MOON INVADERS

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Belgische Ska-Traditionalisten

THE MOON INVADERS lieben das Traditionelle und sind gleichzeitig eine der aktivsten und probierfreudigsten Ska-Bands Europas. Neben Doreen Shaffer, der „Grande Dame“ des Ska, standen sie schon mit Legende Alton Ellis auf der Bühne. Höchste Zeit einmal herauszufinden, was es mit der belgischen Ska-Szene auf sich hat und was die neunköpfigen MOON INVADERS außer Poker sonst noch so beschäftigt.

Wo kommt ihr her?

Matthew: Chicago, Belgien; viele von uns sind aus Belgien, ein paar aus Brüssel und ein paar vom Land. Die meisten von uns haben mehrere Nationalitäten. Mein Bruder Thomas und ich sind Halbamerikaner. Ein paar haben spanische, italienische oder auch portugiesische Wurzeln.

Du und dein Bruder seid die Sänger, funktioniert das gut bei euch beiden?

Matthew: Ja, es ist super. Ich denke, wir verhalten uns wie typische Brüder. Es ist dieses typische Familiending. Eine Art Hassliebe vielleicht.

Ihr behauptet ja, schon in der Wiege Ska gehört zu haben. Das kann ich kaum glauben ...

Matthew: Aber es ist wahr, auf jeden Fall halbwegs. Wir haben 2Tone gehört, ohne es zu wissen. Unsere Eltern haben so was gehört, und im Fernsehen kamen Videos von MADNESS und den SPECIALS. Ich kann mich ganz gut an das Album „The Rise And Fall Of Madness“ erinnern, das war 1983. Da war ich vier. Ich wusste nicht, dass es Ska ist.

Gibt es irgendwelche belgischen Musiker, die Einfluss auf euch haben oder euch wichtig sind?

Thomas: Bands aus Belgien? Nicht wirklich.

Was bedeutet die traditionelle Ska-Musik für euch?

Matthew: Sehr viel. Und was uns als Band sehr viel bedeutet, ist die Tatsache, dass die Musik aus Jamaika ihre Wurzeln in Amerika hat. Es kommt vom Rhythm’n’Blues und vom Jazz. Wir beschäftigen uns auch viel mit den älteren Sachen. Der traditionelle Ska ist da längst nicht die Grenze. Rhythm’n’Blues, Jazz, Soul, Funk, alles, was afroamerikanische Musik ist. Und dann natürlich Rocksteady und Reggae.

Als ihr damals den Kontakt zu Victor Rice in New York aufgenommen habt, wusstet ihr da, dass ihr mit ihm und keinem andern was machen wollt? Oder habt ihr auch nach einem Produzenten in eurem näheren Umkreis gesucht?

Thomas: Ich denke, wir wussten einfach, dass wir mit ihm arbeiten wollten. Wir haben uns erst mal gar nicht groß nach anderen Produzenten umgesehen. Wir wollten einfach probieren, ob wir es schaffen, dass er mit uns arbeitet.

Wie kam es zur Entscheidung, mal mit Legenden wie Doreen Shaffer oderAlton Ellis zu arbeiten?

Matthew: Der Erste, für den wir als Backingband gespielt haben, war Alton Ellis, der vor kurzem verstorben ist. Wir haben in einem Club in Belgien gespielt, dem Botanique. Die Leute da haben uns ein Budget zur Verfügung gestellt und uns angeboten, dass wir den Abend ganz nach unseren Vorstellungen gestalten könnten. Wir konnten also holen, wen wir wollten. Also konnten wir selber spielen, noch eine andere Band und dann wollten wir noch jemand richtig Großes dabei haben. Wir haben dann beschlossen, zu versuchen Alton zu bekommen. Das hat alles super geklappt und dann haben wir ihn auf der Bühne begleitet. Das mit Doreen Shaffer kam über Grover Records zustande, sie hatte zuvor ja schon Sachen für Grover aufgenommen.

Was bedeutet diese Erfahrung für euch und was, meint ihr, bedeutet es Doreen?

Matthew: Es ist einfach ein tolles Gefühl. Wir haben eine Menge gelernt, während wir mit ihr gespielt und aufgenommen haben. Jedes Mal, wenn wir mit so jemandem zusammen spielen, lernen wir etwas Neues, um irgendwie noch besser zu werden. Wir haben einiges mehr drauf als davor, wir sind dadurch vielseitiger geworden. Ich denke, Doreen ist auch glücklich, mal mit jemandem anderen als den SKATALITES zu singen.

