„Play first, think later“, lautet nach Gitarrist und Sänger Pontus Pilatus das Credo des schwedischen Death-Metal-Quartetts MIASMAL, das mit „Cursed Redeemer“ kürzlich auf Century Media sein zweites Album veröffentlicht hat. Und diesen Punk-Spirit verkörpert die Band, die auch aus Mitgliedern von AGRIMONA und MARTYRDÖD besteht, recht treffend. Auch wenn sie aus Göteborg kommen, klingen sie eher wenig eingängig, dafür umso räudiger nach Stockholm. Bandkopf Pontus beantwortet meine Fragen.
Pontus, bitte stell dich vor: Alter, Instrument, die erste gekaufte Platte, Anzahl der Katzen in deinem Haus, Veganer oder Fleischfresser?
32 Jahre alt, Gitarrist und Sänger in der Band MIASMAL. Meine erste selbstgekaufte Platte war „Prisoner In Paradise“ von EUROPE. Ich mochte sie ohnehin nicht wirklich, aber lieh mir zeitgleich die ersten drei METALLICA-Alben von meinem Bruder. So nahm alles seinen Lauf. Vegan lebe ich seit 13 Jahren, Katzen habe ich bei mir leider keine, aber meine Freundin hat zwei großartige Katzen.
Wie hältst du deine Bands auseinander? Soweit ich weiß, spielst du bei AGRIMONIA, MARTYRDÖD und MIASMAL ...
Richtig, aber das war noch nie ein Problem, um ehrlich zu sein. Ich schreibe die Musik für MIASMAL und AGRIMONIA. Mehrere verschiedene kreative Kanäle zu haben, macht es einfacher, fokussiert auf das zu bleiben, was man mit der jeweiligen Band vorhat, mit der man in dem Moment arbeitet. Ein Problem wäre nur, wenn die jeweiligen Tourpläne miteinander kollidieren, aber das ist zum Glück noch nicht vorgekommen.
Habe ich irgendein anderes Projekt vergessen?
Nee, das sind schon alle, in denen ich spiele. Obwohl: Ich tüftle zudem hin und wieder noch ein wenig an verschiedenem Kram in meinem Home-Studio herum. Elektronische Musik und Akustiksachen, allerdings nichts Offizielles.
Was verbindet deiner Meinung nach deine Bands?
Ehrlichkeit, Integrität, gutes Feeling.
Death Metal, Crust/D-Beat, Punk und Hardcore sind miteinander verwandt. Was verbindet diese Genres eher miteinander, mehr als dass es sie trennt?
Das hohe Maß an Energie und die Leidenschaft für laute, schnelle Musik. Ich glaube, dass die extremeren Punk-Alben der frühen Achtziger den Sound der frühen Death-Metal-Bands den Boden bereiteten. Dann wurden Punkbands wiederum von Metal beeinflusst und so schließt sich dann der Kreis.
Lass uns über Einflüsse reden: Wie gelangt man in fünf Schritten zum neuen MIASMAL-Album?
Puh, das ist nicht leicht zu beantworten ... Vom musikalischen Standpunkt aus gesehen denke ich, dass man mit dem ersten BLACK SABBATH-Album starten könnte. Danach kommen eventuell JUDAS PRIEST mit „Stained Class“, und das erste BATHORY-Album. Dann noch eine Kreuzung aus „Left Hand Path“ von ENTOMBED und „Soul Scars“ von DISFEAR.
In deinen Texten finden sich eher düstere Motive. Was steckt beispielsweise hinter „Until the last“ sagen?
Das ist eine düstere Geschichte über ein diffuses Wesen, das die Welt in den Untergang führt und sie schlussendlich verschlingt, „eating the world until the last“. Das passt zu der generellen Stimmung von Zusammenbruch und Apokalypse, von der viele MIASMAL-Texte berührt sind.
Welchen Ursprung haben die Ideen für die Texte? Und wie wichtig sind sie für das künstlerische Konzept hinter MIASMAL insgesamt?
Die Texte sollen zuerst den Songs dienen, deshalb ist es wichtig, dass sie gut zu der Musik passen und nicht ablenken. Meistens beginne ich mit einem Satz, einem Titel und baue die Worte drumherum. Das kann von irgendetwas inspiriert sein, das ich gelesen habe, eine Formulierung oder ein Satz, der hängengeblieben ist. Manchmal ist es einfach nur ein Wort. Auf dem neuen Album sind ein paar Texte, die persönliche Erfahrungen verarbeiten, zum Beispiel „Whisky train“. Der Song handelt von dem Geisteszustand, in den du gerätst, wenn du zu oft über längere Zeit zu viel trinkst: Depressionen, Entfremdung, Angst.
Ihr habt im Studio Fredmann aufgenommen, ein bekannter Name, wenn es um schwedischen Death Metal geht. Was ist das Besondere an diesem Studio, über welche speziellen „Tricks“ verfügt Fredrik Nordström?
Fredrik und Henrik von Fredman sind großartig darin, den Sound einer Band einzufangen, ohne zu viel daran herumzuändern. Sie finden immer den richtigen Klang und die richtige Produktion, die zu der Musik passt. Dazu kommt, dass es sehr stressfrei ist, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Alles geht schnell und glatt, es herrscht eine entspannte Stimmung im Studio. Fredrik und Henrik sind Zauberer, wenn es ans Mischen geht, und als sie uns den ersten Mix gaben, wollten wir eigentlich kaum noch was ändern – es war so ziemlich alles da. Besonders gut gefällt mir, wie die Vocals jetzt herauskommen. Ich denke, Fredrik und Henrik haben den Energiepegel des Albums drastisch erhöht. Wir wussten, dass wir dort eine großartige Platte aufnehmen würden. Ich war davor schon dort mit meinen anderen Bands und ich weiß, dass sie immer in der Lage sind, die richtige Produktion für eine Band zu finden. Außerdem ist das Studio bei uns in Göteborg – wenn du mal anfängst durchzudrehen, kannst du problemlos eine Pause einlegen und falls nötig eine Nacht zu Hause schlafen, hahaha.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Joachim Hiller
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