LICH KING

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Metal Thrashing Mad

Es ist ziemlich lange her, dass mich ein Thrash-Metal-Album wieder so richtig vom Hocker gehauen hat. Jüngst schafften das LICH KING mit ihrem dritten Album „World Gone Dead“, das seitdem bei mir auf Dauerrotation läuft. Da LICH KING quasi aus dem Nichts auf meinem Schirm aufgetaucht sind und ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, schickte ich deren Sänger Tom ein paar Fragen.

Tom, stell LICH KING bitte vor.

LICH KING bestehen zur Zeit aus Rob, Brian, Joe und mir. Da wir im Augenblick keinen festen Bassisten haben, sind wir nur zu viert. Wir kommen aus dem Pioneer Valley in Massachusetts in den USA. Ich bin mit 35 der Älteste von uns und war vorher in einer eher miesen Band. Rob war vor LICH KING bei NEUROVORE.

Wieso spielt ihr heute Spätachtziger-Thrash Metal?

Weil wir diese Musik schon immer geliebt haben. Als wir anfingen, Songs zu schreiben, gab es noch keinen Zug, auf den wir hätten aufspringen können. Aber schon wenig später entdeckten wir Bands wie EVILE oder MASS EXTINCTION und waren begeistert, dass wir nicht alleine an Oldschool Thrash Metal interessiert waren. Es gab plötzlich eine neue Welle, die hauptsächlich aus England kam, und ich dachte nur: „Verdammt, wenn ich jetzt Thrash-Metal-Songs schreibe, dann verpuffen meine Ideen nicht einfach, sondern es gibt Menschen, die sich das tatsächlich anhören würden.“ Unsere Einflüsse werden dich sicherlich nicht überraschen. Ich mag all die großartigen Thrash-Bands, mit Ausnahme von MEGADETH, NUCLEAR ASSAULT und den Teutonenbands.

Warum ist euer großartiges drittes Album „World Gone Dead“ auf nur 1.000 Kopien limitiert?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie viele Kopien es tatsächlich geben sollte. Wir haben bislang immer auf Stormspell Records veröffentlicht. Sie sind ein kleines Label und machen eigentlich nie größere Auflagen ihrer Platten. Die Stormspell-Pressung ist jedenfalls schon einige Zeit ausverkauft, aber wir haben das Album gerade neu pressen lassen und verkaufen ab sofort unsere eigene Auflage.

Ist euer Bandname von dem „World of Warcraft“-Charakter inspiriert?

Nein, ganz bestimmt nicht. Ich hatte die Idee von einem Bösewicht, den ich mir zu „Dungeons & Dragons“ ausgedacht hatte. Ein oder zwei Jahre später habe ich das erste Mal von dem anderen Charakter gehört. Ich werde den Namen bestimmt nicht aufgeben, und solange sie uns in Ruhe lassen, werden wir ihnen auch keinen Ärger machen. Mir ist es egal, wenn die Leute denken, dass wir uns nach diesem Spiel benannt haben. Es ist schon schwer zu glauben, dass der Name gleichzeitig und unabhängig von einander erdacht wurde, aber so ist es nun einmal.

Gibt es für eure Musik überhaupt noch eine Szene?

Ja, die gibt es, aber leider nicht hier in Massachusetts, wo guter Metal mausetot ist. Wenn wir allerdings nach Europa oder Kalifornien gehen würden, da hätten wir wohl ganz gute Chancen. Es ist schon ziemlich merkwürdig, aber wir sind möglicherweise die einzige Band, die einigermaßen populär wurde, ohne zuvor eine lokale Fanbase aufzubauen. Wir sind halt scheiße, haha.

Wann und warum habt ihr LICH KING gegründet?

Das war 2004, als ich begann, in meiner Freizeit Songs zu schreiben, alles ganz stressfrei. Die Hälfte der Zeit habe ich das Bandlogo bei einem Kollegen auf den Schreibtisch gemalt, nur um ihn zu ärgern. Er wurde dann später Frontmann bei einer Noise/Elektro-Band namens PRURIENT. Ich erlaube mir heute noch den Spaß und poste Infos über uns in seinem Wikipedia-Eintrag, nur um ihn weiter zu ärgern, haha.

Mich wundert es ziemlich, dass ich noch nichts über euch in den deutschen Metal-Gazetten gelesen habe, weil die Platte ja wirklich großartig ist. Wurdet ihr nie kontaktiert?

Ich weiß nicht, vielleicht ist es ja einfach nicht besonders förderlich für uns, dass wir weder Pressemitteilungen noch Demos an Labels oder die Metal-Presse verschicken. Ich mache zwar gute Promotion für die Band, aber ich habe mich nie darum gekümmert, irgendwelche Firmen zu bemustern.

Was können wir von LICH KING noch alles erwarten?

Wir arbeiten gerade an unserem vierten Album, das Ende 2011 in trockenen Tüchern sein sollte. Dann planen wir eine weitere Tour, die uns hoffentlich voranbringen wird. Größer und besser werden, vorwärts und aufwärts kommen, das wollen wir.

Tom, zum Abschluss noch ein Fragespiel. METALLICA oder MEGADETH?

METALLICA, keine Frage. Ich bin nicht so der MEGADETH-Typ. Man kann Thrash-Fans ganz leicht in zwei Gruppen teilen, in dem man sie sich zwischen „The Four Horsemen“ und „The Mechanix“ entscheiden lässt. Wenn sich jemand für „The Mechanix“ entscheidet, verstehe ich nie, was manche eigentlich unter Thrash Metal verstehen.

ANTHRAX oder S.O.D.?

S.O.D.! ANTHRAX sind ja ganz nett, aber sie sind auch auf tragische Art und Weise furchtbar überbewertet. Ihre Songs fangen immer ganz stark an und verkacken dann oft beim Refrain. Die meisten S.O.D.-Songs sind durchgehend großartig.

SLAYER oder EXODUS?

Das ist hart. Ich liebe EXODUS, aber SLAYER machen bei mir dann doch das Rennen. Sie sind einfach zu gut.