Als das stand, haben wir Labels angeschrieben und waren überrascht, als sich 3DOT positiv zurückmeldeten.
Lewis: Wir wollten die Labels als neue Band mit neuem Namen ansprechen. Sie sollten nicht denken: Oh je, LAY SIEGE schon wieder. Und jetzt geht alles so schnell, dass wir sogar beschuldigt wurden, Industry Plants zu sein.

Wieso passt der Name OBEYER zum neuen Konzept?
Carl: Weil kein anderer passte, haha! Ich habe meine Wurzeln im Death Metal, da wären mir zig Namen eingefallen, aber in unserem Genre ist das schwierig. Wir hatten eine Liste von bestimmt dreihundert, teilweise ganz furchtbaren Ideen.
Lewis: Dann saßen wir zusammen in einem Pub und David, unser Bassist, hat OBEYER vorgeschlagen. Das war so ein Moment, wie wenn man ein Hochzeitskleid anprobiert und sofort hin und weg ist.

Ihr seid auf Siebensaiter-Gitarren umgestiegen. Wann habt ihr gemerkt, dass es mehr Saiten braucht?
Lewis: Carl, ich glaube, du hast Jamie dazu genötigt, weil du in immer tieferen Tonarten geschrieben hast, haha!
Carl: Ja, es ist schon ein Running Gag, dass ich ständig gesagt haben soll: Spiel das tiefer und schneller! Ähnlich war das mit dem Cleangesang. Jamie hat einmal, als wir unterwegs waren, den Fehler gemacht, etwas zu singen. Das muss schon sieben Jahre her sein, aber seitdem haben wir ihn damit aufgezogen, dass er auf dem nächsten Release singen muss. Wir haben uns diesmal auch mehr von Post-Metal, Post-Rock und Elektro inspirieren lassen. Eigentlich hören wir ganz unterschiedliche Musik, es gibt kaum Bands, die wir alle mögen, nur bei MESHUGGAH und THE ACACIA STRAIN sind wir uns einig.
Lewis: Es hilft außerdem, dass wir alle neun Jahre mehr Erfahrung an unseren Instrumenten haben.
Carl: Und wir sollten hervorheben, dass sich Jamie beigebracht hat, zu Hause Demos in guter Qualität zu produzieren.