MONCHI

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Mal mehr, mal weniger

Er wog 182 Kilogramm. Die Springer-Presse verunglimpfte ihn als „Fett-Punk“ und „Dampfwalze gegen Nazis“. Nazis bedrohten ihn entweder mit Mordansagen oder machten sich lustig über ihn oder beides gleichzeitig. Dann kam der Lockdown. Alles fuhr runter. Jan „Monchi“ Gorkow, Sänger von FEINE SAHNE FISCHFILET, nahm sich eine Auszeit von allem und jedem. Und nahm ab. Bis zu 65 Kilo. Darüber hat er nun ein Buch geschrieben, „Niemals satt“, in dem er von früher und heute, von äußerer „Leck mich am Arsch“-Haltung und innerem Zweifel und überhaupt von seinem bisherigen Leben erzählt. Es geht um Musik. Um Politik. Um eine Band, die plötzlich im Rampenlicht steht, dessen Strahlen vor allem ihn, den breiten Frontmann, treffen. Und es geht vor allem ziemlich schonungslos und ehrlich zu. So wie man es eben von Monchi gewohnt ist – und wie er sich auch einmal mehr im Gespräch gibt.

Monchi, bislang haben wir uns bei Interviews immer über deine Musik und dein politisches Engagement unterhalten. Jetzt geht es erstmals um ein Buch, das du geschrieben hast. Wie ungewohnt ist das nicht zuletzt für dich?

Wenn mich irgendwann irgendwas an Interviews genervt hat, dann dass ich zu 90% immer die gleichen Fragen zu beantworten hatte. Insofern habe ich durch das Buch gerade Bock – zumal du auch erst der zweite Mensch bist, mit dem ich dazu ein Interview führe. Und es ist für mich echt komisch und ungewohnt. Auch weil ich für dieses Buch ja zum ersten Mal wirklich intensiv über mich und mein Leben nachgedacht habe. Ich habe gerade in den vergangenen zwei Jahren der Pause gemerkt, dass viele Sachen in meinem Leben zusammengehören und habe vieles hinterfragt. Nehmen wir etwa die Stelle, an der ich erzähle, was meine Mutter immer über mein Dicksein gedacht hatte: Sie war ja immer davon ausgegangen, dass ich deshalb gerne so fett gewesen bin, damit ich beim Fußball an „Dritten Halbzeiten“ teilnehmen konnte. Und ich fragte mich: Warum dachte sie das? Oder: Hat sie vielleicht recht? Warum war ich manchmal tatsächlich so scheiße? Das alles sind Fragen, die ich mir noch nie vorher gestellt hatte. Und das nun zu tun und in ein Buch zu packen, war und ist für mich neu.

Konzerte kannst du. Aber wie blickst du nun den Lesungen, die du angekündigt hast, entgegen?
Es ist eine neue Erfahrung. In jeder Hinsicht. Ich freue mich und finde es unheimlich interessant zu erfahren, wie die Leute das alles aufgreifen. Ich habe total Bock darauf – sonst würde ich es ja nicht machen. Aber ich habe auch richtig dolle Angst davor.

Inwiefern?
Es ist so: Natürlich bin ich stolz darauf, es geschafft zu haben, 65 Kilo abzunehmen. Ich habe so viel mehr über mich und meinen Körper gelernt. Sport ist jetzt riesig krass für meinen Kopf. Er ist mein Ventil geworden. Wenn ich früher Stress hatte, habe ich mich mit Saufen und Drogen weggeballert. Jetzt merke ich, wie geil Bewegung ist. Ich mache jetzt zwar nicht auf Straight Edger – Wegballern gibt es noch –, aber nur, wenn es mir gut geht. Jedenfalls hoffe ich das. Dennoch, mein großes Problem ist ja nach wie vor das Essen. Ich esse trotzdem noch gerne und bin jetzt kein Asket. Und das spreche ich auch im Buch an. Ich frage mich vor diesem Hintergrund: Wie kriege ich das alles hin, wenn ich wieder unterwegs bin? Ich liebe Naschen und bin ein Zuckerjunkie. Wie mache ich das mit dem Sport, kann ich den auch auf Tour durchziehen? Bislang habe ich das so stringent durchgezogen und habe so viel abgenommen. Aber ich hatte zwischenzeitlich auch schon mal wieder 20 Kilo zugenommen. Und meine Angst ist somit: Scheiße, was ist, wenn ich unterwegs bin und dann womöglich merke, ich bekomme das eben nicht hin? Habe ich dann hinterher wieder mehr drauf? In meinem Buch schreibe ich es: 78% aller Leute, die so viel abgenommen haben wie ich, haben das innerhalb von fünf Jahren wieder drauf – oder noch mehr. Und wenn ich mir vorstelle, ich habe bis September mit der Lesereise und allen Sachen um die Band, mit der wir wieder proben, nur noch ein paar Wochenenden frei, dann sollte ich lieber doch noch nicht alle XXXXXL-Shirts wegschmeißen. Denn vielleicht gehen die Lesungen wieder los – und ich sitze dann schon wieder in solchen Shirts vor den Leuten!