Thomas: Wir haben mit ihr schon mal darüber geredet, sie scheint sich zu freuen, mit uns zu spielen und zu touren. Sie hat mit uns ja viel mehr Freiheiten, als wenn sie mit den SKATALITES spielt. Wenn sie mit denen auf Tour ist, dann kommt sie immer nur für drei oder vier Lieder auf die Bühne.

Was treibt Leute wie Doreen Shaffer oder die andern Urväter von Ska an, immer noch auf der Bühne stehen zu wollen und die Strapazen einer Tour auf sich zu nehmen?

Rolf: Das muss man sie eigentlich selber fragen. Ich denke, das ist ein Lifestyle, den sie haben. Die haben das einfach ihr ganzes Leben gemacht. Die sind wahrscheinlich auch alle Workaholics. Sie lieben es und sie brauchen es, das liegt ihnen einfach im Blut.

Ihr seid zu neunt – ist euer Line-up denn nun endgültig?

Matthew: Ja, es wird keine neuen Instrumente geben, auf jeden Fall nicht in nächster Zukunft. Obwohl, wir reden schon mal über Gastmusiker, und ab und zu noch jemand dabei zu haben, das ist immer eine gute Idee. Aber es ist noch nichts organisiert. Wenn wir auf Tour sind, dann reden wir immer viel über solche Sachen, weil wir eh nichts anderes zu tun haben. Wir spielen Poker und reden über unsere Zukunft. Es ist aber im Moment ein perfektes Line-up. Alle sind gut, alle haben ihren Platz in der Band. Jeder ist total wichtig, es ist perfekt.

Ihr wurdet schon mal als „Motor der belgischen Ska-Szene“ bezeichnet – zu Recht?

Matthew: Es gibt hier gar keine Szene, also gibt es auch keinen Motor. Es gibt nur uns und ein paar andere Bands, das ist völlig anders als in Deutschland. Es gibt Leute, denen die Musik gefällt, aber das sind keine Ska-Fans oder Leute aus der Szene. Das Publikum ist vielseitig. In Deutschland triffst du viel mehr Rudeboys, Rudegirls und Skinheads, also Leute, die eine Szene auch mitgestalten. In Belgien gibt es das überhaupt nicht. In Deutschland gibt es dann auch noch Leute, die praktisch nur im Bereich Ska arbeiten, wie bei Grover Records zum Beispiel. Diese Menschen stecken ihre ganze Leidenschaft da rein.

Welche europäischen Festivals sollte ein richtiger Ska-Fan auf keinen Fall verpassen?

Matthew: Das tschechische Mighty Sounds und das Riverside Stomp in Mainz. In Italien gibt es ein großes Reggae-Festival, das heißt Rototom Sunsplash. Dann der Summer Jam in Köln, und auch das Potsdam Ska Fest, das Dance Ska La Fest im französischen Rennes und natürlich das Rude Cat Festival in Girona in Spanien.

Und welche europäischen Ska-Bands gefallen dir?

Matthew: Ich liebe im Moment TWO TONE CLUB, die sind echt der Wahnsinn, und ich mag RUDE RICH AN THE HIGH NOTES, THE OBSESSIONS und natürlich THE BABOONZ, mit denen wir unsere erste Tour hatten. Das war super, die Jungs sind echt lustig. Auch die DUALERS sind toll, die beiden Sänger sind erstaunlich.

„Moovin’ & Groovin’“ ist als Albumtitel ja etwas unoriginell, finde ich ...

Matthew: Haha, wir hatten keine Zeit, das war der Grund. Wir mussten uns mit der Namensfindung sehr beeilen. Ich hab irgendwie sogar vergessen, wie wir zu diesem Namen gekommen sind. Ach ja, als wir das Album mehrmals durchgehört haben, ist uns aufgefallen, dass in vielen Songs „mooving“ oder „groove“ vorkam. Irgendwie war da ein Muster drin und dann haben wir es „Moovin’ & Groovin’“ genannt.

Rolf: Für das nächste überlegen wir uns wieder was Originelleres. Gerade gestern ist uns ein Name eingefallen. Mist, was war es gleich noch, haha ...

Ihr haltet euch bis jetzt sehr an den traditionellen Ska. Ist es das, was man von den MOON INVADERS auch in Zukunft erwarten kann?

Matthew: Das ist genau das, worüber wir uns nicht im Klaren sind. Genau darüber sprechen wir im Moment viel. Wir haben viele neue Ideen. Ich will nicht zu viel darüber erzählen, denn wir sind noch nicht hundertprozentig sicher, wohin sich das entwickeln könnte.