Mit ihrem neuen Album „Songs For Faraway Lovers“ orientieren sich die MOJOMATICS stärker an klassischen US-Songwritern der Sechziger, sind sie ein gutes Stück gemäßigter als auf dem Debüt. Doch keine Sorge, wer sich damals für den knarzigen (Po-)Delta-Blues-Garage-Punk des venezianischen Duos begeistern konnte, muss sich hier zwar mit ihrer ruhigeren Seite beschäftigen, doch die zeigt ihre Qualitäten nur noch überzeugender. Matt und Dav beantworteten meine diesbezüglichen Fragen.
Im letzten Interview habt ihr gesagt, ihr würdet euch für das neue Album durch Musik US-amerikanischer Songwriter der 60er Jahre inspirieren lassen und euch insbesondere mit Bob Dylan beschäftigen. Nun, habt ihr das getan?
Matt: Natürlich, die Musik amerikanischer Songwriter gehört zu unseren wichtigsten Einflüssen. Dieses Album ist Folk- und Country-orientierter. Wir haben immer Rock’n’Roll gespielt und wir tun es noch, aber wir sind große Fans von Country-Sängern und so ist der Sound auf diesem Album eine natürliche Mischung unserer musikalischen Wurzeln.
Dav: Ja, wir haben im letzten Jahr viel Folk-Songwriter-Musik gehört, aber ich denke nicht, dass man die Einflüsse zu diesem Album darauf beschränken kann. Jede Art von Musik, die wir mögen und mochten ist Teil unserer Songs.
Weshalb habt ihr die beiden Traditionals „Stealin“ und „Hard travelin“ ausgesucht?
Matt: „Stealin“ ist ein Song der MEMPHIS JUG BAND, der 1928 aufgenommen wurde. Wir lieben den Sound, ich denke sie waren eine der ersten R’n’R-Bands überhaupt. Dieser Song wurde schon von vielen Bands und Musikern gecovert, wie den YARDBIRDS, Bob Dylan, Bob Seeger oder THE GRATEFUL DEAD und wir wollten es auf unsere Art machen. „Hard travellin“ ist ein Song von Woody Guthrie. Wir spielen ihn im Lonnie-Donegan-Skiffle-Stil. Wir haben uns entschlossen, ihn zu covern, weil der Text hervorragend zum Thema des Albums passt, das vom Reisen handelt, von harten Zeiten und davon, sein Zuhause zu verlassen.
Ich finde, dass sich euer neues Album deutlich vom ersten unterscheidet. Was hat sich geändert, was habt ihr geändert?
Dav: Bei diesem neuen Album konzentrierten wir uns sehr auf die Arrangements, wir versuchten, das Album sehr sorgfältig zu produzieren, im Studio die besten Sounds zu finden und sehr wählerisch beim Einspielen der Songs zu sein. Deshalb hat die Arbeit an diesem Album auch beinahe ein Jahr gedauert.
Fühlt ihr euch immer noch wohl mit den Möglichkeiten und Einschränkungen, als Duo zu arbeiten?
Matt: Wir hätten gerne ein neues Mitglied, vielleicht einen Keyboarder oder einen Bassisten, aber hier in Italien kennen wir keinen, der mit uns spielen wollte oder könnte.
Dav: Zu zweit zu sein ist aus vielen Gründen gut, es ist einfach und bequem, aber bei einem live Set merken wir manchmal, dass uns eine Person fehlt, die andere Instrumente spielen könnte. Ich denke, die Bühne ist der einzige Ort, wo wir gerne mehr als zwei Personen wären.
Euer letztes Cover wurde von Grego gestaltet, wer hat das neue gemacht?
Matt: Die Fotos und das Cover-Artwork sind von Antonio Campanella, einem großartigen italienischen Fotografen und Designer, der im Grafikstudio „Sons Of“ arbeitet. Er hat gute Arbeit geleistet, es sieht aus wie eine Modernisierung der Folkways/Bluesville-Cover.
Warum werden Punks, sobald sie über 25 sind, zu Sixties-Fans?
Dav: Glaubst du wirklich, dass es vom Alter abhängt, ob man Sixties-Musik hört? Vielleicht brauchen Teenager etwas Zeit zu entdecken, was früher wirklich „Punk“ war. Ich denke, die Punk-Attitüde kann in der Musik der 60er Jahre gefunden werden, in den Jahren davor und danach.
Matt: Ich bin der falsche Ansprechpartner für diese Frage, weil ich nie ein großer Punk-Fan war. Ich habe immer lieber 60er Garage Punk gehört und ich bin noch nicht mal 25!
Welche Alben habt ihr euch zuletzt gekauft? Und warum?
Matt: Ich mag Alternative Country im Moment sehr gerne. Ich hab mir die komplette Diskographie von UNCLE TUPELO gekauft, was für eine großartige Band! Und dann noch ein paar Klassiker, die mir noch gefehlt haben, wie die erste HOLLIES-LP – ich liebe die „British Invasion“ der 60er Jahre – und das neueste Album von Lonnie Donegan, es ist gut, aber nicht so gut wie die alten Sachen.
Dav: Ich hab vor kurzem ein paar frühe Neil Young-Sachen gekauft, ich mag die Art, wie er Songs geschrieben und arrangiert hat. Und eine Menge amerikanischer Folk- und Bluescompilations.
Eure Texte scheinen sehr klassische Themen zu haben, woher nehmt ihr eure Inspiration?
Matt: Wie schon gesagt, das Album handelt von Abschied und davon, von seinen Geliebten getrennt zu sein. Also waren Liebeskummer und Kummerliebe und all diese miesen Gefühle, die du am Morgen hast, wenn deine Liebe fort ist, Inspiration für das Album.
Dav: Unsere Songs sind hauptsächlich Liebeslieder mit einem melancholischen Touch. Ich denke, Musik hat viel mit Liebe zu tun.
Ihr habt im Sommer auch ein Video gerdreht
Matt: Ja, zu „No place to go“, bei dem die Crew von Slowboat Films gefilmt und Regie geführt hat. Das Video wurde auf dem Land gedreht, in schwarzweiß. Wir meinen, dass es das Gefühl der Band sehr gut transportiert. Es ist, als ob die BEATLES Country spielen würden! Es war purer Spaß! Die Slowboat Films Leute sind übrigens tolle Leute und sehr professionell.
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