MOSH MONSTER MÜNSTER VOL. IV

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Today: DECEMBER PEALS

Willkommen zurück in der wilden Untergrundszene Münsters! Heute wartet eine ganz besondere Band darauf, dass das strahlende Licht der Öffentlichkeit ihren Proberaum erhellt: Die DECEMBER PEALS. Die haben zwar ihren Ursprung in der DONOTS-Metropole Ibbenbühren, aber inzwischen besitzen alle Mitglieder dieses furiosen Punkrock-Quintetts ein Semesterticket der Universität Münster und haben es sich in hiesigen Wohngemeinschaften gemütlich gemacht. Aus einer solchen rief mich Sänger Andi an und wir plauderten über seine Band, andere Bands und den Zusammenhang von Bands und Regelstudienzeiten.


Ganz neu im Geschäft sind die DECEMBER PEALS nicht mehr. Bereits seit 1999 spielen sie unter diesem Namen, den Fans gerne und liebevoll zu "Peals" abkürzen. Spätestens seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Le Café Royal" (Beniihana, 2004) hat die Band überregional auf sich aufmerksam machen können. Dementsprechend lang ist auch die Liste der bisher gespielten Konzerte. Der zuletzt gespielte Konzertblock liegt allerdings schon weit in der Vergangenheit, denn im letzten Jahr gönnte man sich die viel gerühmte "Kreativpause", um neue Kräfte abseits des Tourtrubels zu sammeln und eine Generalüberholung des Sounds durchzuführen. Hieß es früher oft: "DECEMBER PEALS? Ist das nicht diese DONOTS-Kopie?", so ist heute dieser Vergleich in weite Ferne gerückt. "Ich weiß selber, dass wir dem DONOTS-Sound sehr nahe waren, und das lag wohl hauptsächlich an meinem Gesang", räumt Andi ohne Umschweife ein. "Allerdings haben wir uns nie bewusst an ihrer Musik orientiert. Es ist vielmehr so, dass man sich persönlich kennt und sich sehr sympathisch ist. Für uns war dieser Vergleich immer eher ein Kompliment, über das wir uns mehr gefreut als geärgert haben."

Trotzdem haben sie diese Ähnlichkeit mit den neuen Songs bewusst abgelegt. Die Fünf waren eben nie auf einen bestimmten Stil festgelegt, sondern spielen einfach das, "worauf wir Bock haben." Na klar, das machen wir auch, mag mancher Punkkapellenmusikant jetzt denken. Der Unterschied zu anderen Gruppen liegt einfach in der Qualität, die bei den DECEMBER PEALS hinten rauskommt. Die sehr fleißig probende Band hatte schon immer ein Händchen für kleine Hits. Ihr Sound ist grooviger geworden, hat mehr Druck und Beat. "Rock im Sinne von Rock", nennt Andi das. Die markanten Ohrwurmmelodien sind geblieben in den Songs, die teilweise sogar ein wenig Swing erahnen lassen.

Damit der neue Soundstatus direkt manifestiert werden kann, hat sich die Band ein Studio in ihren Proberaum gebaut. "Ob die Aufnahmen endgültig für ein neues Album verwandt werden, ist noch unklar. Wir haben zurzeit ja noch nicht mal jemanden, der das veröffentlichen würde. Klar ist nur, dass wir einen Haufen neuer Songs haben, mit dem noch in diesem Jahr irgendwas passieren soll", so Andi. Doch zunächst wollen sie endlich wieder raus und Konzerte spielen. In den kommenden Monaten werden sie dafür eine Tour zusammenstellen.

Generell nehmen die DECEMBER PEALS die Dinge einfach so, wie sie kommen. So mussten sie von Anfang an keine Demos verschicken. Auf dem kurzen Dienstweg gelangten die ersten Aufnahmen auf den Schreibtisch von Beniihana Records, die das Demo als EP veröffentlichten. Für diese und das darauf folgende Album erhielt die Gruppe sogar international viel positive Resonanz. Es war bereits von der "größten deutschen Nachwuchshoffnung" die Rede. Andi beruhigt: "Da denkt man schon: Hey, bleibt mal auf dem Teppich!". Aber ganz grundlos fliegen ihnen die Kritikerherzen nicht zu, denn sie investieren viel Energie. "Die Band ist uns allen schweinewichtig. Sie gibt mir persönlich sehr viel Halt und erfüllt auch die Funktion einer ordentlichen Therapie, wenn es dir mal schlecht geht. Die Hauptsache ist aber der Spaß an der Musik und miteinander. Wir sind praktisch eine Familie", beschreibt der Sänger den engen Zusammenhalt untereinander.

Weit in die Zukunft hätten sie nicht geplant, sagt Andi. Trotzdem falle es manchmal schwer, die wichtigen Dinge neben der Band unter Kontrolle zu behalten. "Wenn es um die Band geht, verschwende ich keinen Gedanken an die Uni, und das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass ich wohl nicht in der Regelstudienzeit fertig sein werde", erklärt Andi, der sich immer "pro Musik" entscheiden würde, wenn ein "Entweder-oder" im Raum stünde. Der 23-Jährige meint: "Wir planen nichts."

Aber falls doch der ganz große Erfolg an die Tür klopfen sollte, liegt ein Notfallplan bereit: "Wir wären alle sofort und ernsthaft dabei, und das ist sehr schön zu wissen." Wer diese sympathische und außergewöhnlich gute Band einmal live erleben durfte, kann sich vielleicht denken, dass dieser Plan nicht zwangsläufig dafür gemacht wurde, um in einer Schublade zu verrotten. Andi: "Schubladen findet man als Band doch eh scheiße."