Sie kommen aus Los Angeles, ihr drittes Album "It must suck to be you" (Tacklebox Rec./Cargo) wartet mit sehr schön rotzigem Punkrock und ungewöhnlich respektlosen Texten auf, und im dritten Teil von Penelope Spheeris´ Doku "Decline Of The Western Civilization" haben LITMUS GREEN auch einen Auftritt. Da waren natürlich ein paar Fragen fällig.
Ich denke, ihr stellt euch am besten erstmal vor. Wann wurde die Band gegründet, und wie seid ihr zu dem Namen gekommen?
LITMUS GREEN wurden 1991 mit den selben vier Leuten gegründet, die auch heute in der Band spielen: Reverend Sean, Sänger; Ed, Gitarrist; Rick, Drummer; und ich, Mateo, Bass. Alle, außer mir, haben vor LITMUS GREEN schon zusammen in MEDIA CHILDREN gespielt, die ja vielleicht noch jemand kennt. Mit dem Namen hat es nichts auf sich: Sean hatte mal ein Fanzine, das auch Litmus Green hieß, der Name gefiel uns, und das ist es auch schon.
Wenn ich an kalifornische Bands denke, handelt es sich dabei hauptsächlich um beschissene Melody-Kindergruppen. Wie seid ihr also zu eurem Sound, und besonders zu den Texten, gekommen?
Wir sind alle schon etwas älter als die Bands, von denen du da sprichst, und als wir zum ersten Mal mit Punk in Kontakt kamen, war das die große Zeit von Bands wie CRASS, DEAD KENNEDYS oder CONFLICT, eben die politischen Bands. Weiterhin denke ich, dass es ein wichtiger Aspekt ist, dass wir alle "Ausgestoßene" waren und schon damals politisch links oder anarchistisch eingestellt waren. Die Geschichte mit den Texten hat folgendes auf sich: Sean trägt immer ein Buch mit sich herum, in dem er seine Gefühle und Beobachtungen notiert. Er schreibt alle Texte, und für die Musik sind hauptsächlich Ed und ich verantwortlich.
Wie seid ihr zu diesem Song "Bill's on T.V. again" gekommen?
Sean wurde dieselbe Frage schonmal von einem russischen Fanzine gefragt, hier ist die Antwort: Es scheint so, als ob ich Bill Clinton mein Leben lang hassen würde. Die größte Gefahr, die er darstellt, liegt darin, wie falsch er verstanden wird. Die Leute denken er sei ein liberaler, aufgeschlossener Frauenheld, aber das ist er nicht. Innerlich ist er das, was Bush und Reagan nach außen waren. Bill behauptet keine Probleme mit Homosexuellen zu haben, aber sein Verhalten reflektiert diese Aussage nicht. Außerdem hat Bill keine einzige Atombombe abgerüstet, obwohl die Sowjetunion nicht länger existiert, und nicht länger Amerikas "Todfeind" ist.
Habt ihr in irgendeiner Weise Probleme mit dem F.B.I bekommen? Denn in "Bill's on T.V. again" ruft ihr ja zum Schluß mit dem Satz "Shoot the fucker now!" zum Mord am Präsidenten auf, was meines Wissens nach in den USA eine Straftat ist.
Wir haben herausgefunden, dass das F.B.I tatsächlich eine Akte über uns führt, in der wir als "politische Extremisten" drinstehen. Passiert ist uns aber bisher nichts.
Was meint ihr, weshalb es nicht mehr Bands eurer Sorte in Kalifornien sind? Zumindest bekommt man von denen nicht viel mit.
In der Gegend um LA, wo wir wohnen, gibt es eigentlich viele solcher Bands, ich denke nur, dass sie nicht "überlebensfähig" sind, weil sie kein grosses Label hinter sich haben und so nicht richtig "vermarktet" werden.
Ihr äussert euch nicht gerade positiv über das Christentum und die Kirche - ziemlich unamerikanisch von euch, oder? Was ist bei euch also schiefgelaufen?
Sehr gute Frage! Der Hauptgrund ist wohl der, dass keiner von uns sich gerne sagen läßt, was er tun und lassen soll. Außerdem sind wir nicht in einer religiösen Familie aufgewachsen, sondern hatten Hippies als Eltern. Religion ist einfach große Scheiße und in den USA vor allem ein großes Geschäft; ein paar Beispiele dafür kann man am Ende unserer aktuellen CD hören.
Verdient ihr genug Geld mit LITMUS GREEN oder müßt ihr noch arbeiten?
Von wegen, und dann wären wir ja auch"Sell Outs"! Sean hat einen Hochschulabschluss in Soziologie und arbeitet mit geistig zurückgebliebenen Teenagern. Rick arbeitet in einer Computerfabrik, Ed ist ein Lehrassistent an einer Universität, und ich bin Grafik-Designer.
Wie steht es mit eurem Bekanntheitsgrad in Amerika ?
So richtig bekannt sind wir nicht, obwohl sich das etwas geändert hat, seitdem wir durch Cargo vertrieben werden. Wir sind aber nur in der Underground-Szene bekannt, wobei das positive daran ist, dass die Fans sehr loyal sind und wir nicht oft genug sagen können, wie sehr wir das schätzen.
Und wie viele Leute kommen so zu euren Konzerten ?
Das größte Konzert fand vor 450 Menschen statt, sonst spielen wir vor 150-300 Leutchen.
Wie sieht es mit Europa aus, seht ihr eine Chance hier mal auf Tour zu kommen?
Das ist unser größter Traum!!! Wir würden liebend gern nach Europa kommen und dort spielen. Wir denken, dass wir echt eine Menge zu bieten haben, und einen guten Eindruck machen würden.
Die vorherige CD "Circle that A" fand ich ehrlich gesagt nicht so toll, was hat sich also geändert, dass ihr jetzt mit "It must suck to be you" so einen Knaller hinlegt?
Ich denke, dass wir von Platte zu Platte besser geworden sind, und wenn das nicht so wäre, hätten wir wohl ein Problem. Wir können höchstens dreimal im Monat proben, spielen ständig Shows und nehmen auch noch neue Songs auf, obwohl wir uns nur 30 mal im Jahr sehen! Ich finde, dass das ziemlich gut ist, oder?
Woher habt ihr dieses geniale Foto mit dem Jungen, der Jesus gerade einen bläst?
Das ist aus einem katholischen Lehrbuch, also keine Computersimulation oder so was, das macht es noch genialer!
Was sind eure weiteren Pläne?
Wir arbeiten zur Zeit an neuen Songs, um eine Split-12" mit unseren Freunden DIVISIA aufzunehmen. Und danach, wer weiß? Hoffentlich werden entweder Cargo oder ein europäisches Label - Hallo, ihr netten Leute da drüben in Europa, meldet euch - unsere neue Platte rausbringen.
Eine letzte Frage: Womit besauft ihr euch am liebsten?
Wir brauen unser eigenes Bier zu Hause, und wenn es Alkohol beinhaltet trinken wir es! Here´s to you, cheers for the interview!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #33 IV 1998 und Paul Tackenberg
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #41 Dezember 2000/Januar/Februar 2001 und Ox
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #24 III 1996 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #30 I 1998 und Joachim Hiller