LOS PEPES

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Arschlochfreie Rock’n’Roll-Zone

Transnational Powerpop-Jetset für Fortgeschrittene mit über zwei Schachteln pro Tag, golden geteerte Good Vibrations im neblig-infektiösen Dunstkreis nordirischer Teenage-Heroen à la PROTEX, STARJETS, UNDERTONES und RUDI. Additive TESTORS-Imprägnierung für 77 Runden „Big Time“-Up & Down mit maximaler KNOTS-Action-Garantie inklusive. Die Erfolgsformel erläutert uns Ben Perrier, Vokalist, Konsonantist und Gitarrist mit langen Haaren. Für den privaten Shake-Appeal mit Asbachschorle wird neben der aktuellen LP „All Over Now“ das gesamte Frühwerk empfohlen. Augenbrauen für die kommenden Shows der LOS PEPES sollten rasch gezupft werden, let’s get zooed out!

Vor euch hat bereits eine paramilitärische Gruppe aus Kolumbien, die gegen Pablo Escobar in den Kampf zog, den Namen LOS PEPES gewählt. Wie sind die militärischen Rollen innerhalb eurer Sondereinheit verteilt?

Natürlich bin ich der General, das größte Arschloch, das den anderen erzählt, was sie zu tun haben. Seisuke ist der Spezialist für verdeckte Aktionen, denn er ist schließlich Japaner und demnach der Klügste von uns allen, spezialisiert auf das Bass-Solo mit zwei Fingern. Gui kannst du einfach nach dem Feind werfen oder ihn irgendwo ins Niemandsland an die Frontlinie stellen, jeder Gegner wird umgehend vor Angst flüchten. Kris Kowalski kümmert sich um die Versorgung, er kennt sich mit Essen aus und es heißt, dass er einen guten Burger macht. Wird Verstärkung benötigt, ruf einfach Smithy an, er erscheint sofort bewaffnet vor Ort und ist zu jeder Schandtat bereit.

Zu Beginn unseres Ausfluges in das transnationale Powerpop-Mysterium der LOS PEPES sollten wir auf einige pikante Insiderinformationen zu sprechen kommen. Welche spezielle Beziehung habt ihr zu den Freundinnen eurer Großmütter, weshalb stehen an Ostern noch Weihnachtsbäume in Belgien und wie war es möglich, dass euch ein Skinhead-Gastgeber zum Kotzen bringen konnte?

Ich sehe schon, du musst aufgrund deiner sehr detaillierten Bezüge mit jemanden aus dem inneren Kreis gesprochen haben, der uns während unserer Touren begleitet hat. Das macht mir Angst, denn natürlich wird unterwegs auch viel Schwachsinn geredet. Als Hauptverdächtiger kommt hier eigentlich nur Ben Bazooka, unser Booking-Agent, Svengali und hauptamtlicher Biertrinker on the road, in Frage. Ja, einer von uns hat tatsächlich eine familiäre Beziehung zu einer bestimmten Geisha, allerdings eher im Sinne eines Portiers, der für sie einige Dinge organisiert. Der Typ in Hasselt, von dessen österlichem Weihnachtsbaum du sprichst und in dessen Kneipe wir gespielt haben, war tatsächlich ein äußerst seltsamer Zeitgenosse, denn er hasste nicht nur uns, sondern auch Punk generell, was ja schon irgendwie ungewöhnlich für jemanden ist, der ständig Punk-Konzerte in seiner Kneipe organisiert. Wohl um uns zu bestrafen, tat er trotzdem so, als ob wir beste Kumpel wären, und zwang uns, unser Körpergewicht in Alkohol zu uns zu nehmen, während er uns Geschichten von seinen Gebrechen erzählte. Bei der letzten Geschichte ließ ich mich von unserem Gastgeber, einem absolut sympathischen Skinhead aus Bayern mit einer großartigen Punk-Single-Sammlung, dazu „nötigen“, einen kleinen Zug von der allseits bekannten grünen Pflanze zu nehmen, was mir und unserer Unterkunft nicht allzu gut bekam. Sonst haut mich nichts so schnell um, aber ein Millimeter von dem Zeug und du kannst mich vergessen. Ich habe zwar lange Haare, aber als Hippie bin ich halt nicht zu gebrauchen.

Abgesehen von solchen Beispielen aus der Klischee-Kiste des Sex, Drugs & Rock’n’Roll müsstet ihr euch angesichts der fünften Tour in nur zweieinhalb Jahren wohl bald einer ernsthaften psychiatrischen Behandlung unterziehen, würde sich jeder Tag so gestalten. Wie haltet ihr diesbezüglich die Balance?