Die Angst vor dem Rückfall.
Ja. Ich habe große Angst, wieder einzubrechen. Klar, als ich 182 Kilo gewogen habe, habe ich mich auch wohl gefühlt. Aber jetzt, da ich weiß, wie es ist, 65 Kilo weniger zu wiegen, weiß ich eben auch, wie gut sich das wiederum anfühlt – und ich will definitiv nicht wieder 182 Kilo schwer sein. Das bedeutet, es ist ein ständiger Kampf für mich. Ein Kampf auf Langstrecke. Es ist schwer für mich, das richtige Maß zu finden. Ich muss mich einfach selbst austricksen. Und wenn Leute sagen, das schafft der nicht, auf der nächsten Tour wiegt der ja doch wieder 182 Kilo, ist das für mich der Ansporn dranzubleiben.

Im Buch liest man nun mehrfach, dass du dir um das, was andere Menschen über dich denken, eben keinen Kopf machst. Weder früher noch heute. Ist das wirklich so, geht das so einfach? In Interviews und nicht zuletzt durch dein Buch wird ja auch bewiesen: Du bist sehr reflektiert und machst dir durchaus einen Kopf. Du hinterfragst sehr viel.
Das mit dem „Ich mache mir keinen Kopf“ ist eher ein Habitus. Das schreibe oder sage ich vielleicht mal. Das führe ich aber gleichzeitig auch ad absurdum – und diese Ambivalenz ist mir klar. Ganz ehrlich ich würde mir sogar viel lieber viel seltener einen Kopf machen. Es gibt zwar Momente, in denen ich tatsächlich sage: Ach, scheiß drauf! Aber ich mache mir sehr wohl einen Kopf. Mein Kopf ist nie aus. Deshalb ist ja der Sport so wichtig für mich. Dadurch wir mein Kopf frei. Was ich letztlich damit meine, wenn ich sage, dass es mich nicht kümmert: Bei mir funktioniert es null Komma null, wenn Leute sagen, ich solle dieses oder jenes machen. Es muss immer von mir selbst kommen. Wenn mir jemand etwas vorschreibt, dann erzeugt das bei mir immer erst mal Abwehr.

Schlagen wir mal den Bogen zu der Szene, aus der du kommst und deren Teil du nicht zuletzt mit deiner Band bist – der Punk-Szene. Du erwähnst im Buch, dass in dieser Szene – und an ihren Orten wie etwa den Autonomen Zentren – alle gleich seien. Dass Äußerlichkeiten nichts zählen. Auch nicht, wenn jemand so viel wiegt wie du früher. Stimmt das tatsächlich?
Nein. Das ist natürlich totaler Quatsch – und ich hoffe auch nicht, dass das so rüberkommt. Es wird einem vielleicht eingeredet: Du kannst machen und aussehen, wie du willst. Aber da geht es sehr wohl um das Äußere, um einen Dresscode. Anders ist der Mensch nun mal nicht gestrickt. Einen gewissen Körperkult gibt es überall. Oder anders: Das ist menschlich und es menschelt überall. Und entsprechend wird auch in der Szene aufs Äußere geschaut. Mitunter sogar doller als anderswo. Und P.S.: Ich war nie Punk! Ich konnte nur ein Instrument – da ist Punk das Einfachste!

