MARCH

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Öl fürs innere Feuer

Die vierköpfige Band MARCH aus Belgien vermengt Punkrock mit einer Prise Rock’n’Roll. Als sich die damaligen Bands von Drummer Thomas und Gitarristin und Sängerin Fleur 2013 auflösten, war klar, dass die beiden jetzt endlich mal zusammen Musik machen müssen. Einige Biere später war alles beschlossene Sache, auch die musikalische Chemie stimmte von Anfang an. Laut sollte es sein und aussagekräftig, schnell wurde auf ein Quartett aufgestockt. Wir sprachen mit beiden über das frisch erschienene zweite Album „Set Loose“.

Das Cover von „Set Loose“ zeigt einen brennenden Blumenstrauß. Warum? Die stehen doch für eine positive Geste, oder?

Fleur:
Ja, da steckt sehr viel symbolische Bedeutung drin. Wir wollten damit Dinge in Brand stecken, die so selbstverständlich sind, dass sie schon fast bedeutungslos sind. Das soll das Bild verdeutlichen, und es soll außerdem mit der Erwartungshaltung brechen. Man ist irritiert und denkt nicht unbedingt, dass da Punkrock zu hören ist.

Da macht ihr es euch aber schwer.

Fleur:
Ja. Wir hatten darüber auch sehr viele Diskussionen. Es geht auch darum, Dinge in andere Zusammenhänge zu setzen. Das haben wir schon beim Debüt gemacht, da haben sich auch viele gefragt, warum wir einen Hund auf dem Cover haben.

„Set Loose“ befasst sich damit, dass man ein inneres Feuer hat und was passieren kann, wenn man es voll entfacht oder unterdrückt. Ist die Musik euer größtes Feuer oder habt ihr noch andere kleine Feuer in euch?

Thomas:
Haha, bei mir ist es auf jeden Fall das wichtigste Feuer.

Fleur: Bei mir auch, ich mag zwar auch viele andere Dinge und probiere gerne Sachen aus. Aber Musik wird immer mein olympisches Feuer sein, haha.

Wann genau habt ihr das für euch entdeckt?

Fleur:
Jeder hat sicher so etwas, man muss nur das richtige Öl reingießen. In meinen Fall war das einfach das Glück, die richtigen Leute zu treffen. Man muss nach draußen gehen, um Gleichgesinnte zu finden. Natürlich ist das gerade bei einer Band wichtig und ein Plan ist auch immer nicht schlecht.

Thomas: Man muss bereit dazu sein, hart zu arbeiten, und manchmal ist es auch frustrierend, wenn man sein Ziel nicht sofort erreicht.

Wie unterscheidet sich euer zweites Album vom ersten?

Fleur:
Schon alleine durch die beiden neuen Mitglieder, die Bassistin Jeroen und den Gitarristen Hermance, hat sich einiges verändert. Der Entstehungsprozess ist nicht ansatzweise vergleichbar gewesen und es fühlt sich ehrlich gesagt wie ein Debütalbum an. Wir schreiben unsere Songs immer unterschiedlich. Thomas und ich tauschen sehr gerne Ideen aus und fangen dann einfach an zu spielen. Meistens ist die Musik zuerst da und dann kommt so eine vage Idee zum Text.

Geht es in dem Song „Reaper’s delight“ darum, dass Leute einfach auf Angst stehen?

Fleur:
Irgendwie schon. Es geht um das Aufeinandertreffen von Gut und Böse, aber ich bin echt schlecht darin, unsere Songs zu erklären.

Eine Geisterbahn ist ein Ort, an dem man Angst empfinden und in der Gruppe sicher genießen kann. Eine Metapher auf die aktuelle politische Situation?

Fleur:
Schon, es ist eine Metapher darauf, wie verrückt die Welt geworden ist. In der Geisterbahn kann aber, im Vergleich zur normalen Welt, nichts schiefgehen.

Bezieht sich „Nothing ever really dies“ darauf, dass manches den Tod überdauert?

Fleur:
Ja. Nicht alles, was tot ist, ist auch verloren und vergessen. Alles hat irgendwie Auswirkungen auf andere.

Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?

Fleur:
Nicht in dem Sinne, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, wie man sich im Leben verhält. Die Tatsache, dass wir überhaupt auf dieser Welt sind, ist ja schon ein einziges großes Mysterium. Ich bin keine Wissenschaftlerin, von daher weiß es nicht. Aber die Lebenszeit zählt.

In „Surface“ geht es offenbar darum, frei zu sein, um zu tun, was immer man möchte.

Fleur:
Es sollte das Outro des Albums sein. Es ist egal, was du machst, wohin du willst und was andere sagen. Das erschien mir erst sogar selbst etwas dramatisch. Aber letztendlich ist genau das die Wahrheit, die jeder wissen und verinnerlichen sollte. Es gibt immer noch viele Widerstände gegen Freiheit und Leute, die damit hadern, wer und wie sie sind. Mein Leben ging schon immer in eine Richtung, die etwas anders war als die der anderen. Das war nicht immer einfach, führte aber letztendlich zum besten Leben, das ich leben kann.