Nun gut, diese kleinen Abstecher qualifizieren uns bestimmt noch nicht als die neuen MÖTLEY CRÜE. Bisher hatten wir auch noch nicht die Gelegenheit, mit einem Haufen Mädels ein Bad in Chris Holmes’ Privatpool zu nehmen und dabei mit Koks um uns zu werfen. Vielleicht aber, wenn diese unpopuläre Nische namens Rock’n’Roll eines Tages groß raus kommt, hahaha. Nein, tatsächlich nehmen wir das alles ziemlich ernst und ziehen nicht nur irgendeine Show ab. An erster und wichtigster Stelle steht für uns die Musik. Doch diese Musik soll und muss ja auch Spaß machen. Was also tust du? Früh ins Bett gehen und dich ausschlafen? Niemals, diese nutzlosen Jahre am Ende eines Lebens braucht doch keiner wirklich, also lieber jetzt eine gute Zeit haben. Wenn wir spielen und auf Tour sind, ist das genau die Art von Psychotherapie, die wir brauchen. Verrückt sein und durchdrehen, um letztendlich bei Verstand zu bleiben. LOS PEPES sind eine arschlochfreie Zone, keiner nervt den anderen und jeder kann tun, was er will. Wenn du mal müde bist, dich wie Scheiße fühlst und einen heftigen Kater hast, dann trink einfach einen Kaffee, rauch eine Zigarette und alles wird gut. Da draußen in der normalen Welt laufen Kriege und eine Menge andere Scheiße, also hör auf zu jammern, denn jemand anderem geht es mit Sicherheit immer wesentlich schlechter als dir.

Wie trifft und organisiert sich eine Band, deren Mitglieder aus England, Brasilien, Japan und Polen kommen?

London ist der Grund – wir alle haben einmal hier gelebt oder tun es noch immer. Es ist einer der multikulturellsten Orte der Welt, weshalb ich es liebe, hier zu sein. Übrigens, diese ganzen Idioten hier drüben, die sich ständig über Immigration beschweren und die EU verlassen wollen, könnte ich jedes Mal in die Fresse hauen, wenn sie wieder einmal das Maul aufreißen. Großbritannien wäre eine verdammt beschissener Ort ohne diese vielfältige Mischung an Menschen.

Würdest du mir zustimmen, wenn ich sage, dass LOS PEPES sarkastische Hommagen an die Wendungen von Liebe und Hass im Leben schreiben, um den letzten nihilistischen Lacher auf ihrer Seite zu haben, statt einfach nur simple Liebeslieder, wie manche Kurzschlussdenker es für das Genre Powerpop ja gerne als Standard anführen?

Definitiv, denn während unseres Lebens zählt doch die Liebe und alles, was mit ihr zusammenhängt, zu den Dingen, die uns am meisten Ärger bereiten. Weniger im Sinne von „Love me tender“, sondern eher: Verdammte Scheiße, was zur Hölle soll ich jetzt bloß tun? Du magst dich selbst zwar als den harten Hund sehen, der ohnehin keine Zukunft hat und dem alles am Arsch vorbeigeht, doch irgendwann wirst du dich mit Liebe und dem zugehörigen Ärger auseinandersetzen müssen. Das ist nichts Neues, 90% des Rock’n’Roll handeln auf die eine oder andere Weise entweder von diesem Thema oder beziehen sich auf Sex. Es ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, über das Songs geschrieben werden. Ich sehe das aus der Perspektive von „New rose“: Nicht herumhocken und wegen eines Mädels heulen, sondern neue Energie daraus ziehen. Fürs Protokoll, der DEAD BOYS-Song „All this and more“ ist das beste Liebeslied, das jemals geschrieben wurde.

Stimmt es, dass der Powerpop-Anteil bei LOS PEPES, neben dem Einfluss deiner Frau, die ja auch in London als DJ arbeitet, vor allem auch zurückzuführen auf Seisuke ist, der sicher auch geheime PROTEX- und XDREAMYSTS-Testpressungen zu Hause beherbergt?

Absolut, die beiden haben mir da auf jeden Fall den Weg gewiesen, auch wenn die anderen Jungs und ich diese Vorlieben natürlich ebenso teilen. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit diesen super melodischen Sachen, denn genau das ist es, was ich immer machen wollte. Ich kann mich noch erinnern, wie wir damals in der alten Bude von Seisuke hier in London saßen, Beck’s aus Dosen getrunken und RUDI, PROTEX und STARJETS gehört haben, als wir plötzlich beide sagten, dass wir es als Band genauso wie diese Jungs machen wollen. Seisuke hat definitiv auch mehr Platten als ich und immer etwas neues Großartiges in petto. Wie das jetzt aussieht, da er in Kyoto lebt, weiß ich allerdings nicht genau. Vielleicht stimmt sogar deine Annahme mit den PROTEX-Testpressungen, zumindest hoffe ich das inständig. Gui hat von allen auf jeden Fall die meisten RAMONES-Platten, außer „Acid Eaters“ komischerweise. Eigentlich habe ich im Vergleich zu den anderen tatsächlich nur Scheiß.