MEGA

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Italo Mega Hits

Das italienische Pop-Punk-Quartett MEGA ist ein Phänomen. Die Band aus Monza spielt selten außerhalb von Italien und verfügt auch über keine große Vermarktungsmaschine. Trotzdem trifft man regelmäßig bei Pop-Punk-Konzerten auf Fans in MEGA-T-Shirts. Ende 2018 erscheint mit „Narcissistic Punk Rock Order“ das vierte Album der Band. Wir sprachen mit den sympathischen Burschen am Rande eines Festivals in Münster, wo sich Sänger und Gitarrist Robi, Gitarrist Daniele, Bassist Federico und Schlagzeuger Raffaele unseren Fragen stellten.

Im Netz findet man kaum Informationen über euch, geschweige denn ganze Interviews. Wie kommt’s?

Robi:
Stimmt. Wir sind sehr schüchtern und geben normalerweise keine Interviews. Tatsache ist aber auch, dass wir eigentlich so gut wie nie um Interviews gebeten werden. Ich glaube, es ist tatsächlich das erste Interview mit einem Print-Fanzine.

Raffaele: Das Problem ist natürlich auch, dass man online schon nach „MEGA Punk Rock“ suchen muss, um uns zu finden. Suchanfragen nach „MEGA“ sind meist nicht erfolgreich. Das ist echt ein Problem für uns, aber deshalb werden wir sicher nicht den Bandnamen ändern. Der Zug ist abgefahren. Am Anfang war es ein Witz, wir waren eine kleine lokale Band, deshalb wollten wir bewusst einen Namen, der Größe verspricht.

Ist euch eigentlich bewusst, wie beliebt ihr aktuell bei euren Pop-Punk-Kollegen seid? Zahlreiche Bands wie NEON BONE oder die EVIL O’BRIANS halten euer letztes Album „Conversation About Nothing“ für die beste Pop-Punk-Platte 2016.

Robi:
Wir sind überrascht, das haben wir nicht gewusst. Da der Kreis an Leuten, die Punkrock hören, nicht so riesig ist, dringen solche Informationen eigentlich nur selten durch. Wir wissen, dass Lars von NEON BONE uns mag, aber dass es noch weitere positive Reaktionen gibt, war uns nicht bewusst.

Wenn ihr jetzt wisst, wie gut euer letztes Album angekommen ist, bedeutet das auch einen gewissen Druck für den Nachfolger? Oder ist es euch egal, Hauptsache, ihr mögt das neue Album?

Robi:
Uns ist es natürlich schon wichtig, dass unsere Fans unsere Alben mögen. Aber in erster Linie müssen natürlich wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Bis jetzt haben wir in unserer kleinen Welt gelebt und waren glücklich. Jetzt kommt schon ein gewisser Druck hinzu, vielen Dank, haha.

Daniele: Ich bin überzeugt, dass das neue Album wieder gut geworden ist und auch unsere bisherigen Fans nicht enttäuschen wird. Wir haben uns ja auch richtig viel Zeit gelassen.

Federico: Am Vorgehen, die Songs zu schreiben und aufzunehmen, haben wir nichts geändert, warum auch?

Daniele: Wenn wir Songs einspielen, dann nehmen wir sie als Freunde auf. Wir verstehen uns gut und haben gemeinsam Spaß. Solche Aufnahmen sind somit auch ein gewisser Freundschaftsbeweis, zum Teil spielen wir das Album auch zu Hause ein. Wenn wir uns dabei wohlfühlen, was soll da schiefgehen? Damit ist auch ein gewisses Gefühl verbunden, eine gewisse Situation. Wir sind seit zwanzig Jahren miteinander befreundet und das ist uns auch wichtig.

Ihr seid die Favoriten vieler Punkrock-Kollegen. Wen mögt ihr so?

Raffaele:
In den letzten Jahren fanden wir GIANT EAGLES aus den Niederlanden einfach großartig. Marien ist ein großartiger Songwriter, auch bei WINDOWSILL.

Ihr habt bisher wenig außerhalb von Italien gespielt. Warum?

Robi:
Eigentlich sind wir eine Band, die generell nicht viel auf Tour ist, selbst in Italien spielen wir nicht so oft.

Federico: Wir sind alt und es ist nicht so einfach, neben der Arbeit noch die Zeit für längere Touren zu finden. Für uns ist es schon am wichtigsten, zusammen zu sein und neue Songs zu schreiben.

Würdet ihr gerne öfter im Ausland spielen?

Daniele:
Es bringt natürlich schon jede Menge Spaß, gemeinsam auf Tour zu gehen. Das ist schon so etwas wie Urlaub.

Raffaele: Der Grund, warum wir nicht öfter Shows spielen, ist sicher, dass wir auch etwas faul sind.

Robi: Und dass wir nicht über ausgeprägte Netzwerke verfügen, die einfach für uns auch die entsprechenden Touren organisieren.