Mit deinem Buch sprichst du auch ein Thema an, das heutzutage – gerade in Zeiten der sozialen Medien – viel Raum einnimmt: Bodyshaming. Das Mobben von Menschen, die dem zweifelhaften Schönheitsideal der Gesellschaft nicht entsprechen. So wie du in der Vergangenheit.
Ja. Aber ich selbst war diesbezüglich immer eher Täter als Opfer. Wie oft habe ich schon Leute wegen ihres Körpers angegangen oder ausgelacht. Sowohl Typen, denen ich gesagt habe: „Ey, was bist du denn für ein halber Hahn?“ Als auch Frauen. Nur weil ich selber dick bin, heißt das nicht, dass ich mich nicht auch schon über Dicke lustig gemacht habe. Und nur weil ich jetzt 65 Kilo abgenommen habe, bin ich ja kein neuer Mensch, trage ich jetzt keinen Heiligenschein. In mir ist trotzdem noch so viel, wenn man so will, menschliche Scheiße. Andererseits war ich aber auch nie der Typ, der gesagt hat: „Hilfe, ich werde gemobbt!“ Ich finde es sogar eher geil, wenn mich jemand beleidigt und sagt: „Du fettes Schwein!“ Das führt bei mir auch eher dazu, dass ich alles noch viel, viel doller mache. Wenn es heißt „Nimm mal ab!“, dann fresse ich erst recht. Wenn es wieder „Du fettes Schwein!“ heißt, reibe ich den Leuten am besten meine verschwitzten Titten ins Gesicht. Ich fühle mich nicht als Mobbing-Opfer.

Trotzdem vermute ich mal: Diese Erfahrungen werden etwas mit dir gemacht haben – ebenso wie die Arbeit an deinem Buch.
Klar. Ich habe mich nicht zuletzt auch mehr mit diesem Thema auseinandergesetzt als früher. Und natürlich ist Bodyshaming schlimm! Wenn die Bild-Zeitung etwa über mich schreibt „Der Fett-Punk“ oder „Die Dampfwalze gegen Nazis“, wenn es also immer nur um meinen Körper geht, dann habe ich früher immer gesagt: „Egal, egal, egal!“ Aber wenn man sich das nüchtern und in Ruhe anschaut, dann merkt man natürlich, wie erbärmlich so was ist. Ich habe einfach vieles überspielt. Und ich bin jemand, der damit sehr offensiv umgeht.

Zudem bist du ein Mann. Macht das für dich einen Unterschied?
Ich denke, dass es Frauen da sicherlich noch mal beschissener haben. Ich kenne das doch von mir selbst. Auch wenn ich versuche, mich zu reflektieren – ich brauche da keinen auf Heiligen zu machen: Als Erstes schaue ich oft einfach nur aufs Äußere. Und weil sie bei Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ gemerkt haben, dass „divers“ sich gerade gut verkauft, bleiben solche Sendungen natürlich erbärmlich und machen etwas mit den Menschen. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Nichte mit so einer Scheiße groß wird ... Erbärmlich. Ich muss kein Psychologiestudium absolviert haben, um zu checken, dass das etwa mit Frauen macht. Ich habe außerdem das Glück, dass mir meine Eltern ein großes Selbstbewusstsein mitgegeben haben. Menschen, die so ein Selbstvertrauen nicht haben, tun mir leid.

Du warst – nicht nur in der Punk-Szene – für viele dicke Menschen sicherlich ein Role-Model. Ein Vorbild der Art: Man kann auch erfolgreich und cool sein, wenn man dick ist. Jetzt hat dieses Vorbild abgenommen – und ist womöglich kein Vorbild mehr.
Die können mich alle mal offiziell ficken. Genau darüber habe ich im Buch ja auch ein Kapitel geschrieben. Mir ist das einfach total latte. Wenn jemand fett sein will, soll er fett sein. So wie es jeder will. Aber genau das ist es, was mich wirklich abfuckt. Wenn mir jemand sagt: „Warum hast du so viel abgenommen? Du darfst nicht noch mehr abnehmen! Was ist denn mit deiner angeblichen Body-Positivity?“ Alter, ich freue mich gerade, dass ich mir meinen Arsch wieder abwischen kann! Oder wenn ich höre: „Du hast so viel abgenommen – du bist ein Verräter!“ Da könnte ich durchdrehen. Ich meine, ich wiege immer noch um die 120 Kilo. Und da gibt es ernsthaft Leute, die mich volllabern, dass ich wieder zunehmen soll ... Aber bei solchen Leuten merke ich dann wenigstens, dass es da draußen noch größere Dullis als mich gibt.

