MULETRAIN

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Spanische Eseleien

Eine der mitreißendsten Platten seit POISON IDEAs „Feel The Darkness“ ist das „Demolition Preaching“-Album von MULETRAIN aus Madrid: Ein brachiales Meisterwerk, aus dem man oben genannte Band ebenso heraushören kann wie MOTÖRHEAD und DISCHARGE. Dazu kommt noch diese gewisse Prise gefährlichen Punkrocks, wie man ihn einst bei AEROBITCH schätzte, und das kommt nicht von ungefähr: MULETRAIN sind die direkte Nachfolgeband. Angefixt von einem lausig besuchten Konzert in Köln mailte ich wenig später der Band ein paar Fragen, die Mario Rivière beantwortete.

Ich habe euch in Köln gesehen und muss sagen, dass ich sehr beeindruckt war: Wirklich kraftvoller Old-School-Hardcore wie aus den 80ern. Ist das die Sorte Kompliment, die du gerne hörst?


„Selbstverständlich! Wir sehen uns aber selbst nicht als Hardcore-Band, ich schätze, wir befinden uns eher in der Schnittmenge von Hardcore, Punkrock und gutem Metal. Aber alle von uns mögen guten alten Hardcore wie von BLACK FLAG, DEAD KENNEDYS, BIG BOYS, CIRCLE JERKS, FEAR, MINOR THREAT oder ADOLESCENTS. All diese Bands und noch viele andere zählen zu unseren absoluten Favoriten, deshalb vielen Dank an sie!“

Deine Top-5-Alben aus der Zeit von 1982 bis 1992?

„Schwierige Frage ... Vielleicht ‚Blood Guts And Pussy‘ von den DWARVES, ‚Feel The Darkness‘ von POISON IDEA – ‚We Must Burn‘ ist mein eigentlicher Favorit, aber die ist von ‘93 –, ‚Wild In The Streets‘ von den CIRCLE JERKS, ‚Plastic Surgery Disasters‘ von den DEAD KENNEDYS, „Vulgar Display Of Power“ von PANTERA, ‚Another Wasted Night‘ von GANG GREEN, ‚The Axeman‘s Jazz‘ von den BEASTS OF BORBON ... Das sind die, die mir gerade einfallen.“

Anscheinend spielst du gerne Cover-Songs. Welche spielst du am liebsten und warum?

„Wir haben einige Sachen von POISON IDEA, HÜSKER DÜ, MODERN LOVERS und DEAD KENNEDYS gespielt, ein paar habe ich bestimmt vergessen. Die aktuelles Coverstücke sind ‚Ain‘t no feeble bastard‘ von DISCHARGE, ‚Rise above‘ von BLACK FLAG und ‚Territorial pissing‘ von NIRVANA. Coverstücke sind gut zum Partymachen, wenn du in einer unbekannten Band spielst wie wir. Außerdem macht es Spaß, Cover zu spielen, und ist eine Ehrerbietung an die Bands, die wir mögen.“

Kannst du uns einen kurzen Überblick über die Bandgeschichte geben? Wer spielt in der Band? Wie, wann, und warum habt ihr euch zusammengefunden?

„Nacho, Bass, Ivar, Leadgitarre, und ich probten mit einem anderen Schlagzeuger einen Tag nach der Auflösung von AEROBITCH. Ich kann mir wirklich schlecht Daten merken, aber es müsste jetzt so drei Jahre her sein. Dann kam Servan als neuer Schlagzeuger in die Band, der bis dahin in einer Hardcoreband namens MILK FICTION spielte.“

Legale oder illegale Drogen: Was bevorzugst du?

„In diesem Bereich bin ich nicht so bewandert. Ich trinke gerne Bier, bin verrückt nach Kaffee, und rauche eine Menge. Aber ich fixe oder schniefe nichts. Gott sei Dank, denn ich bin schon ein echter Suchtmensch.“

Wie waren die bisherigen Reaktionen auf das Album?

„Wir bekamen enthusiastische Kritiken von Leuten, bei denen wir nicht damit gerechnet haben. Einige mögen die Platte, andere hassen sie. Ich weiß, dass wir keine einfache Band sind, ich komme mit einem gespaltenen Meinungsbild klar.“

In welchen anderen Bands spielst du? Ich habe etwas von einer Verbindung zu CAPITAN ENTRESIJOS gehört.

„Wir sind auf dem gleichen Label, das ist alles. Aber CAPITAN sind cool. Neben MULETRAIN spiele ich noch bei den MIGHTY CHINGALEROS und WOUNDED PENIS ALOYSIUS.“

Was zum Teufel ist ein „mule train“?

„Das Wort haben wir aus einem alten Frankie Lane-Song, und fanden heraus, dass es auch der Name eines Militärflugzeugs ist. Wir mochten den Klang des Namens, er hat aber nicht wirklich eine tiefere Bedeutung.“

Gibt es zur Zeit viele Hardcore-Bands in Spanien? Mir kommt es so vor, als ob alle Bands, von denen ich höre, Indie-Rock oder Rock‘n‘Roll spielen.

„Ich kenne mich nicht so gut in der Hardcore-Szene hier aus, wir haben mehr Verbindungen zur Punkrock-‘Community‘. In diesem Bereich gibt es eine unglaubliche Anzahl von großartigen, leider fast überall unbekannten Bands. Die Probleme sind zu wenig Publikum – ausgenommen das Baskenland –, fehlende Auftrittsmöglichkeiten, keine Labels und Fanzines, etc. Hier ist anscheinend nicht mehr viel los, vielleicht können wir die Menschen wieder etwas aufrütteln.“

Es ist bedauerlich, dass sich AEROBITCH so kurz vor dem Durchbruch aufgelöst haben. Was denkst du jetzt darüber? Hast du noch Kontakt zu Laura, was macht sie gerade?

„Natürlich habe ich noch Kontakt zu ihr, schließlich leben wir zusammen! Das einzige, was ich dir sagen kann, ist, dass sie zu viel arbeitet. Ich hoffe wirklich, dass zukünftig ihre Musik von sich reden machen wird. Es war verdammt schade, als AEROBITCH sich auflösten, aber ich bin kein in der Vergangenheit lebender Mensch. Ich bin verdammt stolz auf das, was wir erreicht haben und darauf, dass sich viele Leute an die Band erinnern, also haben wir irgendwas richtig gemacht. Ich glaube nicht, dass AEROBITCH im kommerziellen Bereich gut funktioniert hätten. Wir lassen uns bei unserer Arbeit nicht gerne die Entscheidungen abnehmen.“

Euer Presseinfo beschreibt euch als den „perfekten Soundtrack für ein Abbruchunternehmen“.

„Haha, niemand von uns geht täglich der Beschäftigung in diesem Business nach, aber wir tun unser Bestes, indem wir spielen und aufnehmen.“

Habt ihr irgendwelche Pläne wieder nach Deutschland zu kommen?

„Ich hoffe, dass wir es noch mal schaffen, hier zu spielen, und einige Termine stehen auch noch an. Aber es ist schon sehr schwierig, unsere Terminkalender aufeinander abzustimmen, wegen unserer verdammten anderen Jobs.“