MASTIFF

Foto© by Nick Sayers

Auf falscher Fährte

Da sucht man sich die Finger wund und stellt das eigene Wissen um die englische Sprache infrage, nur um dann von Gitarrist James erklärt zu bekommen, dass es sich bei dem Albumtitel „Deprecipice“ um ein erfundenes Wort handelt. Na vielen Dank!

Ich musste das Wort „Deprecipice“ nachschlagen, kannst du erklären, wofür es steht und wie es das Album als Ganzes repräsentiert?

Falls deine vergebliche Suche es nicht verraten hat: „Deprecipice“ ist ein frei erfundenes Wort – es ist ein Portmanteau aus „Depression“ und „Precipice“, also „Abgrund“. Unser Sänger Jim schlug es ziemlich früh im Schreibprozess vor, und wir alle hatten das Gefühl, dass es eine ganz bestimmte Stimmung ausdrückt. Für uns repräsentiert es ein sehr reales Gefühl, gefährlich am Rande eines kompletten Zusammenbruchs zu stehen, direkt ins Leere zu starren und zu spüren, wie es zurück starrt.

Das Album hat etwas sehr Deprimierenden und Schweres. Was steckt dahinter?
Wir haben nie wirklich heitere oder positive Themen in unserer Musik behandelt, aber „Deprecipice“ hat jetzt objektiv noch einen persönlicheren Hintergrund als zuletzt „Leave Me The Ashes Of The Earth“. Wir mussten im Laufe der Entstehung dieser Songs verschiedene persönliche Kämpfe und Tragödien durchstehen, und obwohl wir MASTIFF schon immer als einen Abfallcontainer betracht haben, in dem wir all unsere negativen Energien abladen können, fühlte sich das Gebräu diesmal noch heftiger an als sonst.

Ihr kommt aus Kingston-upon-Hull, und wenn ich mir die Stadt so anschaue, sieht sie ganz nett aus. Wie ist euer Verhältnis zu eurer Heimatstadt und habt ihr das Gefühl, dass sie euren Sound beeinflusst hat?
Hull hat, so wie die meisten Leute es kennen, ein paar hübsche Ecken, aber das ist alles nur Oberfläche. Es ist eine postindustrielle Stadt im Norden des Landes, die in den Achtziger Jahren ihren Niedergang erlebt hat, und so gibt es zwar einige nette kleine Touristenfallen und ein paar gute Bars und Restaurants, aber die Fäulnis hat sich bereits tief durch die Infrastruktur gefressen. Die Stadt ist voller verfallener Gebäude und kaum noch funktionierender Einkaufszentren, und es liegt eine seltsame Düsternis über allem Es ist nicht immer die fröhlichste Umgebung, aber sie liefert uns auf jeden Fall ausreichend Stoff, um traurige und unangepasste Lieder zu schreiben.

Ihr habt gesagt, dass das neue Album deutlich von Hardcore beeinflusst ist, während es beim letzten Mal mehr Death Metal war – inwiefern glaubt ihr, dass diese Einflüsse auf den jeweiligen Alben durchscheinen?
Auf „Deprecipice“ gibt es sicherlich immer noch Death-Metal-Einflüsse, vor allem durch den ENTOMBED- und HM-2-Sound der Gitarren, aber ich denke, im Vergleich zu „Leave Me ...“ klingt dieses Album weniger chaotisch und schleppend, sondern eher geradeheraus und aggressiv. Es gibt immer noch diese Momente mit ungezügeltem Lärm, aber größtenteils sollte es einfach so unbeirrbar und brutal nach vorne gehen wie möglich, und genau das ist es, wo der Hardcore spürbar wird.