Auf Pop-Punk-Festivals trifft man eigentlich nur nette Leute in ausgelassener Stimmung, teilweise geht es sehr familiär zu. Bands und Fans kennen sich untereinander. Wie sind eure Erfahrungen?

Robi:
Das können wir absolut bestätigen. Es ist zwar nur ein kleiner Kreis, aber es hat schon etwas von Familie. Es ist cool, wenn sich Leute aus halb Europa versammeln, um gemeinsam Spaß zu haben.

Daniele: Festivals wie das Puke-Fest oder das Punk Rock Raduno bieten schon eine gute Gelegenheit, dass sich alle europäischen Punkrock-Fans mindestens einmal im Jahr persönlich treffen.

Federico: Sie sind natürlich total notwendig, um Freundschaften und Netzwerke zu pflegen und die Szene am Leben zu halten.

Euer letztes Album ist bei One Chord Wonder erschienen.

Raffaele:
Ich habe Labelbetreiber Davide kennen gelernt, als ich 18 Jahre alt war. Er ist schon seit vielen Jahren ein guter Freund. Das neue Album wird wieder bei ihm erscheinen. Darüber hinaus ist auch im Gespräch, dass Mom’s Basement Records das Album in den USA rausbringt. Es erscheint Mitte Dezember als Digital-Release, im Januar folgen dann LP und CD.

Italienische Punkrocker scheinen eine Schwäche für „Star Wars“ zu haben. Die PONCHES haben den Song „Star Wars inside me“ und ihr hattet auf dem Album „May The Force Be With You“ den Song „Jedi knight“.

Robi:
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass der PONCHES-Song nicht von dem Film handelt, sondern von einem gewissen Lebensgefühl. Ich bin tatsächlich bekennender „Star Wars“- und auch „Star Trek“-Fan, aber typisch für den italienischen Punkrock ist das trotzdem nicht.

Eines müsst ihr mir noch erklären. Warum hat eine italienische Band, die auf Englisch singt, einen Song mit dem deutschen Titel „Schwarzwälder Kirschtorte“?

Federico:
Der Song handelt von einem Mädchen aus Deutschland. Ich habe auch eine deutsche Freundin. Und wir mögen Schwarzwälder Kirschtorte. So einfach ist das.

Gibt es auf dem neuen Album dann vielleicht einen weiteren Song mit deutschem Titel?

Robi:
Lass dich überraschen. Ich sage nur „Westfalia“, ein Song über Nordrhein-Westfalen, weil die Menschen dort immer so freundlich zu uns sind.

Ist es in der heutigen Zeit eigentlich noch gerechtfertigt, als Punkband fröhliche Liebeslieder zu spielen?

Raffaele:
Ich bekenne mich schuldig.

Robi: Andererseits kann man auch nicht ständig nur über das Schlechte im Leben sprechen und singen. Die ganzen aktuellen politischen Dramen dürfen auch nicht komplett die schönen, spaßigen Dinge im Leben verdrängen.

Was ist an der Einschätzung dran, dass ein guter Punkrock-Song nicht länger sein muss als zwei Minuten?

Robi:
Da stimme ich voll zu. Das reicht doch völlig aus, um die Botschaft eines Songs rüberzubringen. Darüber hinaus wird es doch schnell langweilig.

Daniele: Ich muss widersprechen. Tief in meinem Herzen bin ich eigentlich ein Metalhead, ich mag Songs, die auch mal 15 Minuten lang sind. Wenn bei uns mal ein Song ausnahmsweise länger als 2:10 wird, werden die anderen tatsächlich schon unruhig.

Robi: Unsere Vorgabe ist schon, dass das Album nicht länger als 20 Minuten lang sein soll. Wenn du morgens zur Arbeit fährst und es im Auto hörst, dann sollte es spätestens, wenn du das Auto parkst, auch zu Ende sein.

Ihr habt eine Split-Single mit VOLKOV, einer russischen Band, rausgebracht. Wie kam es dazu?

Federico:
Der Typ aus Russland hat Kontakt mit uns aufgenommen und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Wir haben die russische Band aber niemals getroffen.

Robi: Nein, ich glaube, wir müssen hier die Wahrheit ans Licht bringen. Es war die Idee von Davide von One Chord Wonder. Ganz ehrlich: VOLKOV ist ein Fake, dahinter steckt Davide selbst, der das Ganze nur als russische Band ausgibt. Aber bitte nicht weitersagen, dass wir ihn hier verraten haben.

Was sind eure Erfahrungen mit den aktuellen Entwicklungen im Tonträgermarkt, mit CDs, Vinyl und Downloads?

Robi:
Vinyl ist in der Produktion deutlich teurer als CDs, du kannst die LP aber nicht viel teurer verkaufen. Mit der beschenken wir quasi uns selbst, da wir alle Vinyl-Liebhaber sind.