Das Problem: Du bist nun einmal eine öffentliche Person, ob du willst oder nicht.
So ist es. Und das beschreibe ich ja zum Beispiel in meinem Buch in dem Kapitel, in dem es um das Marteria-Video geht.

Zur Erklärung: Marteria bat dich, in seinem neuen Video mitzuspielen – und zwar zu einer Zeit, als dich noch niemand im dünneren Zustand gesehen hatte. Daraufhin warst du extrem verunsichert, ob und wie du das machen solltest – weil auf einmal nämlich alle Welt zum ersten Mal den „neuen“ Monchi gesehen hätte.
Genau. Als Marteria mich fragte, da wusste ich: „Scheiße! Jetzt musst du darüber nachdenken, wie du das öffentlich machst!“ Denn das Geilste an der langen Pause war für mich ja gewesen, auf Social Media nicht aktiv zu sein. Ich hatte ein ganzes Jahr lang nichts gepostet. Und das hatte ich keinen Tag bereut. Auf einmal aber musste ich einen Umgang damit finden – genauso wie mit dem Essen. Und da war es für mich letztlich total wichtig zu erkennen: Ich mache das für mich! Und nicht für die Leute bei Instagram. Ich poste da nicht, wie ich 20 Liegestütze mache, nicht mehr kann und wie ich dann schreibe: „Los, Leute! Pusht mich mal!“ Im Gegenteil. Ich konnte mir sicher sein, niemand weiß davon. Klar, ich hätte das ja auch ganz anders aufziehen können ...

Nämlich?
Ach, mir schreiben derzeit irgendwelche Leute, die Smoothies verkaufen oder die Fitness-Influencer sind: „Ey, Monchi, sag doch mal, dass wir das waren!“ Oder: „Wenn du in deinem Buch schreibst, dass du dieses und jenes gemacht hast, dann gebe ich dir Geld!“ Das war mit das Erste, was ich gehört habe, als bekannt wurde, dass ich ein Buch über das Abnehmen schreibe. Mit anderen Worten: Ich könnte mich gerade wirklich dumm und dämlich verdienen, weil das Thema Körper für alle ganz offensichtlich so präsent ist. Und wenn ich sage „Ich habe es ohne Operation geschafft, 65 Kilo abzunehmen“, dann würden mir die Leute eben erst recht alles abkaufen. Aber gerade deshalb war es für mich so wichtig, mich nicht auf das außen zu konzentrieren, sondern zu sagen: Ich mache das für mich – und dann schaue ich mal, was dabei rauskommt. Das war einer der Hauptgründe, warum ich das überhaupt geschafft habe. Weil mich einfach niemand beurteilt hat. Weil die Leute nicht sagten: „Oh, du siehst gut aus, du hast abgenommen.“ Nein, das Fundament zum Abnehmen habe ich nur legen können, weil ich all das nicht auf Social Media gespielt habe.

