MICO

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BEATLES Meets IRON MAIDEN Meets DUDEBUGGY

Wenn dieser Tage etwas nach, nun, „Emo„ riecht, macht man schon automatisch einen großen Bogen darum - und läuft Gefahr, einer guten Band damit Unrecht zu tun. MICO sind so ein Fall, und MICO rocken, MICO schreien, MICO sind Wut, Hoffnung, Verzweiflung in einem. Und außerdem fünf verdammt schlaue Jungs aus Kanada, die es wirklich verdient haben, mal etwas näher betrachtet zu werden. Wer nun absolut gar nichts mit dem Begriff MICO anzufangen weiß, dem lege ich nahe, den Bosstuneage-Sampler, der dem letzten Ox beilag, noch einmal auszupacken und sich den Song von MICO anzuhören. Ich unterhielt mich via Elektronikpost mit Johnny und Todd, aber lest selbst.

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Anzahl der amerikanischen Bands die der kanadischen um einiges übersteigt, der Anteil außergewöhnlicher Bands bei den kanadischen aber wesentlich höher ist. Wie steht ihr dazu?


Johnny: Ich denke auch, dass es ein paar überdurchschnittliche Bands in Kanada gibt, aber einige mehr in den Staaten, von denen halt nur noch keine Kenntnis genommen wurde. In den USA ist es viel schwieriger für Bands, die etwas anders klingen als der große Rest, auf Unterstützung oder gar Ansehen zu stoßen. Kanada hat jedoch eine viel kleinere Bevölkerung, was es um einiges einfacher macht, bemerkt zu werden, bzw. Aufsehen zu erregen.

Denkst du nicht auch, dass heutzutage viele Bands vorschnell die Bezeichnung „Emo„ erhalten, und dass diese Bands vor einigen Jahren einfach noch unter die Bezeichnung „Pop-Punk„ gefallen wären?

Johnny: Das Wort ‚Emo’ hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren und ist zu einem Marketingwerkzeug geworden. Pop-Punk, Emo, Rock das ist doch alles dasselbe. Musik ist entweder gut oder schlecht, so sehen wir das jedenfalls. Na ja, und wir versuchen halt gut zu sein.
Todd: Ich denke auch, dass von der eigentlichen Bedeutung des Wortes ‚Emo’ nichts mehr übrig ist. Man sollte diese Wort echt ein für alle Male begraben. Ich meine, was zur Hölle haben Bands wie NEW FOUND GLORY mit der eigentlichen Bedeutung von Emo zu tun?

Es ist ja nicht selbstverständlich, dass eine Emo-Band auch wirklich Emo ist, sprich auch mal wütend und aggressiv, oder nachdenklich und ruhiger ist. Ihr seid eine der wenigen Bands, die nicht nur rumheulen, sondern auch mal ordentlich auf die Kacke hauen. Wie kommt’s?

Johnny: Ja, das stimmt. Unsere Musik ist mal aggressiv, mal wieder sehr ruhig. Aber ich möchte betonen, dass wir keine Musik über irgendwelche Teenager-Probleme machen, oder irgendwelche Beziehungskisten besingen. Das überlassen wir lieber Marvin Gaye, der macht das um einiges besser, als all die bescheuerten dummen, notgeilen Bengel da draußen. Unsere Songs sind aber schon sehr emotional, nur bewegen wir uns halt ins Sachgebieten, die uns näher liegen, z.B. politische Themen, wie Rassismus, Sexismus, Kapitalismus, Schwulenhass etc.
Todd: Wir machen ja auch keine Musik, um dann in irgendeine Schublade gesteckt werden zu können, sondern schreiben einfach einen Song, wie wir denken dass er sein sollte, und da kann da auch schon mal was längeres, härteres oder ruhigeres bei rumkommen. Jedenfalls haben wir nicht viel mit den meisten Emo-Bands da draußen gemeinsam, das wäre auch die letzte Sparte, in die die Band gedrängt werden möchte.

Es passiert meines Erachtens nach nicht allzu oft, dass eine Band einen acht-minütigen Song konstruiert. Wie kam es denn bitte zu diesem Song „Horizon„?

Johnny: Es ist einer dieser Songs, die dich beim Zuhören in eine Art Trance versetzen, und bei dem man sowohl als Hörer, als auch als Musizierender immer tiefer in dem Song selber versinkt, bis er einen vollkommen aufsaugt, falls du verstehst, was ich meine. Dass er acht Minuten lang ist, hat sich einfach so ergeben...

Erwartet euch auf euren Shows ein spezielles oder das typische, gemischte Publikum?


Johnny: Alle möglichen Leute kommen da, und wir sind froh darüber, vor sehr gemischtem Publikum zu spielen.
Todd: Ich bin sehr stolz sagen zu können, dass viele Frauen auf unseren Konzerten sind, und das ist ja was sehr Gutes, da ja allseits bekannt ist, dass Frauen viel cleverer sind als Männer. Also müssen wir doch irgendetwas richtig machen, oder?!

Habt ihr eine Ahnung, wie viele CDs ihr hier durch Boss Tuneage verkauft habt? Sind die euch eine große Hilfe hier in Europa?

Johnny: Ich habe wirklich keine Ahnung, wie viele CDs wir in Europa verkauft haben, vielleicht 1.000, ich weiß es wirklich nicht. Aber bitte kauft eine, nachdem ihr das Interview hier gelesen habt! Boss Tuneage ist wirklich ein ganz großartiges Label, weshalb wir auch sehr froh sind, bei ihnen gelandet zu sein. Die helfen so vielen kanadischen Bands... Keine Ahnung, wo wir ohne sie wären.

Was ist der größte Fehler im Leben, den man niemals machen sollte?

Johnny: Ich denke das Schlimmste, was man machen kann, ist sich zu verschließen und nichts neues mehr lernen zu wollen. Also immer nur dasselbe zu machen, immer alles gleich zu machen und bloß nicht vom eingeschlagenen Wege abweichen. So wie es 80 % der Amerikaner tun.
Todd: Schlimm wäre es, sein Leben lang nicht das zu tun, was man gerne machen würde, sondern eher für andere lebt.

Was macht die Band zur Zeit?


Johnny: Wir sind zur Zeit im Studio, um unsere neue Scheibe aufzunehmen, die dann voraussichtlich am 1. April nächsten Jahres auf G-7 Welcoming Commitie herauskommt. Wir sind schon sehr gespannt!

Dann wird man euch doch wohl auch eines Tages hier in Europa bewundern dürfen, oder?

Johnny: Ja, eines Tages werden wir bestimmt mal nach Europa kommen, wir würden auch gerne mal die europäische Architektur sehen, das wäre mal sehr interessant für uns.