Seit ihrem diesjährigen dritten Album „Tight New Dimension“ gehören auch die partysüchtigen MEAN JEANS aus Portland zur langen Liste von Bands auf Fat Mikes legendärem Label Fat Wreck Chords. Für die MEAN JEANS war es jedoch gar nicht mal so schwer, dort unterzukommen ...
Euer neuestes Album wurde auf Fat Wreck veröffentlicht. Wie habt ihr das geschafft?
Wilder: Wir haben eine Mail geschrieben.
Junior: Wir hatten das Album schon eine ganze Weile vorher aufgenommen und wussten nicht, was wir damit anstellen sollten.
Billy: Wir dachten, es könnte sich lohnen, mal ein Label zu suchen, das eine höhere Reichweite als unsere bisherigen Labels hat. Außer Sub Pop und Fat Wreck ist uns nichts eingefallen. Also haben wir an beide Labels fünf Songs geschickt.
Was ging euch durch den Kopf, als ihr die Zusage bekamt?
Wilder: Teenage dreams come true! Wenn du das meinem 13-jährigen Ich erzählst, würde es vor Freude vollkommen ausflippen. Wir könnten unsere Alben aber auf Labels aus ganz unterschiedlichen Szenen veröffentlichen.
Billy: Ich denke sowieso, dass wir in keine spezifische Szene hineinpassen. Was für uns wirklich kein Nachteil ist.
Junior: Fat Wreck ist einfach das größte Punklabel. Warum sollte man so ein Angebot ablehnen? Wir klingen aber nicht wie andere Fat Wreck-Bands.
Ihr wart kürzlich mit NOFX auf Tour. Wie war’s?
Billy: Die Shows waren ganz anders im Vergleich zu dem, was wir normalerweise so machen. Sonst spielen wir vor wenigen Leuten um Mitternacht, wenn alle in Partylaune sind – dort mussten wir um 19 Uhr vor einer riesigen Menschenmenge, die noch nicht so recht in Stimmung waren, auftreten. Es war eine echte Herausforderung, das Publikum mit der Performance und etwas dummem Gelaber für uns zu gewinnen.
Fat Mike tritt aktuell ja immer nüchtern auf. Wird das euch auch irgendwann mal so ergehen?
Wilder: Nein. Während unserer gemeinsamen Zeit war das auch noch nicht der Fall. Nach der Tour mit uns wollte er nüchtern werden und ging in die Entzugsklinik. Wir trinken sehr viel. Wir gehen nie länger als drei Wochen auf Tour, weil wir uns einfach jeden Abend vollkommen abschießen. Darum geht es bei unserer Band. Betrunken sein und gute Laune haben.
Was sagt ihr euren ganzen Freunden aus Kindheitstagen, die jetzt seriöse Jobs haben und euch wahrscheinlich für verrückt halten?
Billy: Ich bitte sie um Geld. Wobei ich den Eindruck bekomme, dass viele denken, dass man 2016 mit einer dummen Punkband auf Fat Wreck richtig viel Kohle verdienen würde. Auf uns trifft das jedenfalls nicht zu. Daran ist wirklich nichts glamourös, es macht einfach nur Spaß. Die Leute, die mit LAGWAGON aufgewachsen sind, denken wohl, dass wir den Jackpot geknackt hätten.
Wilder: Meine Schwester verdient mit ihrem normalen Job gutes Geld und wir sind beide jeweils neidisch aufeinander. Ich habe noch nie ein solches Berufsleben kennen gelernt. Oder das Erwachsenenleben.
Wollen euch eure Eltern immer noch zu einem seriöseren Lebensstil überreden?
Billy: Meine Mutter realisiert das wohl nicht. Das ist auch gut so.
Wilder: Sie haben es vor fünf Jahren aufgegeben. Sie akzeptieren jetzt, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Aber sie denken wohl auch, dass wir in Hotels schlafen und ständig vor riesigen Menschenmengen spielen. Stattdessen schlafen wir in einem winzigen Van.
Manche Leute sagen, dass eine Punk-Band politisch sein müsse.
Wilder: Das ist lächerlich. Man muss nicht politisch sein, um Punk zu sein. Wobei wir auch gar nicht versuchen, Punk zu sein, und es vielleicht auch gar nicht sind. Warum kann ich nicht mit meinen Freunden zehn Bier trinken, Musik machen und dann über irgendetwas singen, wo ich gerade Bock drauf habe? Wir haben noch nicht mal ansatzweise jemals irgendetwas Politisches in unseren Texten erwähnt. Wir haben schon klare Ansichten und sind gegen Faschismus, Homophobie und so weiter. Wir denken alle, dass Donald Trump ein Idiot ist. Wir wollen aber mit der Musik niemandem etwas beweisen, es geht nur um den Spaß. Das heißt nicht, dass unsere Musik belanglos wäre. Punk sollte unangepasst sein und den Leuten keine Vorschriften machen. Nur weil wir uns nicht besonders für irgendwelche Ideale einsetzen, heißt das nicht, dass wir hirntot sind.
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