Man merkt, es prasselt unheimlich viel auf dich ein. Gibt es irgendeinen Schutzmechanismus, durch den du es schaffst, das alles auszublenden?
Normalerweise ist es für mich kein Problem, wenn mich die Leute an- oder vollquatschen. Nur wenn es irgendwann wirklich mal zu krass ist oder ich genervt und gestresst bin, dann weiß ich: Ich darf in diesem Moment nicht fressen oder saufen oder Drogen nehmen. Denn dann kacke ich ab. Das habe ich früher ständig gemacht. Jedes verdammte Wochenende. So was kann ich nur noch als Belohnung machen. Wenn es mir gut geht, ich entspannt und in einer geilen Runde bin. Und da hilft mir dann eben der Sport. Wie gesagt, der ist mein Ventil. Es hört sich vielleicht dumm an, aber jedes Mal, wenn ich bislang Sport gemacht habe, ging es mir hinterher besser. Letztlich muss ich lernen, einfach aus diesen Mustern auszubrechen. Und wenn es nur kleine Schritte sind. Ich bin ja kein gänzlich neuer Mensch. Aber nimm zum Beispiel unser Interview heute: Wir unterhalten uns gerade, während ich draußen unterwegs bin und mich bewege. Früher hätte ich bei so was irgendwo gesessen und gefuttert. Das mache ich jetzt also anders. Und ich schaffe es hoffentlich, das auch weiterhin anders zu machen. Ich hoffe, dass ich nun nicht mehr aus Frust saufe oder aus Frust esse. Dass ich in solchen Momenten verstehe: Ich habe gerade keinen Hunger, ich schiebe nur Frust, also mache ich lieber Sport.

Du schreibst an einer Stelle in „Niemals satt“: „Je mehr Ruhe ich habe, desto mehr glaube ich, dass ich vielleicht mal eine Therapie machen sollte“. Hast du die mittlerweile begonnen?
Es gibt so viele Sachen, über die ich beim Schreiben nachgedacht habe, teilweise zum ersten Mal überhaupt. Sachen, die sehr intim sind. Und das ist eine davon. Es war für mich ein sehr, sehr heftiger Schritt, das so zu äußern. Früher habe ich eine Therapie nämlich für Weichei-Scheiße gehalten. Da war das gar kein Thema. Was auch meiner Herkunft geschuldet war. So wurde ich geprägt. So wurde ich erzogen. Wobei ich damit nicht sagen will, dass meine Eltern das heute immer noch so einschätzen. In meinem damaligen Umfeld wurde das eben so gesehen. Und um die Frage zu beantworten: Nein, ich mache derzeit keine Therapie. Dieses Buch fühlt sich aber an wie der Anfang einer Selbsttherapie. Jedenfalls stelle ich mir das Gefühl so vor. Da ist noch so viel wegzudenken. Deshalb ist es wie in dem Buch beschrieben: Ich denke darüber nach.

Nun bist du bekannt als Mensch, der sehr direkt, sehr geradeaus spricht. Salopp gesagt, so, wie dir der Schnabel gewachsen ist. Wie hast du es letztlich überhaupt geschafft, aus deinen Gedanken ein derart stringentes, geordnetes Buch zu machen? Wie war es für dich, „Niemals satt“ zu schreiben?
Ich habe seit Jahren Geschichten aufgeschrieben. Seit langem schon. Wie ein Tagebuch. Und das habe ich nun auch weiterhin gemacht und dann überlegt, wie daraus ein roter Faden entstehen könnte. Dabei war es für mich wichtig, einen Lektor zu finden, der mich versteht und der mich anleiten kann. Mir hat es ja nicht an Storys gemangelt – ich habe sogar noch viel mehr abgegeben, als am Ende ins Buch reingekommen sind. Aber ich musste mich auf bestimmte Sachen konzentrieren und Dopplungen, Abschweifungen rauslassen. Und genau das hat mein Lektor Christian Neidhardt geschafft.

Wann kam dir denn zum ersten Mal der Gedanke, ein Buch zu schreiben?
Ich habe schon früher immer wieder mal mit unserem Booker darüber gesprochen, das alles, was ich da über die Jahre aufgeschrieben hatte, in einem Buch zusammenzufassen. Und dann, in der Bandpause, habe ich mich eben rangesetzt. Ich konnte dabei noch nicht mal absehen, dass es in dem Buch um meinen Gewichtsverlust gehen würde. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht und ich hätte es auch unmöglich planen können, nach dem Motto: So, jetzt nehme ich 65 Kilo ab und schreibe ein Buch darüber. Es hat sich wirklich so ergeben. Ich habe einfach Geschichten aufgeschrieben, in denen es um die Frage ging: Warum, verdammt noch mal, habe ich einen Body-Mass-Index von 50? Weshalb wog ich irgendwann 182 Kilo? Da kam ziemlich viel zusammen! Und alles andere kam schließlich hinzu.