Es gibt Bands, die meinen, alleine mit richtig fiesem Noiserock und Krämpfe verursachenden Schreianfällen die Masse für sich gewinnen zu können. Krach ohne Ende ... Aber Krach ist nicht gleich Krach. Auch hier darf man wohl nach einer Melodie verlangen, nach einer akustischen Feinheit, die einen in ihren Bann zieht. Dieses Rezept haben MCLUSKY perfektioniert – auf ihren Tonträgern, aber vor allem live. Die drei Herren aus dem walisischen Cardiff sind spätestens nach „Mclusky Do Dallas“ richtig viel rund um den Globus gereist, waren auch diesen Sommer wieder auf zahlreichen Festivals vertreten und tourten zusammen mit den FOO FIGHTERS durch Europas Clubs. Ich traf Sänger und Gitarrist Andrew Falkous in Manchester, wo man sich nach abgeschlossenem Soundcheck in einem Hinterzimmer des Roadhouses über die Anfänge und die Zukunftspläne unterhielt.
Erzähl zunächst mal, wie es denn zu MCLUSKY gekommen ist.
Das war vor ungefähr sieben Jahren. Ich und Matthew, unser ehemaliger Drummer, haben angefangen Musik zu machen. Das Ganze hatte damals noch keine richtige Form angenommen, bis wir John kennen lernten. Er hat in einer Bar gearbeitet und hatte die abgefahrenste Frisur, die wir bis dato gesehen haben. Er ist da hinter der Theke so heftig zu laufender Rockmusik abgegangen, dass wir ihn sofort in der Band haben wollten. Und wie es der Zufall wollte, war er schon seit längerer Zeit dabei Bass zu spielen. Als Matthew die Band dann verlassen hat, haben wir ihn durch unseren neuen Drummer Jack ersetzt und kommen super miteinander klar.
Die britische Presse schrieb, ihr hättet John beim Zelte anpissen auf einem Festival kennen gelernt.
Das ist totaler Schwachsinn! Wir sind, wie gesagt, in einer Bar auf ihn aufmerksam geworden, wegen seines Styles, der MARILYN MANSON-Fans ziemlich alt aussehen lässt, da waren teils kahle Stellen auf dem Kopf und hier und da ein paar rote Büschel, richtig strange, somit hat er ganz gut zu uns gepasst. Er ist auch derjenige, der auf der Bühne keine Pause braucht. Er geht immer total aus sich raus, bis er dann am Ende nur noch auf dem Boden liegt und sich an seinen Bass schmiegt.
„Mclusky Do Dallas“ ist ja euer zweites Album. Inwiefern, würdest du sagen, unterscheidet es sich vom eurem Debüt?
"My Pain and Sadness" war einfach eine Ansammlung von Demos. Wir hatten damals kaum Geld für eine gute Produktion, waren aber relativ zufrieden mit dem Resultat. Wir haben halt versucht, das Beste draus zu machen. Es war damals schwer, sich auf einen Stil zu einigen, da unsere Vorstellungen untereinander auch noch völlig unterschiedlich waren. Bei ‚Mclusky Do Dallas‘ war das anders. Wir hatten ein richtig gutes Studio und mehr Zeit. Das hat zwar nichts daran geändert, dass die Texte für die meisten, uns eingeschlossen, keinen Sinn ergeben, aber zum Schreien sind sie gut geeignet.
Ich mag die Zusammenstellung der Songs, das ist, als ob man einen Energiedrink schlürft und nach jedem Schluck wilder wird.
Das war ja auch ungefähr die Absicht. Da wir Steve Albini, der ein großartiger Tontechniker ist, an unserer Seite hatten, wussten wir, dass er selbst aus der größten Scheiße das Beste herausholen würde, haha. Man investiert auch automatisch mehr Energie in ein Album, wenn man die geeigneten Mittel zur Verfügung hat. Heutzutage ist es nicht leicht im Musikbusiness, deshalb sollte man sich zufrieden geben, wenn man überhaupt ein Studio findet, und halt versuchen, den Sound so gut wie möglich auf die Platte zu kriegen.
Die Resonanz auf das Album war ja sehr erfreulich, und ihr seid jetzt sowohl alleine auf Tour, als auch auf großen Festivals vertreten. Reicht das Geld da für ein Rockerleben?
Nein, bei weitem nicht. Klar kommt einiges zusammen, aber nur für ein luxuriöses Studentenleben. Sprich, wir können die getragenen Klamotten von der Show jeden Tag waschen. Aber oft ist das Geld für Auftritte etc. einfach nicht da, und wenn wir wieder zu Hause sind, müssen wir uns normale Jobs suchen. Es ist wirklich nicht soviel, wie die Leute immer denken. Und wenn uns jemand eine unglaublich hohe Summe für MCLUSKY anbieten sollte, muss er schon ziemlich krank sein.
Mit welcher Musik seid ihr eigentlich aufgewachsen?
Als ich jung war, hatte ich kein besonderes Interesse für Musik, aber da meine beiden Elternteile Musiklehrer sind, war der Einfluss einfach zu groß. So mit 14 hörte ich dann Bands wie QUEEN, METALLICA, GUNS N‘ ROSES und MEGADETH. Irgendwann kam ich dann durch Freunde zu den PIXIES und den DEAD KENNEDYS, aber ich war nie bemüht irgendeinem Trend nachzugehen. Ich hatte nie vorgehabt, eine eigene Band zu haben, das hat sich einfach so entwickelt, und ich bin froh, dass einige Leute zu unseren Sachen feiern können, das macht einen dann doch ganz glücklich.
Dann sind wir ja hier ganz richtig. Hier mag man ja alles, was mit „The“ anfängt und von der Presse heilig gesprochen wird. Ich finde das total übertrieben. Was sagst du dazu?
Ehrlich gesagt, das ist eine ganz andere Welt. Ich habe von diesen Bands keinen Schimmer. Da kommen ja jeden Tag neue, und die meisten hören sich ziemlich identisch an. Es ist halt Big Entertainment und die Musikindustrie braucht nun mal ihre Hypes. Heute sind es diese Bands, aber der nächste Trend kommt sicher bald. Es fällt mir also schwer, dafür Interesse aufzubringen.
Foto: Achim Friederich
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